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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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fortsetzen. Als sie beide
Wunden erfolgreich vernäht hatte, verbanden wir ihn noch, betteten und deckten
ihn anschließend zu. Zwar hatte er die ganze Zeit gestöhnt, aber das
Bewusstsein nicht wieder erlangt. Ich hatte alles getan, was ich im Moment tun
konnte, alles andere würde die Zeit bringen.
    „Herrin,
wollt Ihr Euch nicht umziehen und etwas ausruhen?“ Erst jetzt wurde mir
bewusst, was für einen scheußlichen Anblick ich bieten musste.
    „Umziehen
ja, ausruhen kann ich auch hier!“ Undenkbar, dass ich jemand anderen mit der
Pflege von Phil betraute, das kam gar nicht in die Tüte. Ich hatte ihn in
diesen Schlamassel gebracht, da musste ich ihm auch zur Seite stehen.
     
    Schon
nach kurzer Zeit hatte ich mich umgezogen und kehrte an das Krankenlager
zurück. Ich hatte auf Reifrock und allen möglichen Schnickschnack verzichtet,
und mir nur ein einfaches Hauskleid anlegen lassen, meine Haare hatte ich sogar
offengelassen. Irgendein guter Geist hatte ein Tablett mit Brot, Käse und
Hähnchenfleisch hingestellt, ebenso einen Krug mit leichtem Wein. Erst jetzt
merkte ich, wie hungrig ich war, kein Wunder meine letzte Mahlzeit war fast vor
24 Stunden gewesen, hastig schlang ich einige Bissen herunter. Um das Essen
besser runterzuspülen, trank ich noch einen Becher Wein, damit waren erster
Hunger und Durst gestillt. Ich ging zum Bett und schlüpfte zu Phil unter die
Bettdecke, das Bett bot genug Platz für zwei, wie ich selbst wusste. Wehmütig
dachte ich daran, dass wir uns noch vor wenigen Tagen in diesem Bett geliebt
hatten und nun lag er völlig reglos neben mir. Sein Atem ging unruhig und seine
Haut fühlte sich heiß an. Warum musste er jetzt auch noch Fieber bekommen? Ich
schmiegte mich vorsichtig an ihn und lauschte seinen unregelmäßigen Atemzügen.
Die Aufregungen der letzten Tage hatten mir mehr abgefordert, als geglaubt,
denn nach kurzer Zeit war ich in einen unruhigen Schlaf gefallen.
    Immer
wieder schreckte ich auf, da Phil leise vor sich hin stöhnte, das Bewusstsein
dabei aber nicht wieder erlangte, auch seine Haut blieb fiebrig heiß. Was
konnte ich noch tun, damit es besser ging? Abwarten erschien mir im Augenblick
als die beste Lösung. Sollte er bis zum nächsten Abend nicht wieder bei
Bewusstsein sein, würde ich die absolute Notbremse zu ziehen und uns durch die
Zeit nach Hause zu schicken, in der Hoffnung, dass es ihm nicht noch mehr
Schaden hinzufügte.
     
    Ein
Klopfen an der Tür weckte mich im frühen Morgengrauen, erschrocken darüber,
dass ich doch so tief eingeschlafen war, fuhr ich auf und warf einen besorgten
Blick in Phils fahles Gesicht. Noch immer war er nicht wach geworden. Mit einem
Satz sprang ich aus dem Bett und lief auf Strümpfen zur Tür. Noch immer galt es
für uns die Maskerade als Geschwister aufrechtzuerhalten und da hatte ich, auch
unter diesen Umständen, nichts in seinem Bett verloren. Leise trat ich durch
die Tür zum Gang heraus. Dort wartete eine besorgte Meg auf mich.
    „Was
gibt es?“, flüsterte ich. Eigentlich war es völlig schwachsinnig zu flüstern.
Phil konnte mich auch dann nicht hören, wenn ich normal sprach, aber irgendwie
erschien es mir, als liefe ich mit einem Megafon durchs Haus, wenn ich in
Zimmerlautstärke sprach, denn auch die Diener gingen ihren üblichen
Verrichtungen in gedämpftem Ton nach und das Haus lag in fast völliger Stille.
    „Ich
wollte mich nur nach Eurem Befinden und dem des gnädigen Herrn erkundigen. Braucht
Ihr etwas?“
    „Meinem
Bruder geht es immer noch sehr schlecht. Bring' mir bitte eine Schüssel mit
kaltem Wasser und ein paar saubere Tücher“, bat ich sie und ging wieder zurück
in die Schlafkammer. Ich setzte mich auf das Bett, nahm seine Hand und hielt
sie fest. Keine Reaktion seinerseits. Mein ganzer Mut sank in sich zusammen.
Ich war so frustriert, ich hätte schreien mögen. Ich hasste es derart hilflos
zu sein. Es dauerte nicht lange und Meg kam mit den von mir gewünschten
Utensilien herein, ich bedankte mich bei ihr und schickte sie wieder fort.
Sofort begann ich damit seine Waden mit den wassergetränkten Tüchern zu
umwickeln, um auf diese Weise das Fieber zu senken. Das hatte meine Mutter
immer mit uns gemacht, wenn wir fiebrig waren und es hatte geholfen,
hoffentlich half es auch dieses Mal. Zunächst geschah nichts, er lag weiterhin
reglos da. Als ich einige Zeit später nach den Wickeln fühlte, spürte ich, dass
sie bereits getrocknet waren. Erneut ließ ich mir eine Schüssel und

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