Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Sein Magen fühlt sich warm an, er nimmt die angebotene Zigarre
und lässt sich vom Gangsterboss Feuer geben. Es stört Rick nicht einmal, dass Oonas nackter Fuß unterm Tisch scheinbar zufällig seine Wade berührt. Rick begreift: Selbst die übelsten Leute sind nicht immer fies und böse. Es gibt Zeiten, da streicheln sie ihren Hund, da spielen sie mit ihren Kleinen, da schaffen sie es, nette Menschen zu sein. An diesem schönen Sommertag ist Theodore Kanter ein freundlicher, friedlicher Mensch. Das macht ihn umso gefährlicher.
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Für einen Fünfzehnjährigen fühlt sich ein Kater an wie ein Tsunami. Man glaubt, weggespült zu werden von Übelkeit und Kopfweh, man möchte den Kopf in die Kloschüssel stecken und sterben. Trotzdem geht Rick am nächsten Vormittag zur Schule und danach in Kanters Hauptquartier. Normalität ist wichtig, nur nichts anders machen als sonst. Er begrüßt den Aufpasser an der Tür, setzt sich an seinen Stammplatz im Edelweiß und trinkt Cola. Er hat Bereitschaftsdienst. Sollte Kanter etwas wollen, sollte Oona ihn brauchen, Rick ist da. Nachdem er lange genug rumgelümmelt hat, damit auch jeder ihn bemerkt, steht er auf, schlendert dorthin, wo das Klo ist, und schlüpft aus dem Edelweiß in den dahinterliegenden Teil des Hauses. Von nun an ist Rick ungeschützt. Jeder Schritt, den er jetzt tut, bringt ihn in Gefahr. Er nimmt die nächste Treppe zum Keller.
Das Besondere an einem Fünfzehnjährigen als Agenten
ist, er kommt problemlos mit Elektronik klar. Von seinen Computerspielen sind ihm die verrücktesten Gadgets vertraut. Unsere Ausrüstung ist daher fast ein alter Hut für ihn. Ein elektronischer Keykey zum Beispiel. Rick erreicht eine Eisentür, der man ansieht, warum sie so massiv ist: Sie soll vor neugierigen Blicken schützen. Aber es ist eben nur eine Tür. Rick streift Latexhandschuhe über, hält den Keykey an den Zylinder, der Laser tastet das Innere ab und formt den gewünschten Schlüssel. Aufgeregt ist Rick schon, als er seinen ersten Do-it-yourself-Schlüssel herumdreht. Funktioniert einwandfrei, die schwere Tür öffnet sich. Sie ist nur die erste in einer ganzen Reihe.
Je weiter Rick sich vorwagt, je tiefer er in die unterirdischen Eingeweide des Hauses eindringt, desto komplizierter wird die Technologie. Er hat Infrarotleuchten dabei, nicht größer als eine Taschenlampe. Die Dinger können nichts Besonderes, außer man richtet sie auf eine Überwachungskamera. Kanter ist nicht von gestern. Auch wenn er persönlich die älteste Handygeneration benutzt, hat er für seine Security nettes Spielzeug einbauen lassen. Rick kann die Kameras mit Infrarot blenden . Was aber macht er mit den Bewegungsmeldern? Mit der entsprechenden Software ist heute so gut wie alles zu simulieren. Wenn ein Gerät auf Wärme reagiert, simulierst du Kälte, um es lahmzulegen. Spricht es auf Luftschwingungen an, bringst du die Luft elektronisch zum Stillstand. Im virtuellen Zeitalter stellt der Mikrocomputer jeden gewünschten
Zustand her: Elektronik wird von Elektronik ausgetrickst. Meistens sind es dieselben Firmen, die das Sicherheitssystem und dazu gleich den Kniff erfinden, wie man es umgeht. Obwohl das sein erster Einsatz ist, stellt sich Rick geschickt an. Er benutzt die Detektoren, die wir in sein Handy eingespeist haben, die ihm anzeigen, wo die nächste Falle lauert. Er ist rasch, effektiv und fast lautlos. Fast.
Wie so oft, ist es der menschliche Faktor, den unser Equipment übersieht. Rick ist bereits tief in der Kanter-Höhle und hat einige gut gesicherte Türen überwunden. Die wichtigste, letzte ist mit mehreren Mechanismen gesichert. Hier braucht Rick mehr Zeit. Er kennt den Nummerncode nicht, die Chipkarte steht ihm nicht zur Verfügung, er muss sich per Kabel einlinken. Rick schließt die Drähte an und wartet, dass auf dem Display aus dem Zahlenchaos nach und nach die richtige Kombination auftaucht. Rick räuspert sich, ein Frosch im Hals, er merkt ihn kaum und hustet. Er hustet neben dem alten Luftschacht.
Howard, der starke Howard, ist ein begeisterter Zeitungsleser. Er mag sich die Welt nicht im Fernsehen oder auf dem Computerbildschirm erklären lassen, er mag es Schwarz auf Weiß. Während der vielen Stunden, die Howard für Kanter bloß rumsitzt, liest er. Er wird nicht nach Stunden bezahlt, er wird nicht nach Auftrag bezahlt, Howard ist auf Lebenszeit engagiert. Kanter zahlt dafür, dass Howard rund um die Uhr zur Verfügung steht. Das macht sein Leben
zu einem
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