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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sie aufzuhalten, aber sie sind zu wenige. Der Pöbel will Yniss’ Tempel niederbrennen.«
    Katyett wurde es am ganzen Körper kalt.
    »Nicht schon wieder«, flüsterte sie. »Tai, lauft. Rennt so schnell ihr könnt.«
    Der Himmel über dem Platz glühte im Widerschein der Fackeln. Katyett lief neben Faleen. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto schlechter fühlte Katyett sich. Schon hörte sie den Lärm, den die Menge machte, und was die Leute vorhatten, vermochte sie beinahe auf der Zunge zu schmecken. Sie stimmten einen Gesang an, ein Zitat in der alten Sprache.
    Chilmatat nun kerene.
    Unsterbliche sterben kreischend.
    Fluchend lief sie noch schneller und ließ Faleen hinter sich zurück. Es waren noch zweihundert Schritte oder mehr, und die Kampfgeräusche waren unüberhörbar. Waffen klirrten, Schmerzschreie übertönten das Brüllen der Menge. Die Wut nahm zu, schon war Blut geflossen. Elfen starben.
    »Auf das Dach des Shorth-Tempels«, rief sie über die Schulter zurück. »Lasst uns sehen, womit wir es zu tun haben.«
    Pakiir hatte sich geirrt. Sie würden nicht mehr rechtzeitig ankommen. Katyett hörte ein triumphierendes Gebrüll, das nur eines bedeuten konnte: Die Reihen der Verteidiger waren durchbrochen. Gleich darauf ertönte ein Fauchen, und der Gestank von brennendem Öl erfüllte die Luft. Das Brüllen schwoll sogar noch an.
    Katyett lief hinten um den Shorth-Tempel herum und trampelte durch den versunkenen Garten, während über ihr und vor ihr die Meute tobte. Dann nutzten sie und die TaiGethen die dicken Ranken, die am Tempel wuchsen, und kletterten hinauf. Sie eilte über den Arm und den Rumpf des Tempels, spähte an dessen Rand hinunter und sah einen Massenmord.
    Die Aufständischen hatten den Yniss-Tempel umzingelt und Türen und Fenster mit mächtigen Fässern und umgedrehten Wagen blockiert. Öl regnete auf das Gebäude herab, Hunderte von Fackeln wurden in den Brennstoff geworfen. Der Tempel brannte bereits lichterloh, und die Flammen loderten so hoch, dass sogar die Angreifer überrascht waren. Wer sich im Tempel befand, bemühte sich herauszukommen, doch die Barrikaden gaben nicht nach. Sie wackelten zwar, stürzten aber nicht ein.
    Drinnen waren Hunderte, die geglaubt hatten, sie wären dort in Sicherheit. Draußen johlten Tausende.
    »Wir müssen da runter und die Türen öffnen«, sagte sie.
    »Die werden uns überrennen«, warnte Pakiir. »Schau sie dir an, schau die Gesichter an.«
    Es waren hässliche, vor Wut verzerrte Gesichter. Einige blickten zu den TaiGethen hinauf und zeigten mit den Fingern auf sie, während Dutzende andere noch mehr Brennstoff in das Feuer warfen, das bereits das Dach des Tempels erreicht hatte. Schon warf der Lack Blasen. Drinnen waren die ersten Schreie zu hören. Der Platz war voller Elfen, die, siegestrunken in ihrer großen Zahl, die TaiGethen verspotteten und ihren Hass auf die Ynissul herausschrien.
    Unten kämpften am Rand des Vorplatzes noch einige wenige Al-Arynaar und bemühten sich, den Pöbel zurückzudrängen. Drei lösten sich aus der Menge, rannten zu den Barrikaden und versuchten, sie vom Haupteingang wegzuziehen. Vierzig Elfen umringten sie. Fäuste flogen, es hagelte Fußtritte, eine Klinge blitzte.
    Dann hoben die Aufwiegler einen blutenden Al-Arynaar und warfen ihn in die Flammen, anschließend eine zweite, die sich noch wehrte. Es war Pelyn, die erbittert Widerstand leistete. Die Aufständischen ließen sie fallen, wieder setzte es Faustschläge, und die Elfen griffen mit gekrümmten Klauen an.
    »Yniss möge uns retten. Tai, wir schalten uns ein.«
    Katyett wich zwei Schritte zurück, lief zur Kante des Tempeldachs und sprang, die Klingen in den Händen und den Willen, sie zu benutzen, im Herzen. Mit einem Sprung überwand sie den schmalen Weg zwischen den Tempeln von Shorth und Yniss und flog über die Aufständischen hinweg. Ganz schaffte sie es nicht, das war selbst für eine TaiGethen zu viel. Sie hoffte jedoch, die Angreifer ein wenig zu erschrecken.
    Katyett kam aus gut drei Mannshöhen herunter und stieß einen Schrei aus. Tatsächlich stoben die Elfen auseinander. Da unten herrschte bereits eine große Hitze, und das Kreischen und die Schreie schlugen ihr schmerzhaft laut entgegen. Die gewalttätige Atmosphäre traf sie wie ein körperlicher Schock.
    Katyett überkreuzte die Arme auf der Brust, die Klingen lagen an ihren Wangen. Direkt hinter einem ula , der gerade nach vorn stürmte und sich etwas Platz verschaffen wollte, kam

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