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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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noch Vorschläge?«
    »Kann ein Spruch so empfindlich sein, dass er schon auslöst, wenn jemand vorbeigeht?«, fragte Grafyrre.
    »Ich würde gern Palant fragen, aber ich fürchte, er ist nicht mehr sehr gesprächig«, antwortete Katyett scharf. »Wir wissen es nicht, also gehen wir kein Risiko ein.«
    »Du hast mich falsch verstanden. Ich dachte daran, dass wir die Insassen warnen sollten, ehe wir sie befreien. Ich möchte vorher aber gern eine Vorstellung haben, wie die Sicherung an der Tür ausgelöst wird. Wahrscheinlich haben sie den Insassen irgendetwas erzählt, aber was ist die Wahrheit? «
    Katyett lächelte. »Auch gut. An die Menschen können wir uns nicht wenden, und ich würde sagen, es sind zu viele, um sie dort auf dem Vorplatz anzugreifen. Also fragen wir am besten unsere Freunde. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wir wissen nicht, wie weit der Spruch nach oben reicht.«
    Die drei TaiGethen gingen hinter dem Lagerhaus in Deckung. Was sie von Palant über die Schutzsprüche erfahren hatten, half ihnen, die Lage einzuschätzen. Die Wächter marschierten ein Stück, blieben stehen, drehten sich um und kehrten zurück. Sie zählten die Schritte, prägten sich die Entfernungen ein und bewegten sich vorsichtig weiter.
    Als sie sich ihre Strategie zurechtgelegt hatten, führte Katyett sie näher heran. Von drinnen drang kaum ein Laut heraus. Die meisten Gefangenen schliefen vermutlich. Katyett rechnete damit, dass jede Linie einen Bereich besetzt und Wachen aufgestellt hatte, um nicht durch Angriffe der anderen überrascht zu werden. Sie hatte keine Ahnung, wie viele dort drinnen hockten, aber es mussten Tausende sein.
    Völlig beengt und mittlerweile hoffentlich bereit, sich aufzulehnen.
    Der Wächter hatte fast das Ende seiner Runde erreicht. Er blieb stehen, blickte zur Ecke des Lagerhauses und machte auf dem Absatz kehrt. Katyett wartete, bis er fünf Schritte weiter war, ehe sie ihren Tai winkte, ihr zu folgen. Rasch und lautlos liefen sie los und kletterten sofort hoch. Das Lagerhaus bestand aus kräftigen Stämmen, die mit Eisenbändern verstärkt waren. Das Schieferdach war abschüssig und hatte Wirbelstürme, Brandstiftung und Raubüberfälle überstanden. Der Hafenmeister war stolz auf sein Lager und hielt es einwandfrei in Schuss.
    Das Klettern fiel sehr leicht. Alle Nieten saßen da, wo sie hingehörten, kein Brett war lose. Die TaiGethen waren schon oben und hatten das Dach erreicht, bevor der Wächter zurückkehrte. Sie krochen zu dem Oberlicht, das Pelyn offen gelassen hatte. Katyett steckte den Kopf hindurch und zog ihn sofort wieder zurück. Ihre Augen tränten.
    »Yniss steh uns bei, da stinkt es mächtig.«
    Sie holte tief Luft und blickte noch einmal hinein. Sämtliche Regale waren entfernt worden, der Boden war mit schlafenden Elfen bedeckt. Einige Wachen gingen hin und her. Wie erwartet hielten die Linien Abstand voneinander.
    An der Südwand, wo sich anscheinend die zahlenmäßig schwachen Cefan niedergelassen hatten, war das untergebracht, was hier wohl als Latrine diente. Es waren mehrere in einer Reihe aufgestellt Kisten, in deren Deckel man Löcher geschlagen hatte. Die Kisten standen auf Segeltuch, das ringsherum hochgebunden war. Es war ebenso primitiv wie schrecklich. Vor den Kisten bemerkte Katyett Spuren von Extrementen und Urinlachen. Andere Pfützen zeigten, wo jemand nicht bereit gewesen war zu warten oder sich nicht auf die Hinterlassenschaft der Vorgänger hatte setzen wollen.
    Vor der Tür hatten die Menschen, ähnlich den Fässern draußen, als Markierung ein Seil im Halbkreis ausgelegt. In diesem Bereich war der Boden völlig frei. Katyett sah sich aufmerksam um. Die Linien waren je nach Langlebigkeit näher an der Latrine oder weiter entfernt untergebracht. Links von der Tür lag eine kleine Gruppe ohne Wächter. Katyett sah genauer hin und zählte sie. Es waren vierunddreißig Körper, die mit Laken verhüllt waren.
    Katyett zog den Kopf zurück und überraschte mit ihren Flüchen sogar Graf und Merrat.
    »Die Menschen lassen die Gefangenen nicht einmal die Toten wegbringen.« Eine abgrundtiefe Übelkeit machte sich in ihr breit. »Wir müssen dem ein Ende setzen. Jetzt sofort.«
    »Kommen wir hinunter?«, fragte Merrat.
    »Es sind mindestens zwei Sprünge, aber lange nicht so schwierig wie die Überquerung des Ix in Taanepol. Ich übernehme die Führung.«
    Katyett stieg durch das Oberlicht ein, hielt sich an der Kante fest und ließ sich auf den Laufsteg fallen.

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