Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
die über achtbahnige Straßen dahinrasten.
Jenseits der Randbezirke, auf einem gigantischen freien Platz, rasten zwei schwere Maschinen in den Himmel. Ihre lohenden Abgase aus den Düsen zuckten als lange Flammenbündel durch die Luft.
Abfangjäger! Sicher hatte man ihn dort unten geortet.
Harder befand sich schon wieder in einer verzweifelten Lage. Obwohl er es vermocht hätte, kam ihm jedoch nicht der Gedanke, die beiden Überschalljäger abstürzen zu lassen.
Mit Mach vier fegten sie genau auf ihn zu. Instinktiv ließ Harder das kleine Schiff abfallen, das seinem kleinsten Gedanken willig gehorchte. Dann blickte er nach oben. Die beiden Jäger tobten über ihn hinweg. Jetzt erst kamen die Auswirkungen ihres überschallschnellen Fluges. Hinter den Jägern entstand ein Vakuum, in das die verdrängten Luftmassen nun wieder hineinkrachten.
Ohrenbetäubendes Hallen und Tosen peinigte sekundenlang seine Ohren. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Bei ihrer hohen Geschwindigkeit war das durchaus verständlich, aber die Bodenstelle musste ihn längst geortet haben.
Weshalb kümmerte sich niemand um ihn? Ein unbekanntes Flugobjekt würde immer die Neugier und das Befremden einer organisierten Luftmacht erwecken. Unter normalen Verhältnissen hätte man ihn ohne Funkanruf beim Einfliegen in fremdes Hoheitsgebiet längst abgeschossen.
»Sie können nicht geortet werden«, vernahm er. »Selbst wenn das der Fall wäre, würden die nuklearen Sprengköpfe ihr Schiff nicht einmal treffen. Es hat eine absorbierende Schicht in Form eines energetischen Feldes, das unverwundbar ist. Fliegen Sie weiter und landen Sie dann nach eigenem Ermessen.«
»Vielen Dank«, knurrte Harder bissig.
Die beiden Abfangjäger kamen wieder zurück und donnerten über ihn hinweg.
Drüben stieg eine Rakete in den Himmel, auf die sich die beiden Maschinen wie wütende Hornissen stürzten.
Eine Weile lang sah er zu. Jenseits der menschlichen Ansiedlungen war es den Abfangjägern gelungen, ihr schnell entweichendes Ziel genau anzupeilen.
Vier winzige Punkte lösten sich von den kurzen Stummelflügeln. Rasch glitten sie durch die Luft, lange Rauchfahnen hinter sich herziehend. Schon nach unwahrscheinlich kurzer Zeit hatten sie das Ziel erreicht. Ein heller Blitz lohte sekundenlang am Himmel auf, das dumpfe Grollen kam zehn Sekunden später. Dann existierte die Kampfrakete nicht mehr.
Die beiden Übungsmaschinen stießen im spitzen Winkel auf den Boden hinab und setzten zur Landung an.
Harder flog weiter. Er hatte keine sonderliche Eile, es kam auf eine Stunde mehr oder weniger nicht an. Bald schon würde ohnehin die Zeit stillstehen und einen anderen Verlauf nehmen.
Er war auf die neue Welt gespannt, die in der Relativ-Ebene existieren würde, wenn die ersten tausend Jahre vorbei waren. Wie würden die Menschen aussehen, überhaupt, in welchen Punkten würde sich das Weltbild in der Zukunft entscheidend verändert haben?
Er blickte wieder hinaus. Sowie er seinen Bli ck auf die Wandungen des Schiffs konzentrierte, wurden sie transparent. Er konnte ungehindert wie aus einem riesigen Glasfenster nach allen Seiten sehen.
Ja, dies war seine Welt, in der er groß geworden war und gelebt hatte, bis es an die Eroberung des Mondes ging. Von da erinnerte sich Harder nur an eine dunkle, fürchterliche Woge, die ihn hinweggeschwemmt hatte.
Und jetzt kam er wieder zurück , ein Mann, der streng genommen doppelt existierte, wenigstens in dieser Zeit. Einmal als Lebender und einmal als Toter, der eine einsame Bahn durch den Kosmos zog. Und er würde diese Erde von Grund auf verändern, seine Erde.
Niemand sah, hörte, oder bemerkte ihn, als er mit seinem Schiff die Landgebiete überflog.
Jetzt, im Jahre 2000, musste es dort unten noch Leute geben, die ihn kannten. Die ganze Welt hatte damals seinen Flug zum Mond am Fernsehschirm verfolgt. Das war 1969 gewesen.
Obwohl mehr als viertausend Jahre dazwischen lagen, waren jetzt nur – so paradox und widersinnig sich das auch anhörte – einunddreißig Jahre vergangen. Nach logischen Gesichtspunkten hatte er erst ein Alter von einundsechzig Jahren erreicht.
Er lachte rau auf. Man konnte verrückt werden, wenn man das in allen Konsequenzen folgerichtig durchdachte. Er war zu einem Zeitreisenden geworden, der sich mit größter Gelassenheit durch die geheimnisvollen Sektoren der Zeit bewegte.
Er überflog jetzt Evansville in Richtung Lexington. Vor ihm wuchteten die Appalachen in die Höhe.
Harder ließ das
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