Einst herrschten Elfen
sie auf. Katyett federte den Aufprall mit dem ganzen Körper ab, ging tief in die Hocke, richtete sich wieder auf und hielt die Klingen bereit.
Als die anderen hinter ihr landeten, rannte sie schon und rief, dass die Aufwiegler ihr Platz machen sollten. Niemand hörte auf sie, und es dauerte nicht lange, bis sie überhaupt nicht mehr weiterkam. Sie trat mit einem Fuß zu und traf von hinten die Beine eines ula. Er kippte nach vorn. Katyett lief über seinen Körper und drosch einer iad das Heft ihrer Waffe in den Nacken. Die Elfenfrau ging bewusstlos zu Boden. Katyett sprang über sie hinweg und stand endlich auf dem Vorplatz des Tempels.
Vor Asche und Rauch konnte man kaum atmen, und es herrschte eine unerträgliche Hitze. Immerhin hatte sie die Hauptlinie der Aufständischen durchbrochen. Direkt vor ihr kämpften Elfen mit den verbliebenen Al-Arynaar. Pelyn wehrte sich noch. Ein großer ula , ein Beethan, hatte ihr den Arm um die Hüften gelegt. Wieder und wieder stieß sie ihn mit dem Hinterkopf und strampelte mit den Füßen. Ein Tritt traf einen anderen Elf mitten ins Gesicht.
Katyett stürzte sich direkt ins Getümmel, drängte mit der Schulter eine iad vor Pelyn zur Seite. Links und rechts rannten TaiGethen zu den Barrikaden und suchten etwas, mit dem sie die Hindernisse wegzerren konnten.
»Lass sie sofort los«, rief Katyett.
Der ula drehte das blutige Gesicht zu Katyett herum und lächelte verächtlich. Dann drehte er sich wieder zum Feuer herum. Pelyn kreischte, weil sie genau wusste, was er vorhatte. Auch Katyett erkannte es. Sie machte einen großen Schritt und durchtrennte mit einem Schnitt die Kniesehnen des Mannes. Gleichzeitig sprang Pakiir von vorne herbei und entriss ihm Pelyn, als der Mann den Mund öffnete und schreien wollte. Er stürzte und streifte mit dem Kopf die brennende Barrikade. Seine Haare rauchten und fingen Feuer.
Katyett ging nach links, um Pakiir zu decken. Pelyn schrie, weil sie losgelassen werden wollte. Pakiir gehorchte, und kaum dass Pelyn auf dem Boden stand, drehte sie sich schon zum brennenden Tempel um. Katyett betrachtete ihr gequältes Gesicht. Augenbrauen und Haare waren versengt, auf der Rüstung waren Rußspuren zu erkennen. Pelyn lief zum Haupteingang. Die TaiGethen, die versucht hatten, die brennenden Hindernisse zu durchbrechen, zerrten sie jedoch mit sich fort, als sie der sengenden Hitze weichen mussten.
Auf dem Vorplatz zogen sich auch die Angreifer zurück. Ein TaiGethen versetzte einem Elf einen Tritt in den Bauch, er ging sofort zu Boden. Ein Jaqrui flüsterte und traf den Oberarm einer iad , die daraufhin ihre Klinge fallen lassen musste. Überall lagen tote Al-Arynaar, es waren mindestens zwanzig. Katyett blinzelte, weil nicht nur der Rauch in den Augen brannte.
Draußen auf dem Platz tobte der Pöbel, viele schleuderten Wurfgeschosse gegen sie und den Tempel. Das Gebäude und alle in seinem Innern waren verloren. Das Dach war bereits zusammengebrochen, und die Türen standen in Flammen. Inzwischen waren von drinnen auch keine Schreie mehr zu hören. Immer noch versuchten einige TaiGethen, die Barrieren zu beseitigen.
Katyett weinte. Es kam ihr vor, als beobachte sie das Geschehen aus großer Ferne, als sei es gar nicht wahr. Die Schreie waren gedämpft, alles bewegte sich langsam. Sie drehte sich zu den Flammen um, die turmhoch in den Nachthimmel stiegen und dicke schwarze Rauchwolken vor sich hertrieben. Drinnen befanden sich mehr als dreihundert Ynissul. Unschuldige Elfen. Bäcker, Töpfer, Böttcher, Priester, Heiler. Kinder. Sie verbrannten bei lebendigem Leibe.
Die Oberin der TaiGethen drehte sich wieder zur Menge um, nachdem sie sich den Anblick ihres geschändeten Tempels eingeprägt hatte. Einige andere gesellten sich zu ihr – Grafyrre, Merrat und die TaiGethen, die sie aus der Stadt mitgebracht hatten. Pakiir. Faleen. Sie standen in einer Reihe da und starrten diejenigen an, für die sie den Regenwald beschützt hatten.
Der Wind frischte auf und zerrte an der Kleidung der Gefallenen. Er schürte noch einmal das Feuer, bevor Gyal kam. Sie würde bittere Tränen weinen. Die Götter würden sich zornig und mit dem Gefühl, verraten worden zu sein, von den Elfen abwenden. Die Elfen waren vom Glauben abgefallen und hatten die Gnade der Götter verwirkt. Fortan mussten die Elfen ihren Weg allein beschreiten, und der Weg würde von Blut überfließen.
Auf einmal ertönte ein Grollen und Knacken. Katyett fuhr herum. Die ganze Vorderfront des
Weitere Kostenlose Bücher