Einst herrschten Elfen
Grafyrre.
»Nicht wenn sie Llyron treu geblieben sind«, entgegnete Katyett.
»Trotz allem, was Pelyn hofft, bleibt ihnen wohl kaum etwas anderes übrig«, sagte Merrat.
Sie hielten bei Takaar an, der sich mit Marack und Auum hingehockt hatte. Katyett konnte das Unbehagen der Krieger hinter ihr körperlich spüren. Sie misstrauten dem ehemaligen Oberen. Dieses Mal murmelte Takaar jedoch nicht. Katyett winkte ihren Tai, ebenfalls in die Hocke zu gehen. Die Mauern des Tempels von Orra waren nahe. Zwanzig Schritte über offenes Gelände, dann über einen Entwässerungskanal. Takaar ergriff schließlich das Wort.
»Sie haben ihre Sprüche auf der Begrenzung und auf der ganzen Brücke und den Geländern gewirkt. Außerdem sind sämtliche Wände und wahrscheinlich die Dächer des Appos-, Orra- und Gyal-Tempels gesichert. Der Cefu-Tempel ebenfalls. Beim Shorth-Tempel entdecke ich nichts, wir sind noch zu weit entfernt.«
»Können wir springen? Uns durchzwängen?«, fragte Katyett.
»Dieses Mal nicht, sie sind zu gut gesetzt. Ich nehme an, sie haben die Wachen auf die zentrale Wiese zurückgezogen und benutzen die Sprüche als Alarmsignale.«
»Wie kommen wir dann hinein?«, fragte Katyett.
»Wir müssen geradeaus über den Pfad des Yniss gehen«, sagte Takaar.
»Das bedeutet aber, dass wir nicht heimlich herankommen. Warum weichen wir nicht auf die andere Seite des Platzes aus?«
»Glaubst du, dort stehen die Dinge besser?«
Katyett starrte Takaar an. »Wir warten, bis Estok beginnt. Dann schlagen wir zu.«
ACHTUNDDREISSIG
Halte Abstand zu dem ula , der behauptet, er fürchte sich nicht vor der Schlacht.
M it rasendem Herzen spähte Corsaar über den Dachfirst in die Kaserne der Al-Arynaar. Seine beiden Tai hatte er schon losgeschickt, um Estok zu warnen, den Angriff abzubrechen, falls das noch möglich war.
»Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte er. »Was tun die da?«
Hunderte Männer drängten sich auf dem Übungsplatz der Kaserne. In allen Fenstern brannte Licht. Corsaar konnte Krieger beim Drill beobachten, während Magier mit kleinen Abteilungen von Schwertkämpfern arbeiteten. Wenn er den Hügel hinab zum Park des Yniss blickte, konnte er auch dort Reihen von Lichtern erkennen. Hunderte, wenn nicht Tausende von Fackeln.
Die Lichterketten reichten bis zum Hafen hinunter und erstreckten sich in alle Stadtviertel. Der Widerschein war hell genug, um sogar die Dächer zu erfassen. Im Schein der Fackeln waren Soldaten in den Straßen aufmarschiert. Die Elfen wussten, dass in der Stadt eine Ausgangssperre herrschte, doch hier war mehr im Gange.
»Es ist wie ein Gefängnis«, sagte Everash, Corsaars Stellvertreter.
»Noch schlimmer. Mir scheint, kein einziger Mensch schläft, obwohl es mitten in der Nacht ist.«
»Katyett sagte doch, dass sie uns erwarten.«
»Ein so umfassender Aufmarsch ist trotzdem erstaunlich. Da sind ja buchstäblich alle auf den Beinen«, entgegnete Corsaar.
Thrynn kam mit seinen Tai das steile Dach herauf. Corsaar bemerkte den Gesichtsausdruck schon, ehe der Elf den Kopf schüttelte.
»Es sieht übel aus, Corsaar. Wir waren unten und auf den Dächern unterwegs. Sie sind wirklich überall und haben ganze Stadtviertel abgeriegelt. Wir nehmen an, dass sie stellenweise auch Magie eingesetzt haben, und man trifft überall auf Soldaten und Magier. Dabei haben wir keinen einzigen Elf bemerkt. Abgesehen von den Fackeln der Menschen ist alles dunkel und totenstill. Was ist da nur los?«
»Ich weiß es nicht, aber wir könnten sehr schnell große Schwierigkeiten bekommen. Wir müssen Katyett warnen. Sie …«
Am Hafen flammte Licht auf, im Hof der Kaserne wurden Befehle gebrüllt. Wenigstens hundert Männer und Magier rannten in Richtung Hafen hinaus. Corsaar fluchte.
»Thrynn, renne zu Estok und hole ihn da raus. Kehrt in den Wald zurück. Ich laufe zum Platz. Das hier wird kein gutes Ende nehmen.«
Im Norden blitzten magische Sprüche. Katyett winkte den anderen weiterzugehen. Hinter ihnen, von der Kaserne her, waren Stiefelgetrampel und Rufe zu hören. Vor ihnen lag der doppelte Zugang zum Tempelplatz. Der Pfad des Yniss teilte sich vor dem Tempel des Cefu und lief links an der niedrigen, dunkel gestrichenen Mauer des Appos-Tempels vorbei. Rechts konnte man die wundervollen Wandmalereien und die lebenden Steine des Tual-Tempels bewundern.
Die Menschen bewachten beide Zugänge, dahinter auf der Wiese waren noch mehr Magier und Schwertkämpfer an Kochfeuern
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