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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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beobachtet hatte, war es ein Glücksspiel. Ein letztes Mal überprüfte er die Vorräte – das Essen, das Wasser, die Kleider und den Eimer, der aus einem ausgehöhlten Stück Baumstamm bestand. Alles lag in einer Hängematte bereit, die er hüfthoch über dem Boden aufgespannt hatte. Verankert war sie an den beiden Baumstämmen, um die herum er die Hütte gebaut hatte.
    In Höhe des Handgelenks ritzte Takaar sich mit der Messerspitze die Haut und atmete tief durch. In solchen Momenten empfand er echte Begeisterung und war Herr seines Schicksals. Er vereinigte sich auf eine Weise mit der Natur, wie es kein TaiGethen und kein Elf jemals vor ihm unternommen hatte. Überleben bedeutete, mehr zu verstehen und eine neue Waffe zu finden, die man gegen die Garonin einsetzen konnte.
    Bist du wirklich so verblendet? Ja, vermutlich bist du das. Die Garonin sind verschwunden. Du bist vor ihnen weggelaufen und hast ihnen die Tür vor der Nase zugeknallt. Oder passt dies nicht zu deinen bequemen Wahrheiten?
    »Jetzt irrst du dich wirklich. Den Garonin kann man nicht entkommen. Vertrau mir, sie werden wiederkehren.«
    Vertrauen ist ein Wort, das man nie wieder in Verbindung mit deinem Namen aussprechen wird.
    »Auch das ist ein Teil meiner Buße. Und jetzt sei still. Ich muss die Symptome und Reaktionen ergründen.«
    Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn du dir dieses Mal eine Überdosis verabreicht hättest.
    Takaar ignorierte den Peiniger. Aufrecht stand er da, atmete tief durch und versuchte, das Gift möglichst rasch im Körper zu verteilen. Er lief auf der Stelle, ruderte mit den Armen und spürte, wie der Herzschlag beschleunigte. Nichts. Nichts, während die Sonne über dem Wald ein Stück weiterlief und der Regen aus den Wolken fiel, die sich vor die Sonne schoben.
    »Zu langsam«, sagte er. »Zu langsam.«
    Die giftigen Sekrete des Gelbrücken-Baumsteigers, eines kleinen Froschs, wirkten im Körper der Elfen viel schneller. Hätte er dieses Gift genommen, dann hätte er längst nicht mehr stehen können und bereits um Atem ringen müssen. Das Gift des Taipan wirkte langsam, und das empfand er als Enttäuschung. Bisher bemerkte er nur ein leichtes Verschwimmen der Umgebung und eine Unsicherheit beim Gehen. Trotzdem, alles diente irgendeinem Zweck.
    Takaar ging zu seiner Hängematte. Der Kopf war schwer, und im Hinterkopf setzten Schmerzen ein. Er schluckte. Oder vielmehr, er versuchte es und stieß auf Schwierigkeiten. Takaar zog die Augenbrauen hoch.
    »Schon besser.«
    Er legte eine Hand an den Baumstamm, um in die Hängematte zu steigen. Ihm war heiß, er schwitzte stark auf der Stirn und unter den Armen. Jetzt bekam er auch Magenschmerzen. Sein Blick trübte sich, und er schwankte. Die Symptome kamen langsam, aber wenn sie einsetzten, erfassten sie den gesamten Körper.
    Schließlich musste er den ganzen Arm um den Baumstamm legen, damit er nicht hinfiel, und konnte sich gleich danach schon nicht mehr an die Bewegung erinnern. Er hob das Bein, um hineinzuklettern …
     
    Sildaan schrie jemanden an. Der Schweigende Sikaant konnte die Worte, die seine Meditation gestört hatten, nicht verstehen. Der Priester brach das Siegel der Reliquienkammer auf, in der er die letzten drei Tage verbracht hatte, und öffnete die Tür. Von links, wo hinter dem Tempel das Dorf der Arbeiter lag, nahm er Kummer und Zorn wahr. Rechts, jenseits der Kuppel, anscheinend draußen auf dem Vorplatz, war etwas Böses geschehen. Hässlich und misstönend hallte Sildaans Stimme zwischen den Mauern von Aryndeneth.
    Sikaant schauderte. Die Kälte im Tempel war nicht mit der gesegneten Kühle zu verwechseln, die den uralten Steinen zu verdanken war. Lautlos lief er durch die Kuppel und beobachtete das helle Rechteck der offenen Tür. Zwei Priester standen im Schatten und starrten nach draußen. Schulter an Schulter hatten sie an der Tür innegehalten.
    Gleich darauf bereute er, dass er Sildaans Worte nun völlig klar verstehen konnte. Sie rief nicht, sondern gab mit großer Entschlossenheit schreckliche Dinge von sich. Ketzerische Worte.
    »Warum schaut ihr so betroffen drein? Warum versteht ihr es nicht? Ich war noch nie mit Takaars Gesetz einverstanden, und ich bin bei weitem nicht die Einzige. Die Harmonie könnt ihr nicht erzwingen. Sie wächst, oder sie tut es eben nicht. Ihr habt eine Fassade gehütet, mehr nicht. Jetzt wird es Zeit, dass sie in Millionen Splitter zertrümmert und verstreut wird, bis sich niemand mehr daran erinnert. Was ist

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