Einspruch fuer die Liebe
geblieben. Noah hingegen war vollkommen ausgerastet. Sein älterer Bruder hatte sich nach seinem Rauswurf von der University of Illinois entschieden, mit einem Kumpel nach Kalifornien zu ziehen und dort einen Landschaftsbaubetrieb aufzumachen. Als sie Noah gefragt hatten, ob er mitkäme, hatte er seine Sachen für die sonnige Westküste gepackt und mit Christine über einen Zettel in ihrem Schließfach Schluss gemacht. Nicht sauer sein, Baby. Ich bin noch nicht so weit, Vater zu werden.
Zu Cades Glück war Christine klar geworden, dass eine Schwangerschaft bedeutete, dass irgendjemand Verantwortung übernehmen musste, ob diese Person nun so weit war oder nicht. Sie hatte die Schule abgeschlossen und sich am örtlichen College eingeschrieben. Cade, der seiner Mutter nie viel Ärger gemacht hatte, war während der Winterferien zur Welt gekommen, was es Christine auch dank der Unterstützung ihrer Mutter erlaubt hatte, ab Februar wieder an den Kursen teilzunehmen. Nach zwei Jahren hatte sie ihren Abschluss als Fachwirtin gemacht und war mit Cade umgezogen, um an die Northern Illinois University zu wechseln, wo sie Krankenpflege studierte.
Als Cade etwa fünf Jahre alt gewesen war, ungefähr zu der Zeit, als er mit seiner Mutter wegen ihrer ersten Pflegestelle zurück in den Großraum Chicago gezogen war, hatte er damit begonnen, Fragen nach seinem Vater zu stellen. Schnell hatte er gemerkt, dass es sich um ein heikles Thema handelte. Seine Großeltern waren dem Thema so gut wie möglich ausgewichen, und seine Mutter, die damals erst dreiundzwanzig gewesen war, hatte über Noah ausschließlich negativ gesprochen. Dass er sie geschwängert und die Schule abgebrochen habe und dann einfach abgehauen sei. Dass er niemals versucht habe, den Kontakt wiederherzustellen. Irgendwann hatte Cade dann aufgehört, nach ihm zu fragen.
Bis zu dem Tag fünf Jahre später, als seine Mutter zu ihm gekommen war.
Er war in seinem Zimmer gewesen und hatte vor dem Schlafengehen noch ein wenig Super Mario Land auf dem Gameboy gespielt, als sie angeklopft und gesagt hatte, dass sie mit ihm etwas zu besprechen hätte.
Cade wusste genau, was das bedeutete. Ärger. »Es war Seans Idee, die Grille in Mandy Franklins Kleid zu stecken.«
Seine Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. »Davon wusste ich noch gar nichts. Aber jetzt weiß ich, worüber wir als Nächstes reden werden.«
Ups.
Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. »Der Anruf, den ich gerade bekommen und in meinem Schlafzimmer angenommen habe, das war dein Vater.«
Cade legte den Gameboy beiseite und setzte sich auf. Sein … Vater ? »Was wollte er? Hat er nach mir gefragt?«
»Das hat er? Er ist aus Kalifornien zurück und hat gefragt, ob er dich kennenlernen darf.«
Cade war gleichzeitig aufgeregt und nervös, als würde er in der Schlange für eine Achterbahn anstehen. »Was hast du gesagt?«
»Dass es deine Entscheidung ist«, erwiderte sie.
Als sie nicht weitersprach, begann sich Cade zu fragen, ob es sich um eine Art Test handelte.
»Bist du böse auf mich, wenn ich Ja sage?«, fragte er vorsichtig.
Sie schüttelte den Kopf. »Bin ich nicht, mein Schatz.« Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du musst selbst wissen, was du tun willst.«
Cade dachte darüber nach. »Wann will er mich sehen?«
»Morgen.«
»Ich will ihn auch sehen.«
Seine Mutter nickte, als ob sie diese Antwort erwartet hätte. »Okay, ich sage ihm Bescheid.«
»Du lächelst wieder so komisch«, sagte Cade. »So wie du immer lächelst, wenn Mrs Kramer vorbeikommt, um uns zu sagen, dass unser Rasen mal wieder gemäht werden müsste.«
»Na ja, Mrs Kramer sollte sich um Wichtigeres kümmern, als die Rasenlänge ihrer Nachbarn zu überwachen.« Plötzlich beugte sie sich vor und umarmte ihn. »Ich werde mir morgen mit meinem Lächeln Mühe geben. Für dich.«
Sie deckte ihn zu und legte sich dann neben ihn. Das tat sie sonst nur, wenn er krank war. Und dieses eine Mal, als er sicher gewesen war, ein seltsames Geräusch im Schrank gehört zu haben, nachdem der große Bruder seines Freundes Sean ihnen erlaubt hatte, einen Freddy-Krueger-Film zu schauen. »Gibt es etwas, das du wissen willst?«, fragte sie ihn, während sie beide zur Decke starrten und ihr Kopf neben seinem
lag.
»Kannst du mir vielleicht etwas über ihn erzählen?« Cade stockte. »Aber, Mom … Diesmal etwas Schönes, ja?«
Seine Mutter musste schlucken und wischte sich über die Augen. Oh, oh , dachte Cade.
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