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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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riesige Sätze, die sie mühelos über seine Schutzsprüche hinwegtrugen. Irgendwie bewunderte er sogar die Anmut ihrer Bewegungen. Vor allem aber hatte er viel zu große Angst, um einen Spruch zu wirken und sich und die Soldaten zu schützen.
    Schon hörte er, wie die ersten Kameraden wegliefen. Poradz wich zurück. Ein Elf näherte sich ihm blitzschnell, als schwebte er über dem Boden. Poradz bekam einen Schlag auf die Schläfe und einen weiteren in den Bauch. Dann flammten schier unglaubliche Schmerzen im linken Knie auf. Er schrie, stürzte, wollte wegkriechen.
    Die anderen rannten schon, doch die Elfen waren viel zu schnell. Seine Kameraden waren im Handumdrehen umzingelt und wurden niedergemacht. Die Elfen bewegten sich so gewandt, dass die Augen kaum folgen konnten, und hielten nicht einmal im Lauf inne, wenn sie einen Gegner niederstreckten. Es war wie ein Tanz. Poradz bewegte sich nicht mehr. Ihm tat das Knie schrecklich weh, und er war kurz davor, sich zu übergeben.
    Auf einmal packte ihn jemand an der Schulter und warf ihn auf den Rücken. Der Verwahrloste blickte neugierig auf ihn herab wie ein Raubtier, das zum ersten Mal ein neues Beutetier sieht. Poradz schauderte, als ihn der Blick traf. Er war intelligent, aber dort war noch etwas anderes. Als wäre der Elf teilweise ganz woanders und trotz des intensiven Starrens nicht ganz gegenwärtig.
    Der Elf sprach. Poradz hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Elfensprache zu lernen, und verstand kein Wort. Der Elf legte ihm eine Hand auf den Kopf und eine auf die Brust, holte tief Luft und nickte. Dann sagte er noch etwas, nickte wieder und entfernte sich. Eine Elfenfrau nahm seinen Platz ein.
    Sie hatte vor Blut triefende Klingen in den Händen.
     
    Estok führte seine Zellen nach links durch die Hinterhöfe und um den Sumpf herum. Sie wollten der Küste bis zum Hafen folgen. Zwei Zellen der Reserve waren bei ihm, die anderen gingen ein Stück auf der Hauptstraße entlang, etwas später wollten sie ihre Aufmarschpositionen über Seitenstraßen erreichen.
    Katyett führte den größten Trupp durch dunkle Felder, wo das Korn hoch und dicht stand. Takaar war ihnen voraus und sorgte dafür, dass ihnen nichts zustieß. Als sie dicht vor dem Frey-Ultan, einem Bezirk, in dem vor allem Bauern und Landarbeiter lebten, den Rain erreichten, entdeckten sie vier Rauchsäulen. Die Hohepriesterin des Shorth hielt sich im Tempel ihres Gottes auf.
    Katyett fragte sich, ob Llyron überhaupt noch frei war oder bereits in einer Zelle unter dem Tempel hockte. Die Verliese waren gewöhnlich den Elfen aus Mischehen vorbehalten, die darauf warteten, für geeignet oder nützlich befunden zu werden. Vielleicht war Llyron sogar schon tot. Irgendwie zweifelte Katyett jedoch daran. Die Verräterin hatte die Menschen sicher darauf hingewiesen, dass sich ohne eine Hohepriesterin des Shorth kaum Ordnung unter den Elfen halten ließ. Die Menschen wollten Aufstände vermeiden und das Elfenvolk unterwerfen.
    Der Tempelplatz grenzte im Südosten der Stadt an den Regenwald, war jedoch durch den Fluss Ix vor dem Ausbreitungsdrang des Waldes geschützt. Hier stürzte sich der Fluss durch eine tiefe, zwei Meilen lange Schlucht. Stromaufwärts erhob sich der Olbeck-Berg, abwärts rauschten die Stromschnellen an der Ultanbrücke. Es gab hier einen Übergang, den man als »Senserii-Weg« bezeichnete. Dabei handelte es sich um eine mächtige Konstruktion aus Holz, die vor allem von Pilgern benutzt wurde, da sie vom Blätterdach her einen direkten Zugang zum Tempelplatz bot.
    In den Legenden hieß es, die ersten Senserii, oder vielleicht auch jene, die später die ersten Senserii wurden, hätten diesen Weg benutzt, um der Verfolgung in ihren Dörfern und Städten im Wald zu entgehen und bei Shorth Zuflucht zu suchen, wie es ihr gutes Recht war. Das war eine schöne Geschichte, doch Katyett nahm an, die ersten Senserii seien wohl eher das Produkt von Mischehen in den Elendsvierteln von Banyan und Valemire im Westen der Stadt gewesen, die man bei Shorth abgeliefert hatte, weil sie unerwünscht und ungeliebt waren.
    »Ich frage mich, was aus ihnen geworden ist«, überlegte sie.
    »Aus wem?«, fragte Grafyrre.
    »Aus den Senserii.«
    Kaum ein Halm wippte, als sie am Rand des Feldes entlangliefen. Takaar war langsamer geworden. Katyett stieß ein warnendes Trillern aus, das an den Ruf der Mauersegler erinnerte. Hinter ihr blieben die TaiGethen stehen.
    »Wir könnten sie jetzt gut gebrauchen«, sagte

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