Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
River. So läuft das mit den großen Haien. Die werden nicht aus dem Becken gefischt. Man beobachtet sie nur, mehr geht nicht.
Diesmal geht vielleicht mehr. Denn eine Sache fürchten die hohen Herren wie der Teufel das Weihwasser – Terrorismus. Bei Terrorismus sperren sie die Ohren auf, sie setzen Untersuchungsausschüsse ein, die spucken zusätzliche Finanzmittel aus. Wenn es um Terrorismus geht, ist jeder korrupte Politiker mit einem Mal Patriot. Dann stellt er sich nicht mehr vor einen Gangster wie Kanter, egal wie viel der zahlt. Seit in unserer Stadt die beiden Türme zusammengekracht sind, seit die Finstermänner vom anderen Ende der
Welt uns in unserem eigenen Land angegriffen haben, ist Terrorismus gefürchteter als die schlimmste Seuche. Keiner will sich damit anstecken. Wenn ich also nachweisen kann, dass Kanter in terroristische Aktivitäten verwickelt ist, wäre es aus mit seiner Narrenfreiheit. Dann deckt ihn keiner mehr, dann trinkt kein Minister mehr grünen Schnaps mit ihm.
Wir wissen von der Lieferung der Holzkisten mit der Aufschrift 137. Wir wissen nicht, wo Kanter sie aufbewahrt. In sein Haus können wir nicht rein. Rick kann es. Wir haben ihn mit der Software ausgestattet, die er braucht, um uns die wichtigste Frage zu beantworten: Ist in den Kisten das drin, was wir vermuten?
13
Rick ist schlau genug, an einem Tag wie diesem nicht mit der Mission zu beginnen. Nachdem Kanter ihm eine verpasst hat, ist das Unwetter fürs Erste abgezogen. Kanter sagt, dass Oona Ruhe braucht. Damit gibt er zu, dass sie nicht schwer verletzt ist. Sie ist daheim, hat ein Pflaster auf der Stirn, ihre Hand ist verbunden, sie liegt im Bett. Der Ferrari ist nicht so glimpflich davongekommen, Oona wird sich wohl einen neuen bestellen müssen.
Oona macht sich Sorgen um Rick. An diesem Vormittag, den Rick im Edelweiß verbringen soll, ruft sie ihn an. Kanter ist dabei und gestattet Rick, dranzugehen. Der Junge sagt, dass es ihm gut geht. Er ist froh, dass Kanter zuhört, Normalität ist jetzt wichtig. Nur keine falschen Geheimnisse, nichts, was den Wolf misstrauisch machen könnte. Oona sagt, sie hat weder Lust rauszugehen noch zu kochen. Ob Rick ihr was zu essen bringen kann. Rick sieht seinen Boss fragend an.
»Frag sie, worauf sie Appetit hat.« Kanter schmunzelt. Wenn sein Paradiesvogel Hunger hat, soll man ihm jeden Wunsch erfüllen.
»Was darf ich Ihnen holen, Mrs Kanter?«
Oona entscheidet sich – man hätte es wissen können – für etwas Französisches. Nun ist es so, dass man indisches, italienisches, fernöstliches Essen in Aluschalen und Pappboxen mit nach Hause nehmen kann, nicht aber französisches. In ganz Manhattan wirst du kein Restaurant finden, wo du provençalische Miesmuscheln oder Coq au vin oder Apfelgelee mit Crème Anglaise to go bekommst. Selbst wenn du die Frau eines Gangsterbosses bist.
»Denk dir was aus«, sagt Kanter. »Mach sie glücklich. Ich komm später nach.«
Rick denkt sich was aus, steigt in ein Taxi und fährt los, um die Frau vom Chef glücklich zu machen. Eine Dreiviertelstunde später ist er bereits auf dem Weg zum Drachenpalast. Er ist nicht allein. Wenn Mrs Kanter nicht ins Chez Maurice kommen kann, um französisch zu essen, muss das Chez Maurice zu Mrs Kanter kommen. Rick bringt den Franzosen mit seiner merkwürdigen Ausrüstung nach oben. Er zeigt ihm, wo er anrichten soll, und klopft an Mrs Kanters Tür. Seit dem Unfall haben sie sich nicht gesehen. Auf Oonas »Herein« geht Rick in ihr Schlafzimmer.
»Steifer Hals?«, fragt sie vom Bett aus. Das Bett ist so groß wie ein Minigolfplatz. Oona trägt eine Sonnenbrille.
»Steifer Hals«, antwortet Rick und fummelt an der Halskrause.
»Steife Hand.« Sie hebt den Arm mit der Bandage.
»Soll hier drin serviert werden?« Er will sich im Zimmer nicht umsehen, es ist alles sehr persönlich. Wäsche, Unterwäsche, Fotografien, Schminksachen. An der Wand ein Ölgemälde mit einem – tja, was ist das? Ein großer Popo offenbar. Rick will hier raus.
»Setz dich.« Sie klopft auf die Bettdecke.
»Das Essen wird kalt.«
»Hat er dich in die Mangel genommen?« Oona wirkt plötzlich mütterlich.
Rick setzt sich an den äußersten Bettrand. »Schon okay.« Heute ist er nicht wie ein Bodyguard angezogen, sondern wie ein Schuljunge. Weite Hose, Kapuzenpulli, Turnschuhe. Sie haben ihn um vier Uhr früh aus dem Bett geholt, sein Haar ist strubbelig. Das gefällt Oona. Sie strubbelt das Haar noch mehr.
»Er ist so
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