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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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versunkenen Garten hinab und kletterten an den Ranken hinauf, die an der Rückwand wuchsen und hier und dort den Körper und die Arme fast vollständig bedeckten.
    Auum hatte den Tempel schon immer von oben sehen wollen – den riesigen Kopf, der mit dem Gesicht nach oben lag, den Eingang des Tempels im Schädeldach. Er wollte durch die Arme bis zum Ende laufen, wo sie die Erde zu packen schienen. Den größten Teil des Tempels bildete der Rumpf. Ursprünglich sollte er auch Beine und Füße haben, doch dafür war nicht genug Platz gewesen.
    Eine Eigenart der Anlage bestand darin, dass es nur wenige Fenster gab. Die großen Türen ließen Licht herein, das von Spiegeln und weißen Wänden reflektiert wurde, doch sonst hatten die Erbauer einen Elfenkörper so naturgetreu wie möglich nachgebildet. Abgesehen von einigen Oberlichtern, die Meditationsräume beleuchteten, waren die einzigen Fenster jene in den Fingernägeln und natürlich in den Augen.
    Auum drehte sich um und blickte zur Wiese und zur Stadt hinunter. Die Kämpfe waren fast vorüber, doch die Magier hatten noch ihre Magie wirken können. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.
    »Sie warten darauf, dass wir die Türen angreifen«, erklärte Marack.
    Auum kniete nieder und legte Gesicht und Hände auf das linke Auge des Tempels. In der großen Halle, die Shorths Oberkörper entsprach, hatten sich einige Krieger verteilt, auch Priester konnte er entdecken, die ihren gewöhnlichen Aufgaben nachgingen. Ein Anschein von Normalität in außergewöhnlichen Zeiten. Er fragte sich, wem sie helfen und wem sie sich entgegenstellen würden, wenn es darauf ankam.
    »Bereit?«, fragte Marack.
    »Es ist tief«, meinte Takaar.
    »Wie der Sprung von den mittleren Streben im Durchbruch«, sagte Auum. »Aber eine gesegnete Landung wartet am Ende.«
    »Wo ist Katyett?«, fragte Takaar.
    »Sie räumt auf und ist gleich bei uns«, erklärte Auum.
    Maracks Tai, Auum und Takaar traten einen Schritt zurück, sprangen und stürzten mit den Füßen voran durch die Augen des Shorth.
    Katyett sah sie verschwinden und erkannte, dass sie sich verspätet hatte. Sie rannte an dem letzten Feuer vorbei, wo drei Magier standen, die von ebenso vielen Kriegern verteidigt wurden. Merrat und Grafyrre waren bei ihr. Von links kamen Dravyns Tai näher, rechts war Acclans Zelle. Katyett warf einen Jaqrui, der vor den Kriegern an einer unsichtbaren Barriere abprallte. Einer der Magier zuckte beim Aufprall zusammen.
    Die Krieger wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Einer drehte sich um sich selbst und rief den Magiern etwas zu.
    »Auseinander«, rief Katyett. »Achtet auf die Hände.«
    Die drei Zellen verstreuten sich. Katyett rannte geradeaus weiter auf die Schwertkämpfer zu und hob die zweite Klinge. Vor ihr gingen die Krieger in die Hocke, hinter den Männern hob ein Magier den Kopf und streckte mit nach oben gedrehten Handflächen die Arme aus.
    »Achtung!«, rief Katyett.
    Sie bog nach rechts ab. Der Spruch des Magiers heulte über den Platz. Unzählige Eisnadeln trafen Dravyns Tai. Die messerscharfen und spitzen Eisklingen fetzten durch die Kleidung, rissen die Haut auf und zerschnitten Gesichter, Augen, Hälse und Wangen. Dravyn stieß einen Schrei aus, hob die Arme schützend vor das Gesicht und stolperte weiter. Das Eis schälte ihm die Haut von den Händen und legte den Knochen schneller frei als ein Schwarm Piranhas. Er fiel auf das Gesicht.
    Neben ihm stürzten auch seine Zellenbrüder, die aus hundert kleinen Schnittwunden bluteten. Ihre Haut hing in Streifen herab, und wo größere Stücke durchgeschlagen waren, klafften grässliche Wunden.
    Acclans Rache ließ nicht auf sich warten. Seine Zelle stürzte sich von hinten auf die Gruppe der Menschen; er schlug links und rechts mit den Schwertern zu und hackte dem Magier, der den Spruch gewirkt hatte, den Kopf ab. Der enthauptete Körper sackte schlaff in sich zusammen. Dann erledigten sie die anderen beiden Magier. Die Krieger rappelten sich auf und stießen den geköpften Magier zur Seite.
    Als der Erste aufblickte, traf Katyetts Stiefeltritt seine Nase. Sie zog den Fuß zurück und stieß noch einmal zu, immer und immer wieder, trat auf Kopf und Hals ein, bis der Mann zu Boden ging. Dann fiel sie über ihn her und durchbohrte ihm Kehle und Herz. Merrat zerrte sie schließlich weg. Grafyrre und Acclan hatten die anderen beiden Krieger ausgeschaltet.
    »Es ist vorbei«, sagte Merrat. »Es ist getan.«
    Katyett lief zu Dravyn

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