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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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unserer Hand. Wir könnten im Wald verschwinden, und ihr würdet niemals allein hinausfinden. Deshalb werde ich gerade so lange, wie ich es für nötig halte, mit meiner Schwester vor dem Tempel meines Gottes stehen und reden. Und falls du mich noch einmal beleidigen solltest, werde ich dich töten, hast du das verstanden?«
    »Ich habe es verstanden«, erwiderte Garan ebenso fließend in der Elfensprache. »Ich verstehe auch, dass wir mit Herumstehen Zeit verschwenden, die du nicht hast. Ich weiß, dass Sildaan Recht hat und alle, die das Kommende nicht sehen wollen, Gefahr laufen, großes Unheil über die Ynissul zu bringen.«
    »Ich muss dies nicht mit dir erörtern«, entgegnete Leeth. »Du bist nichts. Ein gekaufter Söldner.«
    »Du reizt mich zur Weißglut, Leeth«, sagte Sildaan. »Warum musst du das tun?«
    »Weil wir keinen Fehler machen dürfen. Denn sonst verraten wir jeden Elf und lassen Abschaum wie den da ungehindert durch Yniss’ gesegnetes Land marschieren.«
    Sildaan winkte ihm, sich von Garan zu entfernen.
    »Was willst du wirklich, Leeth?«
    »Du musst mir versprechen, dass du keinen weiteren Ynissul mehr töten wirst, egal ob TaiGethen oder jemand anders. Du musst hinnehmen, dass du nicht allein über das Schicksal unseres ganzen Volkes entscheiden darfst. Das darfst du so wenig wie diejenigen, die über dir stehen. Sildaan?«
    »Das kann ich nicht.« Sildaans leise Antwort war im Prasseln des neuerlichen Unwetters kaum zu hören. »Es betrübt mich, dass du dies nicht verstehen willst.«
    »Dann kann ich nicht mit dir gehen.« Nun schossen Leeth die Tränen in die Augen. »Wir dürfen nicht zu einer Schreckensherrschaft zurückkehren. Du bist diejenige, die mit der Zeit gehen muss. Wir müssen Achtung gebieten, wenn wir Gehorsam erwarten.«
    Sildaan ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er empfand große Trauer, fast Kummer.
    »Ich weiß. Dieses Ziel können wir jedoch nicht ohne Konflikte erreichen. Kein Elf wird das Knie beugen, nur weil wir ihn darum bitten. Warum siehst du das nicht ein?«
    »Wenn sie das nicht tun, dann sind wir nicht geeignet, über sie zu herrschen.«
    »Oh, Leeth. Wir dürfen diese Gelegenheit nicht verpassen, denn sonst werden uns die Tuali oder Beethan unterwerfen. Die werden nicht so zurückhaltend sein wie du.«
    »Takaar hat uns gelehrt, dass der Konflikt nicht der Weg ist, der in die Zukunft führt. So groß seine Verfehlungen auch sind, er war derjenige, der die Blutfehde beendet hat. Dieser Weg aber führt in den Untergang.«
    »Dann musst du einen anderen Weg wählen.«
    Sildaan umarmte ihn. Nach einem kurzen Schweigen klammerte er sich an sie und begann zu weinen. Nicht im Traum hätte er mit dem Messer gerechnet, das ihm unter die Rippen glitt und sein Herz durchbohrte. Er keuchte und klammerte sich noch stärker an sie.
    »Mögest du sicher zu den Alten reisen. Eines Tages wirst du meinen Weg segnen, und dann werden wir wieder nebeneinander schreiten.«
    Leeth empfand keine Schmerzen. Die Beine gaben nach, und Sildaan kniete neben ihm nieder. Er starrte sie an, sie wischte ihm das Blut von Mund und Nase.
    »Dein Weg bringt uns allen den Tod«, quetschte Leeth heraus.
    »Sei still. Lass den Hass hier zurück und reise unbeschwert.«
    Leeth schloss die Augen. Er konnte sich nicht mehr halten und rutschte kraftlos auf den Boden. Kalt drückte der Stein gegen seine Wange. Er betete zu Shorth, dass dieser seine Seele aufnehmen möge, und spürte kaum noch, wie Sildaan das Messer herauszog. Er empfand nicht einmal Zorn, nur eine unendliche Trauer.
    Leeth atmete ein, doch das Blut staute sich schon in den Lungen und ertränkte ihn. Er wollte die Augen öffnen und fand nicht mehr die Kraft dazu. Hohl klangen die Stimmen, die er jetzt hörte.
    »Shorth, führe diese Seele in Yniss’ gesegnete Umarmung. Mögen Tuals Bewohner deinen Körper nutzen, möge der Wald dich zurückfordern. Möge dein Opfer nicht vergebens gewesen sein«, sagte Sildaan.
    »Es war die einzige Möglichkeit, die du hattest«, erklärte Garan.
    »Ich habe ihn geliebt, doch was wir tun müssen, ist wichtiger als die Liebe zu einem ula . Dich aber verabscheue ich. Überlege dir gut, wie viel mir dein Leben wert ist.«
    Leeth vergoss eine einsame Träne.

VIER
     

Der Glaube an den eigenen Körper ist die Grundlage des Überlebens.
     
    S chau dich nur an, du schönes Tier.« Und schau dich erst selbst an. Du kriechst auf dem Bauch, genau wie das Tier, das du anbetest. Wie

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