Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
ersten Blick so aus. Lange, kristalline Nadeln regneten ständig auf ihn herab und deckten ihn zu.
Ein kleines Raumschiff brach in mehreren Teilen auseinander und zerfiel zusehends zu Staub, den ein beißender Wind hinwegfegte.
In rotierenden Bewegungen durch die Unendlichkeit fallend, sah Harder eine gigantische Kugel, die sich öffnete und ihn verschlang.
Wieder flog er durch das All. Die strahlende Helligkeit wich, die schwarzen Schatten kamen heran, dunkel und drohend. Sie waren tödlich, eine einzige stumme Drohung, und sie wichen nicht zurück. Immer schwärzer wurde es.
Vor seinen Augen tauchte eine tiefe Schlucht auf, die kein Ende hatte. Er sah sich selbst dort entlang schweben. Die Schlucht war glatt und dunkel wie das All. Und er schwebte immer weiter in ihr entlang.
Undeutlich fühlte er, dass dies die Ewigkeit sein musste, ein lichtloser weiter Weg , in dem es keine Zeit mehr gab, in dem es überhaupt nichts mehr gab. Das Nichts, das ewige, endlose Nichts!
Jetzt wichen auch die dunklen Wände zurück , als er ihnen näher kam. Aber kein Licht, kein Stern erhellte diese Finsternis. Es gab auch keinen anderen Weg, der wieder an den Ausgangspunkt zurückführte.
Es gab nur diese schwarze Masse, durch die er hindurch gehen, gleiten oder schweben musste, immerzu, länger , als die Ewigkeit dauerte.
Harder hatte noch nie in seinem Leben eine solch fürchterliche Angst vor dem Schweigen gehabt. Er wünschte, dass dieses endlose, ewige Nichts ein Ende haben möge.
Da gab es einen hallenden Schlag. In dieser Stille klang es wie das Bersten eines ganzen Planeten. Aber es gab kein Echo. Die Schwärze schluckte das Geräusch und es verschwand so abrupt , wie es begonnen hatte. Jetzt wurde es noch ruhiger und unheimlicher.
Rex Harder zitterte am ganzen Leib, Bäche von Schweiß rannen ihm das Gesicht herab. Die Augen, an die absolute Dunkelheit nun schon gewöhnt, kniffen sich zusammen , bis es schmerzte.
Ein winziger leuchtender Punkt tauchte auf, der rasch größer wurde und eine unerträgliche Helligkeit verbreitete.
Dazwischen lag das leise Summen des positronischen Zeittransmitters. Er kehrte wieder in die relative Zeit-Ebene zurück, nachdem sein Weg in die Ewigkeit gewiesen hatte.
Jetzt erst merkte er, dass er sich die Lippen blutig gebissen hatte.
Diesmal schien die rückläufige Zeitumkehr noch schneller abzulaufen als vorher. Dann befand er sich unvermittelt wieder in der Ebene von Bakral.
Die Landschaft um ihn herum war in strahlendes Licht getaucht. Die Sonne schien auf den heißen Sand, und über den doppelgesichtigen Kopf am oberen Teil der Pyramide flimmerte die Sonnenglut, die den weiter hinten liegenden Horizont verwischte.
Harder war noch immer benommen. Selbst als das Summen der Positronik aussetzte und einer bleiernen Stille Platz machte, sah er immer noch die schwarze lange Schlucht ohne Ende. Sie würde sich als bleibender Eindruck in seinem Gedächtnis verewigen, das wusste er.
Nur, was hatte die Reise in die Zeit sinngemäß zu bedeuten? Einiges wusste er ja und verstand es, selbst die unheimliche Begegnung mit dem Monstrum vermochte er sich noch zu erklären, ebenso die titanenhafte Kugel, die im All hing, aber an der dunklen Schlucht setzte sein Verstand plötzlich aus.
Etwas musste an der Zeitreise versagt haben, oder aber man hatte ihn bemerkt und es gewaltsam unterbunden, dass er seinen weiteren Weg klar und deutlich in der Zukunft vor sich sah.
Er durfte es vielleicht nicht wissen, das war immerhin eine glaubhafte Annahme, wenn sie auch ein klein wenig fragwürdig erschien. Dann fiel ihm wieder der Mensch ein, der in einer kompakten Masse ruhte und der allem Anschein nach tot war.
Zum zehnten Mal begann Harder über sein denkwürdiges Erlebnis nachzugrübeln, vergeblich, das meiste blieb für ihn ein unlösbares Rätsel. Wollte es das Planziel nicht, dass er seinen Weg sah – oder konnte man ganz einfach nicht in die fernere Zukunft schauen?
Im Prinzip war das doch sehr einfach. Man musste die Zukunft nur in Vergangenheit umwandeln, damit wäre das Problem gelöst. Aber hatte er das nicht mithilfe des Transmitters getan?
Harder fühlte sich in seiner neuen Umgebung unglücklich. Er kam sich als Verräter an der Menschheit vor, die er völlig gewandelt und umgestaltet hatte. Und nur mit ein paar Worten hatte er die Welt verändert, ein kleiner Hinweis war es gewesen, den er Boyle gab. Er selbst sagte sich, dass es indirekter Mord war, was er getan hatte.
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