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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Schweißtropfen perlten von seiner
Stirn herab. Die Verletzung war anscheinend doch ernster, als ich es bisher
angenommen hatte, egal was er mir weismachen wollte.
    „Wir
müssen dich nach Hause schaffen und die Wunde verarzten!“ Er nickte nur
schwach. Verzweifelt schaute ich mich nach irgendeinem bekannten Punkt um, ich
hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden, nur der faulige Geruch der Themse
verriet mir, dass es nicht mehr allzu weit bis dorthin sein konnte. Phil schien
zu erahnen, worauf ich hinauswollte, denn unter Schmerzen, hob er einen Arm an
und deutete in eine Richtung.
    „Da
geht es runter zum Fluss!“ Wenn wir es bis dorthin schafften, konnten wir mit
einem Boot zum Haus zurückkommen, da unser Haus über den Luxus eines direkten
Anschlusses zum Wasser verfügte.
    „Glaubst
du, dass du es bis zum Ufer packst?“ Wieder nickte er nur und wir machten uns
auf den Weg. Schon nach wenigen Schritten stolperte er und ich versuchte
weiterhin, so gut es ging, ihn zu stützen. So kamen wir nur langsam vorwärts,
aber nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich die ersten Ruderboote ausmachen.
Schnell rief ich nach einer Fähre, die auch sogleich auf uns zukam. Kritisch
beäugte der Fährmann uns und für einen kurzen Augenblick befürchtete ich, dass
er uns nicht mitnähme. Ich musste aussehen wie eine Vogelscheuche, meine
Kleider waren zerknittert, meine Haare standen vermutlich in alle Richtungen
ab. Nicht zu vergessen die diversen Federn, die Meg mir eingeflochten hatte,
ich wirkte somit keineswegs wie die Dame, die ich vorgab zu sein. Und auch
Phils blutverschmierte Kleidung wirkte keinesfalls vertrauenserweckend. Doch
als ich ihm unsere Adresse, die zu den besseren Londons gehörte, nannte und ihm
schon einen Teil des Fährgelds vorab gab, war er durchaus bereit uns zu helfen.
Behutsam half er Phil ins Boot, reichte mir eine Hand zum Einsteigen und wir
legten ab. Zusehends ging es Phil schlechter, nur mit Mühe konnte er aufrecht
sitzen bleiben, der Schweiß lief ihm trotz des kalten Wetters über die Stirn,
doch immer wieder beschwerte er sich, dass ihm kalt sei. Ich nahm seine Hand in
meine und hielt sie fest: Sie war eiskalt und klamm.
    „Wir
sind gleich zuhause, alles wird gut!“, redete ich auf ihn ein. Wohl mehr um
mich, als ihn zu beruhigen, denn er schien meine Worte kaum mehr mitzubekommen.
Warum waren wir noch nicht an unserem Haus? Warum dauerte das solange?
Vergeblich versuchte ich den Fährmann zur Eile anzutreiben.
    „Lady,
ich weiß, dass ihr es eilig habt, aber ich tue schon alles, was in meinen
Möglichkeiten steht“, erwiderte dieser, legte aber doch noch ein wenig zu. Es
kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis endlich die Anlegestelle unseres Hauses vor
meinen Augen auftauchte.
    „Wartet
hier, ich hole Hilfe!“, befahl ich dem Fährmann, während ich aus dem Boot
ausstieg und in Richtung des Hauses rannte. Dort riss ich die Türen auf und
rief laut:
    „Hilfe,
schnell, Euer Herr ist verletzt!“ Und war schon wieder auf dem Weg zur
Anlegestelle. Aus allen Ecken kamen die Bediensteten herbeigeeilt und folgten
mir aufgeregt. Zwei der Lakaien halfen dem Fährmann Phil aus dem Boot zu heben
und trugen ihn ins Haus. Schnell zählte ich das Geld für die Fahrt zusammen und
drückte dem jungen Mann die restlichen Münzen plus eines stattlichen Trinkgelds
in die Hand, bevor ich ins Haus zurückeilte. Man hatte Phil in sein Zimmer
gebracht und ihn auf das Bett gelegt, das Bewusstsein hatte er inzwischen
vollkommen verloren. Wenn das nur ein Streifschuss gewesen war, dann wollte ich
einen Besen fressen. Ich schimpfte mich selbst dafür, dass ich nur so dämlich
hatte sein können und diesen bescheuerten Plan durchgeführte hatte.
    „Kocht
Wasser ab, bringt mir saubere Tücher und Brandy. Aber schnell und lasst uns
alleine“, forderte ich die Diener auf. Als sich die Tür hinter mir schloss,
ging ich aufs Bett zu, um mir die Wunde genauer anzusehen. Vorsichtig öffnete
ich sein Wams, das schwer und feucht war. Meine Hand war blutverschmiert und
auch das, vormals, weiße Hemd war nun rot verfärbt und blutgetränkt. Um jedes
bisschen an Bewegung zu vermeiden, riss ich das Hemd auf. Auch hier war alles
voller Blut, was hatte ich nur getan? Die Zeitmaschine zu nutzen um uns
rauszubringen traute ich mich nicht, da ich nicht wusste, welche Auswirkung das
auf seinen Zustand haben würde. Besser kein Risiko eingehen. Warum hatten wir
nie über solche essenziellen Dinge gesprochen? Wer braucht denn

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