Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
zu laufen, um sie zu zerstören. Es war schrecklich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Komm mit.«
    Der Gyalan führte Katyett zu den Toten. Die anderen Wächter, es waren fünf, folgten ihnen. Der Elf bückte sich und zog die Decke von einem Toten weg. Katyett wich unwillkürlich zurück und blickte zum Laufgang hinauf. Graf und Merrat sahen es auch. Sie zwang sich, den Blick wieder auf den Toten zu richten.
    Es war schwer zu erkennen, ob eine iad oder ein ula vor ihr lag, und erst recht nicht, ob Gyalan, Cefan, Beethan oder Ixii. Die Haare waren völlig verschwunden, die Kopfhaut geschwärzt. Das Gesicht sah aus, als wäre es mit einer brennenden Peitsche misshandelt worden, überall Risse und tiefe verkohlte Linien. Beide Augen waren unter grässlichen Brandmalen verschwunden, die Lippen aufgeplatzt, die Nase verstümmelt und die Haut bis auf den Kieferknochen zerfetzt.
    Die Kleidung war überwiegend intakt, die rechte Hand war jedoch so schwer verbrannt, dass die Knochen hervortraten, und die Linke war ganz verschwunden. Die nackten Füße des Toten waren verkohlt und geschmolzen. Die Schmerzen mussten entsetzlich gewesen sein. Katyett kniete nieder und sprach ein Gebet, damit die Seele Frieden, Ruhe und Trost fand.
    »Wie ist das geschehen?«, fragte sie, während sie die Decke wieder über den Toten legte und sich aufrichtete.
    »Die Magie der Menschen«, berichtete der Cefan-Wächter, der nässende Stellen auf dem Kopf hatte, wo man ihm die Haare herausgerissen hatte. »Sie bewacht die Tür. Es war wie ein Blitz in Gyals schlimmsten Stürmen. Es kam aus dem Holz und bedeckte sie, stieß in sie hinein, zerfleischte sie und setzte ihre Körper in Brand. Seitdem haben wir gegeneinander gekämpft und nicht mehr zu fliehen versucht. Hier drinnen herrscht so große Angst. Die meisten warten nur noch auf den Tod.«
    »Ihr habt das über uns gebracht«, sagte der Beethan. »Die Ynissul haben Menschen in unser Land geholt, und dies ist das Ergebnis.«
    »Dann lass deine Wut an mir aus, wenn du wirklich glaubst, dass ich, Katyett von den TaiGethen, diese Feinde in unsere Heimat gerufen habe. Die Wahrheit ist, dass ihr alle, die ihr während der Ächtung Takaars gejubelt habt, uns hilflos gemacht habt. Würden die Linien zusammenhalten, dann könnten wir diesen Feind besiegen. Wenn wir gegeneinander kämpfen, sind wir schwach. Ketzer unter den Ynissul haben diese Pest an unsere Küste geholt. Alle anderen haben zugelassen, dass sie sich ungehindert ausbreiten konnte.«
    Der Gyalan hob die Stimme. »Gibst du jetzt uns die Schuld?«
    »Leise«, zischte Katyett. »Ich gebe uns allen die Schuld, was mich selbst einschließt. Ich habe nicht den Verrat derjenigen erkannt, denen ich gedient und die ich geliebt habe, und dafür schäme ich mich. Dir werfe ich vor, dass dir der Hass auf alle anderen Linien allzu wichtig war. Dass du versucht hast, nur deine eigenen Leute zu schützen, und den Rest verdammt hast. Dass du es den Menschen so leicht gemacht hast, die Herrschaft an sich zu reißen. Zweifellos haben sie die Stadt längst unterworfen.«
    »Wirklich?« Der Beethan deutete auf das Lagerhaus. »Ich sehe hier keinen Ynissul, auch keine Apposan oder Tuali.«
    Katyett machte einen drohenden Schritt auf den Beethan zu. Der Mann wich sofort zurück.
    »Die Ynissul sind nicht hier, weil ich sie aus der Stadt retten musste, nachdem sie von den Elfen aller anderen Linien misshandelt, gequält, vergewaltigt und geschlagen worden waren. Ich frage mich, wie viele hier drinnen diese Verbrechen begangen haben, und doch will ich euch retten. Die Apposan sind nicht hier, weil sie Glück hatten und rechtzeitig gewarnt wurden. Sie verstecken sich unter dem Blätterdach. Die Gefängnisse sind voller Orran und Ixii, auch viele eurer Brüder und Schwestern sind dort. Alle anderen Elfen unterliegen der Ausgangssperre und sind Gefangene in den eigenen Häusern. Die Tuali sind nicht hier, weil die Menschen im Park des Tual vierhundert von ihnen umzingelt und abgeschlachtet haben, während Helias mit der cascarg anderswo in der Stadt unterwegs war. Wir alle sind für die Menschen entbehrlich. Alle leiden unter den Menschen. Euer Hass hat die Lage noch verschlimmert. Trotzdem will ich euch alle retten.«
    Katyett deutete zum hinteren Teil des Lagerhauses. »Jeder ula und jede iad hat es verdient, frei zu sein. Ich brauche eure Hilfe, weil sonst die meisten sterben. Weitere Schiffe sind unterwegs. Morgen werden Tausende weitere Menschen hier

Weitere Kostenlose Bücher