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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sich die Regenwolken teilten. Die Ynissul begrüßten sie lautstark und applaudierten, was die TaiGethen und die Schweigenden eher zu beunruhigen schien. Sie waren an die Einsamkeit des Regenwaldes gewöhnt.
    Katyett stand am Rand des überdachten Bereichs, wo sie ihren vorläufigen Kommandoposten eingerichtet hatte, und betete mit jeder Zelle, küsste Augen und Lippen, kniete schweigend nieder und dankte Ynissul für die Begegnung. Ihr wurde warm ums Herz, als sie die Elfen sah. Große, anmutige Ynissul mit Schwertern auf dem Rücken, leichter Lederkleidung und grünen und braunen Hemden, weichen Stiefeln, kurzgeschnittenen Haaren oder ganz kahlrasierten Schädeln und mit Tarnfarben bemalten Gesichtern.
    Sie kannte alle TaiGethen beim Namen, hatte jeden Anführer einer Zelle schon einmal berührt und auch gewittert. Sie hatten ihre Arbeit draußen im Regenwald verlassen, und nun war das heilige Blätterdach verwundbar und konnte leicht angegriffen werden. Alle waren sie gekommen, um die Schändung ihres Landes durch die Seuche der Menschen zu unterbinden, und alle stellten sich dieser neuen Aufgabe, die Yniss ihnen übertragen hatte, stoisch und entschlossen.
    Abgesehen von den Willkommensgrüßen und den leisen Worten, mit denen die Brüder und Schwestern ihre Freude über das Wiedersehen ausdrückten, nachdem sie sich im riesigen Wald so lange nicht gesehen hatten, wurde kaum gesprochen. Katyett genoss die Wärme der Versammlung, war jedoch traurig über den Anlass. In den besseren Tagen hatte der Orden dreitausend und mehr TaiGethen gezählt. Falls sich alle eingefunden hatten, die nicht verloren oder gefallen waren, blieben nun gerade einmal einundachtzig, siebenundzwanzig Zellen. Außerdem waren irgendwo da draußen noch zwanzig Schweigende mit ihren Leibwächtern unterwegs.
    Trotzdem, vor den besorgten Augen der Ynissul-Zivilisten hatte sich eine Menge Geschicklichkeit und Erfahrung versammelt.
    Quillar, Thrynn, Acclan, Oryaal, Illast, Kerryn, Dravyn, Corsaar, Estok. Allesamt Veteranen aus dem Krieg gegen die Garonin. Anführer von Zellen, denen Katyett jederzeit ihr Leben anvertraut hätte.
    Als sechzig TaiGethen, also zwanzig Zellen, eingetroffen waren, kam auch der erste Schweigende Priester mit seinem TaiGethen-Leibwächter ins Lager. Die Ynissul, die sich dort drängten, starrten ihn stumm und ehrfürchtig an. Keiner von ihnen hatte jemals einen Schweigenden gesehen, einen Angehörigen des Ordens, der sich nie in die Städte begab und nie das Blätterdach verließ. Der Priester hatte sich Gesicht und Körper weiß bemalt und trug nur einen Lendenschurz, seine Füße waren nackt, er hatte sich Zähne und Nägel spitz zugefeilt. Beängstigend für die Jungen, Ehrfurcht gebietend für die Erwachsenen.
    Es waren Sikaant und Ulysan. Sikaant bewegte sich, als schwebte er über den Boden. Trauben von Ynissul teilten sich vor ihm wie das Gras, als er zu Katyett ging. Sie eilte ihm entgegen. Sikaant legte ihr die Hände auf die Wangen, zog ihren Kopf an sich und küsste sie auf die Stirn und die Augenlider.
    »Deine Gegenwart segnet uns, Priester Sikaant.«
    Er nickte. Katyett begegnete seinem Blick und erschauerte.
    »Was hast du gesehen?«, fragte sie.
    »Zu viel«, erwiderte er. »Wir beten.«
    Alle TaiGethen knieten nieder, legten eine Hand auf die Erde und streckten die andere zum Himmel. Die Ynissul folgten ihrem Beispiel. Es wurde still im Lager. Sikaants gebrochene, ungeübte Stimme trug weit durch die Bäume und hallte von den Wänden der Schlafsäle wider.
    »Shorth möge unsere Seelen umarmen. Böses geht im Wald um. Mit deinem Segen, Yniss, werden wir es vernichten. Führe unsere Hände, ebne uns den Weg. Bereite uns vor. Darum bittet dich Sikaant.«
    »Danke, Sikaant. Gibt es Nachrichten von den anderen Schweigenden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Viele werden nicht kommen«, meinte Ulysan, ein junger, zurückhaltender und äußerst gefährlicher TaiGethen. »Du weißt, was in Aryndeneth geschehen ist?«
    Katyett nickte. »Priester Serrin war dort.«
    »Priester Sikaant war dabei, als der Tempel angegriffen wurde.«
    Katyett hielt Sikaant seufzend die Hände hin, die der Schweigende Priester nahm.
    »Dann hast du gesehen, was ich gesehen habe. Es tut mir leid.«
    »Unser Tempel ist entweiht«, sagte er.
    »Ja, und wir werden ihn reinigen. Das verspreche ich dir.« Sie wandte sich wieder an Ulysan. »Sage mir, was sonst habt ihr auf der Reise hierher gesehen?«
    Ulysan strich sich mit einer Hand über

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