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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hatten, richtig zornig zu werden.«
    »Wir müssen ihm erklären, dass er sich irrt.«
    Garan blickte Keller skeptisch an. »Nur zu. Ich gebe dir einen aus, wenn du zurückkommst.«
     
    Die Wachen waren abgezogen. In regelmäßigen Abständen waren überkreuzte Balken aufgestellt, an denen Elfen hingen. Es waren gewöhnliche Zivilisten. So war es an der Ultanbrücke, am Apposan-Übergang, an der Südbrücke über den Ix und an jedem anderen Zugang zur Stadt.
    Es waren vierzig Elfen, denen man den Bauch aufgeschlitzt hatte, so dass die Eingeweide heraushingen, damit die Tiere davon fressen konnten, während die Opfer noch lebten. Die Augenlider hatte man ihnen weggeschnitten, damit sie der unbarmherzigen Sonnenglut und den stechenden Regentropfen ausgesetzt waren. Die Gliedmaßen waren fest an die Balken gebunden, Fußgelenke und Handgelenke waren blutig, weil die Opfer verzweifelt, aber vergeblich zu fliehen versucht hatten. Jedem hatten sie eine Botschaft auf die Brust geheftet, alle Pergamente trugen die gleiche Aufschrift.
    Katyett ließ ihre Krieger an der Ixbrücke beten, ehe sie sie losschickte, um die Toten zu bergen. Sie sollten in den Wald gelegt werden, damit dieser sie zurücknehmen konnte. Sie wollten die ganze Nacht beten, Angriffe würde es nicht geben. Schon bevor sie das Pergament gelesen hatte, war ihr klar gewesen, was dies zu bedeuten hatte. Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht.
    Katyett las Merrat und Grafyrre den Text vor, als sie in den Wald zurückkehrten und darin verschwanden, nachdem sie die Toten unter das Blätterdach geschafft hatten. Wie jeden Abend hielten sie eine Weile inne, um sich zu vergewissern, dass sie nicht verfolgt wurden.
    »Das ist die Handschrift von Elfen«, begann Katyett. »Nun ist ihr Verrat vollendet. Keine Gnade für die cascarg , wenn dies vorbei ist. Diese Worte sind böse.«
    »Wollen wir sie überhaupt hören?«, fragte Merrat.
    »Wollen nicht, aber wir müssen. Hört gut zu.« Katyett räusperte sich und las. »Elfen der TaiGethen, der Kampf um Ysundeneth ist vorbei, und damit auch der Kampf um Calaius. Ihr werdet nicht mehr in die Stadt vordringen. Das Blut dieser vierzig Toten klebt an euren Händen. Setzt den Fuß noch einmal in die Stadt, und vierzig mal vierzig werden das gleiche Schicksal erleiden. Tötet einen weiteren Soldaten oder Magier, und vierzig mal vierzig mal vierzig werden dieses Schicksal erleiden. Das Leben aller Elfen in der Stadt liegt in euren Händen. Außerdem werdet ihr alle Ynissul-Zivilisten ausliefern, die ihr beschützt, sowie die Al-Arynaar, die sich unter euch befinden. Schließlich werdet ihr euch selbst ergeben. Ihr habt zwei Tage. Wenn ihr euch bis zum Morgen des dritten Tages nicht im Ultan-in-Caeyin einfindet, werden wir bei jedem Glockenschlag vierzig Elfen töten und bei jedem neuen Regentropfen vierzig weitere. Die Hinrichtungen finden vor dem Tempel des Shorth statt. Wir sind nicht gnadenlos. Die Seelen der Toten sollen keinen weiten Weg haben, um in die Umarmung des Gottes zu gelangen. Verhandlungen wird es nicht geben. Ihr seid gewarnt. «
    »Ist es unterschrieben?«, fragte Merrat.
    »Was denkst du? Und sie haben uns unzivilisiert genannt. Kommt mit.«
     
    Die Morgendämmerung kam blutig und krank. Hithuur hatte kaum geschlafen. Die Klagelaute der Unschuldigen, die aus den Häusern gezerrt und an den Stadtgrenzen aufgeschlitzt wurden, würde er sein Lebtag nicht vergessen. Es waren nicht einmal so sehr die Schmerzensschreie, sondern vielmehr das Flehen. Sie hatten auch nicht die Menschen um ihr Leben angefleht, sondern sich an Llyron gewandt.
    Hithuur legte seine Kleidung besonders bedächtig an und hoffte, bald die Übelkeit zu überwinden, die ihn durchflutete. Er hatte Verbrechen begangen, doch sie hatten dem Wohl der Elfen gedient. Er wollte das Elfenvolk in die Zukunft geleiten, indem er die Lebensart einführte, von der doch alle instinktiv wussten, dass sie die beste war. Ja, sie beruhte auf Ungleichheit, aber sie bot auch Gewissheit und Sicherheit. Sie funktionierte. Yniss wusste, dass sie funktionierte. Aber dies … es war entsetzlich, und er hatte geholfen, es zu bewerkstelligen. Das musste aufhören, so ging es nicht weiter.
    Hithuur verließ sein Zimmer und ging zu dem Raum mit den weiten Fenstern, wo er hoffte, Llyron und Sildaan zu finden. Llyrons Stimme vernahm er schon, ehe er die Hand auf den Riegel legte. Er hielt inne und lauschte. Helias war dort, Sildaan war anwesend, außerdem einige

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