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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schließlich befand sie sich an der richtigen Stelle, um ihre Seele weiterziehen zu lassen. Ein Tempelwächter traf mit dem Fuß ihre Kniekehle, drehte sich und zog ihr Bein nach oben. Pelyn stolperte rückwärts. Ein Stab prallte vor ihre Brust und beschleunigte den Sturz. Sie schlug schwer auf, war vorübergehend außer Atem. Noch bevor sie die Benommenheit abschütteln konnte, zielten die Klingen von drei ikaris auf ihre Kehle.
    »Aufhören!«, befahl Llyron, die sich ihrer Autorität bewusst war. »Senserii, haltet euch zurück. Noch nie wurde innerhalb dieses Tempels ein Elf getötet. Menschen, steckt die Waffen weg. Euer Handeln ist Blasphemie. Steh auf, Pelyn. Wie dumm du doch bist.«
    Pelyn sprang auf und drehte sich wütend zu Llyron um. »Er hat Lorius und Jarinn ermordet. Wie kannst du dich auf seine Seite stellen?«
    »Er hat auf meinen Befehl gehandelt«, erklärte Llyron. »Was denkst du denn?«
    »Auf deinen Befehl?« Zwei Senserii stellten sich wie graue Geister neben Llyron. »Dann suche ich dich.«
    »Aber natürlich«, fauchte Llyron. »Wer sonst könnte die Elfen anführen, nachdem Jarinn und Lorius tot sind? Der Hohepriester des Shorth war schon immer der Herrscher der Elfen. Dann haben sich die Ynissul und Takaar eingemischt. Nur innerhalb eines Shorth-Tempels werden alle Linien gleich behandelt. Nur der Hohepriester des Ordens kann diejenigen regieren, deren Seelen den Weg zu Shorth finden müssen, und nur eine Ynissul besitzt den scharfen Verstand und die innere Kraft, um jeder Linie das zu gewähren, was sie wirklich braucht.«
    Pelyn ließ die Schultern hängen. Worte wie diese sollten längst vergessen sein, nur wiederholt als Beispiel dafür, wie ungerecht das Leben der meisten Elfen einmal gewesen war. Sie stand bei ihren Brüdern, einem Gyalan und einem Cefan, und fürchtete um sie ebenso, wie sie jetzt um sich selbst fürchten musste.
    »Du hast dein Leben lang die Harmonie gepredigt«, sagte Pelyn. »Warum wendest du dich jetzt dagegen?«
    »Mein Leben lang? Schwerlich. Das waren Lippenbekenntnisse, während Jarinn seinen Irrglauben verbreitet hat.« Sie wandte sich an Methian und Jakyn. »Ihr zwei – eure Münder stehen offen wie die von Piranhas, die Beute suchen. Habt ihr nichts zu sagen, um eure Oberin zu unterstützen? «
    »Was wird aus uns? Aus den Al-Arynaar?«, fragte Jakyn mit erstaunlich ruhiger Stimme.
    »Hab keine Angst«, entgegnete Llyron. »Die Al-Arynaar sind wahrscheinlich Takaars größte Schöpfung. Eine Streitmacht, die aus allen Linien rekrutiert und ausgebildet wird, um als Einheit zu kämpfen. Sie sind auch die beste Streitmacht, um Shorth und mich zu verteidigen. Es ist schade, dass die TaiGethen dabei keine Rolle mehr spielen werden, aber du wirst sicher verstehen, dass dies schwierig wäre.«
    »Und wenn wir uns weigern?«, fragte Methian.
    Llyron hob nicht einmal die Stimme. »Das müsst ihr selbst entscheiden. Ihr werdet dann in eure Mäntel genäht und anderen übergeben, die mit den Produkten von Takaars Versagen weitaus weniger nachsichtig umgehen als ich.«
    »Du musst uns alle töten. Niemand wird sich dir anschließen«, prophezeite Pelyn.
    »Das ist äußerst naiv. Viele haben es doch schon getan. Ich weiß erheblich mehr über deine Pläne, als du dir vorstellst. Euch dreien hier gebe ich jetzt die Gelegenheit, eure Leidenschaft und den Hass ein wenig abkühlen zu lassen. Morgen früh, kurz bevor unsere Flotte anlegt, reden wir wieder miteinander, und dann will ich eure Antworten hören. Senserii, bringt sie in eine Kammer der Kontemplation und des Erinnerns. Das scheint mir der angemessene Aufenthaltsort für sie zu sein.«

NEUNZEHN
     

Um die in der Schlacht Gefallenen kann ich trauern. Oder ich sorge dafür, dass ihr Opfer nicht umsonst war.
     
    P elyn schwieg sehr lange. Dazu lud der Meditationsraum auch ein. Er war voller Pflanzen, und durch Oberlichter, die das gesamte Dach einnahmen und fünfzehn Schritte über ihnen lagen, fiel Tageslicht herein. Ein Zierteich, der aus verborgenen Rohren gespeist wurde, plätscherte fröhlich. Große weiße und schwarze Fische schwammen träge darin herum.
    Pelyn saß in einem tiefen Ledersessel, der sie zu umarmen schien. Es war eines von sechs Sitzmöbeln, die rings um einen niedrigen Holztisch gruppiert waren. Auf dem Tisch standen duftende Schnittblumen aus dem Garten hinter dem Tempel. Sie starrte die Blumen an, bis ihr Blick verschwamm, blinzelte und starrte weiter. Nach einer Weile riss Jakyn, der

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