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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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»Graf, was passiert auf deiner Seite?«
    »Zahlreiche Fackeln, die sich anscheinend in unsere Richtung bewegen.«
    »Sie wollen uns umzingeln«, überlegte Katyett. »Bei den Tempeln wird etwas passieren. Wer ist da oben?«
    »Eine ganze Menge Al-Arynaar, viele Ynissul in unserem Tempel. Ich nehme an, die Priester und Heiler sind alle geblieben, abgesehen von denen, die hier unten Olmaat behandeln«, berichtete Grafyrre. »Was ist denn?«
    »Ich weiß nicht, ich habe nur so ein ungutes Gefühl. Wir müssen die TaiGethen auf den Platz beordern, und zwar alle.« Katyett starrte ihre leicht zitternden Hände an. Sie schauderte und ließ die Schultern kreisen, um die Spannung zu vertreiben. »Kommt, wir gehen.«
    Acht TaiGethen drehten sich zu ihr herum.
    »Sollen wir wirklich den Befehlsstand aufgeben?«, fragte Merrat. »Was wird aus Olmaat und den Heilern?«
    »Wenn wir am Tempel fertig sind, verlassen wir die Stadt. Olmaat ist sicher. Sie werden das Theater nicht betreten, weil sie fürchten, was hier passiert ist. Tai, wir brechen auf.«
    Katyett übernahm die Führung. Sie lief zu einer Dachkante, sprang hinüber und kletterte schneller, als es die meisten Elfen auf einer Leiter vermocht hätten, zum geschwungenen Dach über dem Eingang hinunter. Nach einem raschen Blick zu den anrückenden Fackeln flog sie die letzten sieben Schritte hinab, landete lautlos und lief in Richtung Tempelplatz, den sie am nördlichen Ende beim Shorth-Tempel betreten wollte.
    Unten auf der Straße fühlte Katyett sich blind. Sie hatte acht Kämpfer bei sich; in der Stadt waren noch drei weitere Zellen unterwegs und beobachteten die Unruhen. Eine junge TaiGethen lief neben ihr.
    »Ich kenne den besten Weg zum Platz«, sagte sie. »Wir können der Meute ausweichen und zwischen Shorth und Gyal herauskommen, wenn wir im Westen des versunkenen Gartens die Treppe hinaufgehen.«
    »Danke, Faleen. Du übernimmst die Führung. Merrat, Graf, ihr spürt die anderen Zellen auf. Holt sie so schnell wie möglich zum Platz.«
    »In Ordnung.«
    Katyetts TaiGethen liefen nach links und rechts und verschwanden in der Nacht. Sie folgte Faleen, die in eine schmale Gasse einbog. Zwischen Häusern und der Mauer des Apposgartens ging es nach Südosten. Hier fühlte sie sich wohler. Vorübergehend hörte sie nicht einmal mehr den gewalttätigen Lärm, und die hohen überhängenden Mauern waren wie ein Segen Cefus.
    Die Gasse führte zu einer stillen Pflasterstraße, die von kleinen Geschäften und niedrigen Häusern mit Kuppeldächern gesäumt war. Hier und dort brannte Licht, die meisten Gebäude waren stumm und dunkel. Gewöhnliche Elfen versteckten sich drinnen und waren voller Angst und Sorge angesichts dessen, was nun mit ihrer Stadt und ihrer Lebensart geschah.
    In Straßen wie diesen wurde Katyetts Zorn auf das Unheil, das über die Stadt gekommen war, besonders stark. Ulas und iads , jung und alt, Eltern und Kinder. Hinter diesen verschlossenen Türen und verrammelten Fenstern waren alle Linien vertreten. Vor wenigen Stunden hatten sie noch ein ganz alltägliches Leben geführt, sicher in dem Wissen, dass Yniss ihre Schritte segnete und die unzerstörbare Harmonie mit ihnen war. Die schweigende, unsichtbare Sicherheit, die sie alle wie eine Decke umhüllt hatte.
    Dann war die Ächtung ausgesprochen worden, und nun hatten diejenigen in der Stadt das Sagen, die der Ansicht waren, die Welt der Elfen müsse in die Zeit vor der Blutfehde zurückgeworfen werden. Diejenigen, die für Jarinns und Lorius’ Ermordung verantwortlich waren, hatten zugleich dafür gesorgt, dass das Blut aller Linien vergossen werden würde.
    Katyett hatte keine Ahnung, ob es für die Unschuldigen, denen sie und ihre Brüder und Schwestern begegneten, überhaupt einen Ausweg gab. Sie wusste nicht, ob die Harmonie diese Attacke überstehen würde, und sie vermochte nicht zu begreifen, warum irgendein Elf sie überhaupt zerstören wollte. Katyett erinnerte sich noch ganz genau an die Grausamkeiten der Blutfehde, und dies war der Grund dafür, dass sie jetzt sehr nervös wurde. Die Tränen waren noch nicht einmal richtig getrocknet.
    Ein TaiGethen rannte mit Höchstgeschwindigkeit von links auf die Straße und hielt schlitternd an, als er sie bemerkte.
    »Yniss segne uns, vielleicht kommen wir gerade noch rechtzeitig«, sagte er.
    »Pakiir, laufe mit uns und berichte«, sagte Katyett.
    »Sie kommen aus allen Richtungen und sammeln sich auf dem Tempelplatz. Die Al-Arynaar versuchen,

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