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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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unterlief die Hiebe, blockte seine Arme ab und versetzte ihm einen Tritt in den Bauch. Der Apposan krümmte sich. Pelyn drosch ihm den Handrücken auf die Stirn, als er wieder hochkam, und er stürzte auf den Rücken. Dann ließ sie sich zur Seite fallen, zog das Schwert und setzte es ihm an die Kehle.
    »Ich habe eine sehr unerfreuliche Nacht hinter mir«, sagte sie. »Ich bin müde und habe wenig Geduld. Gib mir Methian. Lebendig.«
    Der Apposan hatte die Waffen losgelassen und hob flehend die Hände. Tulan und Ephran standen schon vor den anderen beiden Wächtern. Nichts rührte sich mehr. Kinder hatten ihr Spiel vergessen und starrten herüber. Pelyn sprang auf und bot dem Elfenmann ihre Hand an.
    »Ich bin nicht dein Feind.«
    Nach kurzem Zögern schlug der Wächter ein und ließ sich hochziehen.
    »Methian?«, sagte er und floss beinahe über vor Dankbarkeit. »Er ist drinnen, und ich kann dir versichern, dass er sehr lebendig ist.«
    »Gut, dann führe uns zu ihm.«
    Pelyn konnte ihre Erleichterung nicht verhehlen. Der Wächter, dem Pelyns Nähe sichtlich unangenehm war, führte sie in den Hof. Dort herrschte viel Betrieb. In der Mitte brannte ein großes Feuer, an Dreibeinen oder gegabelten Stangen hingen Töpfe und Tiegel über der Glut. Ulas und iads waren eifrig damit beschäftigt, mehr oder weniger krumme Speere und Pfeile zu schnitzen.
    Zusammen mit Tulan, Ephran und den anderen beiden Torwächtern erreichten sie schließlich einen Kreis aus vierzig Apposan, die im Stehen oder Sitzen einem Erzähler zuhörten. Ihr Eintreffen beendete den Vortrag jedoch abrupt. Einige drehten sich um, manche zogen sogar die Waffen, der Kreis öffnete sich.
    Mitten darin saß Methian auf einem Baumstamm und hatte sich als Polster einen Mantel untergelegt. In der Hand hielt er einen dampfenden Becher. Er trug lederne Hosen, ein dickes Wollhemd und einen kurzen Ledermantel. Die Kleidung der Waldarbeiter. Er war barfuß, doch neben dem Stamm, auf dem er saß, standen zwei altgediente Stiefel.
    Pelyn schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Sie sollten dich doch eigentlich umbringen«, sagte sie.
    »Ah, aber Llyron weiß lange nicht so viel, wie sie glaubt. Drei meiner Töchter haben Apposan als Partner genommen. Eines meiner Enkelkinder hat mir diesen Aufguss gemacht. Guarana und Gewürznelken, wirklich angenehm.«
    »Nur du kannst so viel Glück haben«, meinte Pelyn. »Das hättest du mir ruhig schon gestern sagen können.«
    »Shorth hat überall Ohren«, erwiderte Methian.
    Die Apposan entspannten sich. Methian half ihnen, die letzten Vorbehalte zu zerstreuen.
    »Meine Freunde, dies ist Pelyn, die Obere der Al-Arynaar und unsere Beschützerin. Und das da sind Tulan und Ephran.« Methian starrte die beiden an, sagte aber nichts weiter. »Lasst doch bitte die Waffen sinken. Dies ist ein Grund zum Feiern. Wie ist es dir eigentlich ergangen? Waren die Tuali nicht zur Stelle? Oder bist du ihnen entkommen, indem du sehr schnell in deinem Sack gehüpft bist?«
    Die Apposan lachten und ließen die Waffen sinken, auch Pelyn steckte das Schwert weg. Der Torwächter drängte sich an ihr vorbei und marschierte zum Eingang zurück.
    »Sie haben im Augenblick andere Sorgen«, erklärte sie. »Außerdem habe ich von unerwarteter Seite Hilfe bekommen. « Sie zog die Augenbrauen hoch.
    Methian nickte. »Hübsche Sachen«, bemerkte er.
    »Danke gleichfalls. Was hast du ihnen erzählt?«
    »Die Wahrheit. Wir wissen, dass die Menschen kommen. Die Apposan wollen in den Wald.«
    »Gut«, sagte Pelyn. »Wer hat hier das Sagen?«
    »Ich. Ich bin Boltha.«
    Ein alter ula trat vor. Sein Gesicht war voller Falten, die Augen waren tief eingesunken, die Spitzen der großen Ohren umgeknickt. Er hatte dichtes graues Haar, nur oben wurde es schütter. Pelyn hatte ihn bereits in der Stadt gesehen. Er war ein Finanzier oder Bankier, wenn sie sich recht erinnerte. Wahrscheinlich gehörte ihm die Hälfte der Häuser in der Gegend.
    »Es ist mir eine Ehre, dir zu begegnen«, sagte sie. »Was Methian dir gesagt hat, entspricht der Wahrheit. Menschen verwüsten die Stadt, und Llyron und Priester aus Aryndeneth zahlen ihren Sold. Sie werden die ganze Stadt in Schutt und Asche legen. Bleibt im Wald. Wagt euch erst wieder her, wenn ich oder die TaiGethen euch holen. Wollt ihr zum Wasserfall von Katura?«
    Boltha schüttelte den Kopf. »So weit gehen wir nicht. Wir laufen auch nicht weg, sondern warten auf eine günstige Gelegenheit, wenn du verstehst, was ich meine.

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