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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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und dabei längst wusste, dass er verloren hatte.
    »Ich möchte sprechen.«
    Katyett war unendlich erleichtert.
    »Auum. Ja, natürlich.«
    »Estok, ich habe deine Einwände vernommen«, antwortete Auum höflich und förmlich. »Es scheint mir auch, dass Estok vorgebracht hat, was die meisten hier denken. Nun hört mich an. Takaar hat mir das Leben gerettet. Er hat auch versucht, mich zu töten. Er ist nicht mehr der ula , der mit vielen von uns auf den Wällen von Tul-Kenerit gekämpft hat. Takaar hat sich dem gestellt, was er getan hat und was er ist. Er lebt jeden Augenblick damit, ob im Wachen oder im Schlafen. Ihr vertraut ihm nicht. Das erwartet er auch nicht. Ihr liebt ihn nicht. Er hofft nicht auf eure Liebe. Er will auch nicht eure Vergebung. Aber bedenkt eines. Takaar wandelte einst mit den Göttern, und jetzt ist er zum Verhasstesten unter den Elfen herabgesunken. Dennoch ist er zurückgekehrt. Fragt euch, welche Kraft und Entschlossenheit es erfordert, herzukommen und sich dem Urteil des Elfenvolks zu unterwerfen. Fragt euch, warum er dies getan hat. Er tut es nicht für sich selbst und nicht, um die Erlösung zu finden. Fragt ihn. Er glaubt selbst nicht, dass er sie verdient hätte. Doch er hat in seinem Exil in Verendii Tual das Erbeben der Harmonie gefühlt. Sein Glaube daran, dass die Harmonie fortbestehen muss, war stärker als die Angst, die er in sich spürte. Takaar ist um euretwillen gekommen. Für jeden ula und jede iad , die helfen wollen, diesen Alptraum, in den wir stürzen, zu beenden. Vielleicht scheitert er. Wir alle könnten scheitern. Aber verdient nicht jeder Elf eine zweite Chance?«
    Katyett wartete, bis Auums Worte ihre Wirkung getan hatten.
    »Tai, wir gehen auf die Jagd.«
     
    Der Schweigende Priester Sikaant sah sie mit dem Rücken an einem Baum sitzen, die Arme an die Brust gezogen. Sie hatte Blut an den Händen und im Gesicht. Nahe bei ihr lag ein toter Mensch. Seine Kehle war zerfetzt, nur noch ein blutiges, widerliches Etwas. Er war in Schrecken und Schmerzen verendet. Shorth würde dafür sorgen, dass seine Qualen sich bis in alle Ewigkeit fortsetzten.
    Sikaant hockte sich vor sie hin.
    »Ich habe meinen Rydd verloren«, sagte sie.
    Sikaant streckte ihr eine Hand entgegen. »Wir wollen ihn gemeinsam suchen.«
    Die iad schlug ein, und er spürte eine Energie durch ihre Finger schießen, die seinen Körper einhüllte. Rasch wie ein Blitz am Himmel war es wieder vorbei.
    »Mit mir ist etwas passiert«, erklärte sie.
    »Yniss möge dich segnen«, erwiderte Sikaant.
    Er hatte diese Energie schon einmal unter den Füßen gespürt, aber noch nie bei einem anderen Elf. Die iad zuckte zurück, weil sie vor irgendetwas, das sich hinter ihm befand, Angst hatte. Es war ein weiterer Schweigender, er hieß Resserrak. Er hatte sich lange im Regenwald versteckt, und Sikaant konnte gut verstehen, warum Onelle sich vor ihm fürchtete.
    Nur eine Hälfte seines Gesichts war weiß. Die andere war, wie der Rest des Körpers, mit Tätowierungen bedeckt. Es waren Worte aus dem Aryn Hiil , die er niemals aussprechen würde. Nase und Ohren hatte er sich mit Knochen durchbohrt, seine Augen waren groß und wild. Resserrak hatte Tuals Kindern stets nähergestanden als alle anderen Schweigenden. Jetzt schien es, als sei die Verwandlung beinahe vollendet. Sikaant erhob sich, und die Priester begrüßten sich mit Küssen auf Augen und Stirn. Hinter Sikaant fand schließlich auch die iad den Mut, sich aufzurichten.
    »Ich bin Onelle. Bitte, ich will meinen Rydd finden. Werdet ihr mir helfen?«
    Resserrak betrachtete sie, und Sikaant wusste sofort, dass auch er es erkennen konnte.
    »Wir verwandeln uns.« Resserraks Stimme war heiser und leise. »Serrin weiß es.«
    Sikaant lächelte. »Wir wachsen. Komm mit, Onelle. Wir werden Rydd finden. Wir finden alle, die verloren sind.«
     
    Die Ultanbrücke wurde von zehn Soldaten und drei Magiern bewacht. Außerdem war sie in helles Licht getaucht, an jedem Haken hing eine Laterne, und an allen Pfeilern brannten Fackeln. Die Wächter und Magier wirkten entspannt. Zweifellos waren sie voller Freude über den erfolgreichen Angriff auf das Übergangslager. Gewiss glaubten sie auch, ihre Schutzsprüche könnten sie vor den TaiGethen behüten, die sich knapp außerhalb des Lichts versammelten.
    Takaar betrachtete, was die Magier getan hatten. Es waren hellgraue Kugeln, die wie eine zähe Flüssigkeit auf dem Boden klebten. Sie waberten und wirbelten, gelegentlich

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