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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Tiere, die du anbetest, werden deine Leiche verschlingen.
    »Ich hinterlasse die Wahrheit.«
    Du hast dir ja auch große Mühe gegeben, deine eigene Wahrheit zu erschaffen.
    »Können wir nicht später darüber reden? Ich habe zu tun.«
    Mir ist einfach nicht klar, warum du diesen Unfug veranstaltest. Wie kannst du ein Vermächtnis an einem Ort hinterlassen, wo niemand es finden wird? Deshalb bist du doch hier, oder? Du willst sicher sein, dass dich niemand findet, ob lebendig oder tot.
    »Du verkennst das Wesen meiner Buße.«
    Ich verkenne sogar Grund für deine fortdauernde Existenz.
    Takaar konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. An einer Wand des Gebäudes stand ein Tisch, der nach einigen Experimenten entstanden war. Die Fläche war aus einem umgestürzten Hartholzbaum geschnitten und daher etwas grob und uneben. Das Gleiche galt für die Beine. Sie besaßen Kerben und Einschnitte, damit sie in die Tischplatte geschoben und mit Lianen und einigen jungen Schlingpflanzen festgebunden werden konnten. Der Tisch wackelte etwas, erfüllte aber seinen Zweck.
    Die Tischfläche war sauber. Mit Besessenheit gereinigt, sagte der Peiniger, aber es war tatsächlich gefährlich, den Inhalt der kleinen, mit Holz verschlossenen Tontöpfe zu verwechseln. Sie standen in Reihen auf der linken und rechten Seite, so dass in der Mitte genug Platz für die Arbeit blieb. Auf jedem Stopfen hatte er ein Symbol angebracht, dem er entnehmen konnte, um welchen Pflanzenextrakt es sich handelte. Zusätzlich hatte er die Symbole in Hartholzstücke geritzt, die er eigens zu diesem Zweck poliert hatte.
    Mitten auf dem Tisch stand ein einsamer Tontopf, der halb so groß war wie Takaars Hand. Darüber war ein Stück aus seinem schwindenden Vorrat an feinem Tuch gespannt. Er hob den Topf hoch, öffnete erneut das Maul des Taipan und drückte die Giftzähne durch den Deckel aus Stoff. Das Tuch löste den Beißreflex aus, und der Taipan entließ das Gift, das sich im Innern des Topfes sammelte. Die Menge war nicht zu bestimmen, doch er wiederholte den Vorgang, bis die Schlange sich zurückziehen wollte.
    »So, mein Freund. Es hat nicht wehgetan. Du bist eines von Tuals Geschöpfen, und ich habe nicht den Wunsch, dir wehzutun.«
    Das Tier wird dir gegenüber wohl nicht das Gleiche empfinden.
    Takaar ignorierte den Kommentar. Geduckt ging er hinaus, entfernte sich etwa vierzig Schritte von der Hütte und entließ das Reptil in den Wald. Er sah ihm nach, wie es rasch und mühelos davonkroch und im dichten Unterholz und Laubwerk verschwand.
    »Nun denn, an die Arbeit.«
    Takaar hatte am Morgen gut gegessen – Fisch aus einem Nebenfluss des Shorth, der keine dreihundert Schritte entfernt verlief und sich ein Stückchen weiter im Süden als herrlicher Wasserfall in die Tiefe stürzte. Wenn sich seine Annahmen als zutreffend erwiesen, würde er in den nächsten Stunden die ganze Kraft der letzten Mahlzeit brauchen.
    Schließlich kehrte Takaar in die Hütte zurück und betrachtete, wie er es häufig tat, die Wände und den Tisch.
    »Wie werden die Elfen mein Werk beurteilen, wenn ich heute sterben sollte?«
    Sie werden sagen, dass du ein dreckiger Feigling bist, der tausend Todesarten erforscht und nicht den Mut gefunden hat, auch nur eine einzige davon für sich zu wählen. Die Tatsache, dass dein Tod ein Unfall war, wird die letzte Beleidigung für dich sein.
    »Warum höre ich dir überhaupt zu?«
    Weil du tief in den sterbenden Fünkchen deiner Vernunft und Anständigkeit weißt, dass ich Recht habe.
    Dreihundert Töpfe standen ringsum auf unbeholfen gezimmerten Regalen. Jeder war markiert, der Inhalt zusätzlich an der rechten Seite auf einem geschnitzten Stück Holz vermerkt. Viel zu wenige trugen ausführliche Beschreibungen, aus denen Eigenschaften, Wirkung und Anweisungen zur Mischung und Zubereitung hervorgingen. Doch selbst wenn er heute sterben musste, es wäre ein Anfang. Ein kluger TaiGethen oder ein Schweigender konnte die Arbeit fortsetzen.
    Takaar zog das dünne Messer aus dem Stiefel. Er hatte Tage damit verbracht, die Klinge zu schärfen, bis sie kaum mehr als ein Dorn mit einer nadelscharfen Spitze war. Dann zog er den Stoff vom Töpfchen und spähte hinein. Der Taipan hatte eine ordentliche Menge Gift abgegeben. Mehr als genug, um ihn hundertmal zu töten.
    Er tauchte die Messerspitze in den Topf und zog sie heraus, um den glänzenden Tropfen zu betrachten, den er als mittelgroß bezeichnet hätte. Nach allem, was er im Wald

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