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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ihr Herz rasen. Takaar. Die Aussicht, ihn wiederzusehen, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Auf einmal stand sein Gesicht zum Greifen nahe vor ihrem inneren Auge.
    »Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen.«
    »Wer hat diese Entscheidung getroffen?«
    »Im Regenwald gibt es keine Räte«, erwiderte Serrin gelassen.
    Katyett schüttelte den Kopf und versuchte, das Summen und den Nebel zu vertreiben.
    »Du hast dich also allein mit Auum entschlossen, in unser aller Namen ein so großes Risiko einzugehen?«
    »Auum handelt auf meinen Befehl.«
    »Wie will er Takaar finden, sofern er überhaupt noch lebt?«
    Serrin lächelte ein wenig selbstgefällig. »Takaar hat mit den Priestern gesprochen, ehe er ins Exil ging.«
    Katyett nickte. »Ich verstehe.«
    »Ich bin nicht sicher, ob du es wirklich verstehst.«
    »Sei nicht so herablassend«, fauchte sie.
    »Entschuldige, Katyett, ich wollte dich nicht verletzen.«
    Katyett seufzte. »Ich bin auch nicht ganz bei mir, mein Priester. Du hast mich völlig überrumpelt.«
    »Das gelingt mir bei einem TaiGethen nicht gerade oft, von der Anführerin ganz zu schweigen.«
    »Ich verstehe nur nicht, wozu das gut sein soll.«
    »Du sagst, du siehst keine Möglichkeit, die Harmonie zu erhalten, wenn die Linien in Zwietracht leben. Ich gebe dir diese Möglichkeit.«
    »Glaubst du wirklich, man wird ihn wieder akzeptieren, wie es früher einmal geschehen ist?«, antwortete Katyett schroff. »Du hast ja keine Ahnung, Serrin. Ich kann nicht einmal behaupten, dass alle TaiGethen ihn freudig begrüßen werden. Die Einwohner von Calaius werden es sicher nicht tun. Die meisten sind hier geboren und wissen nichts von dem Einfluss und der Ausstrahlung, die er einst besessen hat. Diejenigen, die sich erinnern, hassen ihn, weil er so viele geopfert hat. Auum verschwendet nur seine Zeit.«
    »Es tut mir leid, dass du es so siehst. Ich glaube jedoch, dass du dich irrst.«
    »Nun, das werden wir ja bald herausfinden. Wie stellst du es dir eigentlich vor? Willst du ihn mit einer Ehrenwache aus TaiGethen und den Al-Arynaar, die bis dahin überlebt haben, durch die Straßen von Ysundeneth fahren lassen? Oder denkst du, er könnte ein Heer anführen und die eindringenden Menschen und ihre Magie von unseren Ufern vertreiben? Dazu fehlt uns schon mal das Heer.«
    Serrin wollte widersprechen, überlegte es sich aber anders.
    »Ich dachte, du freust dich«, entgegnete er stattdessen. »Besonders du.«
    Katyett hätte ihn beinahe ausgelacht, doch sie hatte nicht den Wunsch, Serrin noch einmal zu beleidigen.
    »Vor zehn Jahren hat Takaar mich fluchtartig verlassen, Priester Serrin. Die letzten zehn Jahre habe ich damit verbracht, mich allmählich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich ihn nie wiedersehe, und dass der ula , dem ich die Treue geschworen und den ich so sehr geliebt habe, unser ganzes Volk verraten hat. Gerade bin ich so weit, dass ich den nächsten Schritt tun und über die Verbindung zu einem anderen nachdenken kann. Mit einem ula der Ynissul, denn meine Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich den TaiGethen anzuschließen. Ich war sowieso schon verwirrt, Serrin. Stolz auf das, was er getan hat, und voller Hass, weil seine Feigheit das ausgelöst hat, was uns jetzt entgegenschlägt. Und jetzt kommst du und willst ihn zurückholen. Du willst allen Ernstes einen Elf, der zehn Jahre im Exil gelebt hat, hierherholen, damit er uns rettet. Das kann nicht gelingen. Keinesfalls.«
    »Kann es nicht gelingen, oder willst du nicht, dass es gelingt? «
    »Das muss ich doch wohl nicht beantworten.«
    Wieder betrachtete Serrin sie einen Moment lang. Dieses Mal lag kein Bedauern in seinem Blick.
    »Wir müssen alles versuchen, was nur irgendwie möglich ist. Ich muss die Straßen von Ysundeneth nicht mit eigenen Augen sehen, um zu begreifen, wie verzweifelt die Lage ist. Ich weiß genug über das Wesen der Elfen, um zu wissen, wie tief jemand sinken kann.«
    »Kann? Bei einigen ist es wohl schon geschehen.«
    »Selbst die Vergewaltigungen werden irgendwann unbedeutend erscheinen, wenn es uns nicht gelingt, das Ruder herumzureißen. Ich habe nicht den Wunsch, noch einmal zu erleben, was ich auf Hausolis erleben musste.«
    Nur zu leicht konnte man vergessen, wie alt Serrin war, denn das Gesicht wirkte jugendlich, und der Regenwald war sein Zuhause.
    »Ich will tun, was ich kann.«
    »Daran hat nie jemand gezweifelt, Katyett.«
    »Was soll nun geschehen? Die anderen werden von dir erwarten, dass du

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