Einst herrschten Elfen
um und begann zu sprechen. »Hört mir alle gut zu und sagt es den anderen Al-Arynaar auf jedem Posten und in jeder Wache der Stadt. In einer Stunde sollen alle auf dem Übungsplatz in der Kaserne antreten. Wer nicht tot ist oder im Sterben liegt, muss kommen. Wenn sie schwanken, dann sagt ihnen, dass sie trotzdem kommen sollen, weil ich ihnen erklären kann, wie wir den Frieden in der Stadt wiederherstellen können. Und jetzt passt auf. Wir haben vielleicht nicht viel Zeit. Ein Dutzend Schiffe wird bald einlaufen; wahrscheinlich werden sie noch vor der Morgendämmerung anlegen. Die Männer, die dort an Bord sind, wollen kämpfen. Sie wollen die Stadt erobern. Denkt darüber nach – ihre Ankunft ist kein Zufall. Sie wussten genau, wann sie hier eintreffen mussten, und der Grund dafür kann nur der sein, dass es ihnen jemand aus Ysundeneth mitgeteilt hat. Ich wette mit jedem von euch um hundert Tage Sold, dass sie weniger als zwei Tagesreisen entfernt vor Anker gelegen haben. Wahrscheinlich in der Bucht von Casolien.«
»Ich begreife nicht, wie uns dies hilft«, erwiderte Jakyn. »Zwölf Schiffe voller Kämpfer. Wenn sie wirklich eng zusammenhocken, sind es fünfhundert. Das sind mehr als genug, um die Stadt einzunehmen. Wir haben nicht einmal die Hälfte davon.«
Methian legte einen Finger auf die Lippen. »Still, junger Bruder. Die Schiffe sind nur eine Seite der Medaille.«
Pelyn lächelte. »So ist es, Methian. Trotzdem ist deine Frage berechtigt, Jakyn. Wenn du gut nachdenkst, kommst du sicher darauf. Du sagst, es seien fünfhundert? Es könnten ohne weiteres auch siebenhundert sein, und möglicherweise bringen sie die Magie mit, die Jarinn und Lorius getötet und Olmaat schwer verletzt hat. Außerdem versinkt die Stadt im Chaos. Um die Bevölkerung einzuschüchtern und uns zu besiegen, brauchen sie Mitwisser hier unter uns, die ihnen verraten können, wo sich die Linien versammeln, welche Schlüsselstellungen sie einnehmen müssen, welche Taktik wir höchstwahrscheinlich einsetzen. Elfen aus der Stadt leiten sie. Niemand sonst hat genug Einblick und Wissen, um die Stadt einzunehmen.«
»Was können wir denn tun?«, fragte Jakyn.
Pelyn kicherte. »Die anderen werden glauben, ich hätte dir die Fragen vorher eingegeben, junger ula . Wir werden zweierlei tun. Einmal werden wir in Ysundeneth diejenigen suchen, die gegen uns arbeiten. Es sind nicht die Anführer des Pöbels auf der Straße, wir müssen in ganz anderen Größenordnungen denken. Hithuur war einer von ihnen, und es dürfte noch mehr geben. Wenn wir sie töten, haben wir den Gegnern einen entscheidenden Schlag versetzt. Zweitens werden wir unter den Linien Angst säen. Erzählt denen, die noch zuhören wollen, was wir jetzt wissen, und erklärt ihnen, welche Fracht die Schiffe befördern; dabei dürfen wir durchaus ein wenig übertreiben. Teilt es allen Al-Arynaar in der Stadt mit und lasst sie alle antreten. Wir können es schaffen. Glaubt daran, wie ich an euch glaube. Jeder muss sich nun entscheiden, wo er stehen will. Aber seid vorsichtig. Geht jetzt.«
Pelyn legte Methian eine Hand auf die Schulter und hob die andere, um Jakyn aufzuhalten, der wie seine Brüder und Schwestern hinauslaufen wollte.
»Euch zwei brauche ich jetzt in der Kaserne. Vor dem Appell müssen wir noch einiges besprechen.«
Jakyn lief knallrot an. »Meine Oberin Pelyn, ich …«
»Methian könnte sterben, auch ich kann fallen. Ich brauche dich jetzt. Du bist jung, aber sie hören auf dich und achten dich. Stelle es dir als Übung für deine nächste Beförderung vor. Und tu nicht so, als wärst du überrascht. Du weißt selbst, wie gut du bist.«
Die drei kehrten zum Tempelplatz zurück. Aus allen Richtungen hörten sie den Pöbel schreien. Rauchfahnen stiegen zum Himmel empor, auch das Klirren von zerstörten Töpferwaren und Metall war zu vernehmen. Rufe und Pfiffe hallten zwischen hohen Mauern. Es war atemberaubend, wie schnell die Gesellschaft zusammenbrach.
»Pelyn, schau.«
Methian deutete auf den Tempelplatz, wo vier blauschwarze Rauchwolken aufstiegen, die der Regen und der Wind zerstreute. Sie lachte laut.
»Das ist der letzte Abschnitt des Plans«, sagte sie.
»Wirklich?«, fragte Methian.
»Wenn wir die Schiffe abgewehrt und alle Verräter gefangen oder getötet haben, werden die Einwohner von Ysundeneth einen Oberen brauchen. Wie mir scheint, hat sich Llyron, unsere gesegnete Hohepriesterin des Shorth, gerade um diese Position beworben. Wenn wir uns
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