Einst herrschten Elfen
auf uns gehört.«
»Die Tür ist offen.«
Pelyn nickte. »Al-Arynaar, Kampfhandlungen einstellen.«
Die Al-Arynaar stießen kurz vor, um sich etwas Luft zu verschaffen, und zogen sich zurück. Das Zweckbündnis zwischen Tuali und Beethan hielt. Die Angreifer schöpften Atem.
»Sofort ins Lagerhaus. Jakyn, die Tür.«
Pelyn und Jakyn drückten die große Schiebetür auf. Jakyn rannte zum anderen Ende und erwartete die nächsten Befehle, während die ersten Al-Arynaar hereinliefen. Die letzten vier gingen rückwärts und wehrten mit den Schwertern die nachdrängenden Gegner ab. Einer stolperte über die Führungsschiene der Tür, die Beethan und Tuali setzten sofort nach.
»Jakyn, schließe die Tür.«
Der junge Bursche schob kräftig, die Tür glitt rasch zu, quetschte eine unglückliche Tuali ein und federte ein wenig zurück. Die Al-Arynaar zogen sie nach drinnen, damit Jakyn die Tür schließen konnte.
»Blockiert sie und sperrt sie irgendwie ab.«
Jakyn drückte weiter gegen die Tür, die unter den Hieben der Feinde erbebte. Einige Al-Arynaar legten bereits die Riegel vor, andere töteten die Feinde, die eingedrungen waren. Nun hatten sie eine kleine Verschnaufpause.
»Wir können sie nicht lange davon abhalten, hier hereinzukommen«, meinte Jakyn.
»Dann suchen wir uns einen Ausgang«, entschied Pelyn.
»Wenn es einen gäbe, hätten sie ihn längst benutzt, um einzudringen«, widersprach ein Krieger.
»Du traust ihnen zu viel zu.«
Pelyn wandte sich von der Tür ab, die unter den Schlägen bebte. Nach und nach gruben sich die Axtschneiden durch das Holz. Das Lagerhaus war riesig, die sechs Regalreihen waren gut hundert Schritte lang und bargen so gut wie alles, was überhaupt in der Stadt gebraucht wurde. Alles war gewissenhaft organisiert und eingerichtet. Der Hafenmeister war ein gründlicher Beamter.
Hier gab es Schiffsmasten und Anker, Ankertaue, Segeltuch und Segel, alle Arten von Töpfen, Teller und Servierbretter aus Blech und gebranntem Ton, unzählige Rohrstücke für Frisch- und Abwasser, Karren, Sättel, Joche, Fässer, Reifen, Schlösser und Schlüssel, medizinische Güter … man konnte endlos zwischen den Regalen und Netzen umherwandern und staunen.
Doch die wichtigste Beute lagerte auf der rechten Seite oberhalb schützender Netze, damit die Mäuse und Ratten nicht herankamen. Es waren Tonnen von Lebensmitteln – getrocknet, eingekocht und anderweitig haltbar gemacht. Fleisch, Obst, Getreide und Reis, zahlreiche Fässer mit Wein und Schnaps, unzählige Töpfe voller getrockneter Kräuter. Es waren Vorräte für den Notfall, um die Stadt in schwierigen Situationen zu ernähren. In Zeiten wie diesen.
Pelyn betrachtete das alles und überlegte, wie schwer ihr Versagen wog. Sie hatte nicht genug Al-Arynaar, um alle Vorräte zu bewachen. Zunächst hatten sie angenommen, die Vorräte wären in den ersten Stunden nach der Ächtung verbrannt. Da sie aber noch vorhanden waren, würden sie in den kommenden Tagen eine entscheidende Rolle spielen. Sie hatte sich anfangs lediglich darauf konzentriert, Yniss’ Tempel zu schützen. Auch dabei war sie gescheitert.
Das Holz der Tür gab bereits nach. Pelyns Mitstreiter wichen nervös zurück, passten genau auf und hielten die Schwerter bereit. Diejenigen, die sie gestern noch beschützt hatten, waren jetzt darauf aus, ihnen die Gesichter zu zerkratzen. Wie hatte es so weit kommen können? Pelyn schüttelte den Kopf. Die Al-Arynaar waren kaum mehr als eine Guerillatruppe, und die Aufwiegler wussten das sehr genau. Ebenso wussten sie, was die TaiGethen tun würden, wenn die Ynissul bedroht wurden.
Hoch über ihnen zog sich ein Laufsteg unter der Decke entlang, der dazu diente, das Dach des Lagerhauses zu warten. Dort gab es einige Oberlichter. Pelyn deutete nach oben.
»Holt Seile und klettert hinauf. Wir müssen uns schon etwas anstrengen, wenn wir entkommen wollen.«
SIBZEHN
Mit Geduld allein gewinnt man mehr Schlachten als mit Mut und Kraft zusammen.
K atyett fühlte sich, als könnte sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Eine Hitzewelle erfasste den ganzen Körper. Die Füße kribbelten, sie atmete keuchend. Sie hatte alles Mögliche erwartet, aber was der Priester gerade gesagt hatte, war schier unglaublich.
»Was ist das denn für ein Wahnsinn?«, quetschte sie schließlich heraus.
Sie wusste nicht, ob sie begeistert oder wütend sein sollte, war sich über die eigenen Gefühle nicht im Klaren. Was sie auch empfand, es ließ
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