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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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eines ganzen Jahrzehnts erkannte.
    »Was ist?«, fragte sie. »Wenn du so dreinschaust, kommen gleich danach ein paar schreckliche Worte aus deinem Mund.«
    »Es tut mir leid«, sagte er leise.
    »Das kratzt noch nicht einmal an der Oberfläche der letzten zehn Jahre«, erwiderte Katyett.
    »Ich meinte dich.«
    »Ich auch. Aber vielen Dank, dass du es wenigstens versucht hast.«
    »Was hat das zu bedeuten?« Du konntest sie noch nie verstehen, was? Immer einen Schritt hinterher. Armer Takaar. »Nein, das stimmt nicht. Ich tu mir gar nicht selbst leid.«
    »Was?« Katyett zog die Augenbrauen hoch, ihre Miene verhärtete sich. »Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen aufbrechen, wir alle. Los jetzt. Wenn ein Magier einen Spruch wirkt, verstreut euch. Folgt Takaar. Tretet nicht vor ihn und bewegt euch nicht auf dem Grund, den er meidet. Passt gut auf. Ahmt ihn nach und überlebt.«
     
    »Das ist eigentlich eins meiner besten Werke.« Poradz tat beleidigt. »Ystormun selbst hätte es nicht besser gekonnt.«
    »Da deine besten Werke bisher darauf beschränkt waren, die Nagetiere in den Elendsvierteln von Triverne zu bekämpfen, erfüllt mich das nicht unbedingt mit großer Begeisterung. «
    »Dagesh, das Problem ist, dass du Kunst nicht erkennst, wenn du sie siehst.«
    »Ich sehe ja gar nichts. Oder kann ich die Schutzsprüche wahrnehmen? Ich bin doch kein Magier, oder?«
    Poradz lächelte. Dagesh war witzig, wenn er in dieser Stimmung war. Diese gespielte Angriffslust. Mit etwas Glück ließ sich der Mann sogar verleiten, Garan nachzuäffen.
    »Ah, mein armer, blinder Freund. Diese Welt bleibt dir wohl für immer verschlossen, und du musst mir blind vertrauen, dem armen, schwachen Magier.«
    »Verdammt, wo kommen die denn auf einmal alle her?« Dagesh deutete zum Regenwald, wo gerade ein teuflischer Lärm ausgebrochen war. »Rafft euch auf, Leute, wir bekommen Gesellschaft. Wie wär’s, wenn du ein paar Schilde einrichtest, Adzo?«
    Poradz blickte in die Richtung, in die Dagesh zeigte, und zuckte zusammen, als hätte er ein Gespenst gesehen. Direkt am Rand des Lichtkreises der Laternen und Fackeln, aber nicht nahe genug, um die Schutzsprüche auszulösen, standen die verdammten angemalten Elfen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte sie noch nicht kämpfen sehen, aber viel darüber gehört. Übel.
    »Jylan, einen Schild, bitte.«
    »Jawohl, Meister.«
    Die Wächter sammelten sich ein paar Schritte hinter der Brücke rings um Dagesh. Auf der anderen Seite standen die Elfen hinter einem der ihren, der recht heruntergekommen wirkte. Wie jemand, der sich mit dem Unterkiefer eines Hundes rasiert hatte. Aber er hatte etwas an sich, etwas Wissendes, das Poradz überhaupt nicht schmeckte.
    Sie starrten nur unverwandt herüber, gaben keinen Laut von sich und rührten sich nicht. Poradz konnte spüren, welch kalte Wut von ihnen ausging. Die Absicht war unverkennbar, auch wenn sie nie über die Brücke gelangen würden.
    »Was haben sie nur vor?«, fragte Hadran laut, um das Rauschen der Stromschnellen unter ihnen zu übertönen.
    »Vielleicht sind sie doch nicht so schlau«, meinte Dagesh. Er machte ein paar Schritte auf die Elfen zu und winkte. »Kommt doch zu uns rüber, hier ist viel Platz. Es ist noch etwas zu früh für die Kapitulation. Ihr habt wohl keinen Begriff von der Zeit, was? Die Morgendämmerung ist der Augenblick, wenn die Sonne aufgeht. Diese verdammten wilden Spitzohren haben auch von nichts eine Ahnung.«
    Die Männer hinter ihm lachten. Dagesh spuckte in Richtung der Elfen aus und drehte sich breit grinsend um. Hinter ihm zogen sich die Elfen geräuschlos und mit fließenden Bewegungen in die Dunkelheit zurück.
    »Was hatte das denn zu bedeuten?«, wunderte sich Poradz.
    »Verdammt will ich sein, wenn ich das wüsste.« Dagesh baute sich neben Poradz auf und blickte in die Dunkelheit. »Aber wer kann schon sagen, was in einem …«
    Der Heruntergekommene flog durch die Luft. Poradz konnte beobachten, wie er sich zusammenzog, zwei Überschläge machte und einen Schritt vor ihnen mit den Füßen aufkam. Im nächsten Moment hatte er schon die Klinge gezogen, bevor Dagesh auch nur die anderen mit einem Ruf warnen konnte. Der Soldat kam nicht einmal mehr dazu, die eigene Waffe zu ziehen. Der Elf jagte ihm das Schwert ins Herz und zerschnitt ihm das grinsende Gesicht.
    Warmes Blut spritzte Poradz ins Gesicht. Er schrie auf und taumelte zurück. Immer mehr sprangen jetzt auf die Brücke. Es waren

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