Einst herrschten Elfen
dein Leben verschonen.«
Der Magier war allein. Vielleicht war Hilfe unterwegs, aber sie würde nicht rechtzeitig eintreffen. Er schüttelte die Hände des Elfenkriegers ab und trat vor.
»Ich werde mich bemühen.«
Grafyrre und Merrat standen dicht hinter ihm, während er seine Vorbereitungen traf. Merrat machte eine kleine Geste mit der Hand, Grafyrre nickte. Daraufhin zog sie ein Messer und hielt es eine Handbreit hinter dem Rücken des Magiers bereit. Der Mann atmete tief durch und führte vor dem Gesicht die Hände zusammen. Dann flüsterte er ein Wort, öffnete sie wieder und deutetet auf das Feuer.
Genau wie auf der Brücke gefror die Luft. Grafyrre spürte, wie die der eisige Wind vorbeirauschte, den der Magier vor dem Lagerhaus über die Flammen leitete. Eis traf auf Feuer, dichter Nebel wallte empor, im Innern spuckten braune und orangefarbene Flammen und gingen aus. Doch das Lagerhaus brannte immer noch, die Balken fielen herunter, die Schieferplatten knackten und brachen ein.
Der Magier streckte die Arme vor und schickte den Eissturm über die Steinplatten des Vorplatzes. Grafyrre machte eine rasche Geste, Merrat nahm das Messer weg. Der Nebel flatterte und löste sich in der Brise und unter dem Druck des Regens auf. Stellenweise erwachte das Feuer wieder zum Leben, doch wenigstens war ein Weg entstanden. Grafyrre berührte den Magier an der Schulter und riss ihn aus der Versenkung.
»Lauf weg«, sagte er. »Andere sind vielleicht nicht so nachsichtig wie ich.«
Der Magier verschwand, Grafyrre rannte zum Lagerhaus.
»Katyett! Komm heraus! Bring sie jetzt heraus! Das Lagerhaus stürzt bald ein!« Er stürzte in die Ruine hinein. »Katyett! «
Das Lagerhaus war ein nachtschwarzes Loch voller Rauch. Überall entdeckte er Gestalten, die auf dem Boden lagen. Auf den ersten fünfzehn Schritten waren die Deckenbalken heruntergekommen, viele brannten noch. Das Feuer hatte sich an den Wänden entlang bis fast zum hinteren Ende durchgefressen. Am Eingang lagen Tote, die von zerbrochenen Balken erschlagen oder bei der ersten Explosion ums Leben gekommen waren.
»Katyett!«, schrie Grafyrre.
Eine Bewegung, er konnte eine Bewegung ausmachen. Eilig kamen ihm Elfen entgegen, weiter hinten gab es ein lautes Krachen. Brennende Balken stürzten herunter, Tonnen von Schieferplatten folgten. Elfen kreischten. Einige wurden von den Flammen eingehüllt. Wer noch stehen konnte, rannte zum Ausgang. Beethan, Cefan, Orran und Gyalan rasten an ihm vorbei an die Luft. Einige hielten an, sobald sie sich in Sicherheit wähnten, andre liefen weiter, um sich möglichst schnell vom Gefängnis zu entfernen und in die Stadt zu gelangen.
Grafyrre suchte Katyett mit bangem Herzen. Sein Atem ging viel zu schnell. Er rang mit sich und beruhigte sich. Der Strom der Gefangenen wurde dünner. Drinnen waren noch Verwundete, einigen wurde geholfen, die meisten blieben sich selbst überlassen.
»Kommt schon, kommt.«
Ganz hinten entdeckte er sie endlich. Ein Elf hatte ihr den Arm über die Schultern gelegt und stützte sich auf sie. Er hatte Mühe, überhaupt noch zu laufen, im Gesicht hatte er Brandwunden. Andere Elfen waren bei ihnen und halfen ihnen. Grafyrre eilte weiter.
»Yniss möge dich segnen. Komm, das Gebäude stürzt ein.«
Katyett rang sich ein Lächeln ab. »Ist dir das auch schon aufgefallen? Warum hast du eigentlich so lange gebraucht?«
»Das erzähle ich dir später. Pakiir ist tot, von den Flammen verschlungen. Faleen ist da, aber Marack wird vermisst.«
Grafyrre würgte im Rauch.
Katyett überließ ihren Schutzbefohlenen jemand anders und kam zu ihm. Zuerst sprach sie aber noch mit den Elfen der Linien.
»Ihr wisst, was zu tun ist. Versteckt euch oder lauft weg, was immer ihr wollt. Weicht den Menschen aus. Um die kümmern wir uns.«
»Danke, Katyett«, sagte einer. »Ich …«
»Egal. Danke Yniss und der Harmonie, die mir sagt, dass ich in euren Diensten bleibe.« Sie wandte sich an Grafyrre und verließ mit ihm das Lagerhaus. Draußen trafen sie auf Merrat und Faleen. »Graf?«
Grafyrre schloss die Augen und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Die Flammen waren zu heiß. Pakiir, er … sie haben ihn einfach verzehrt. Wie kann eine Seele so eine Feuersbrunst überstehen? Wir werden nichts mehr von ihm finden. Er ist Asche im Wind. Fort.«
»Die Seele kann keinen Schaden erleiden«, erwiderte Katyett. »Shorth wird sich seiner erbarmen, er wird in den Hallen der Alten willkommen sein und uns
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