Einst herrschten Elfen
bescheidene, gewöhnliche Elfenfrau. Sie trug gebrauchte Kleidung und hatte Hände, die höchstens einmal einen Federkiel gehalten hatten, aber sicher keinen Spaten oder eine Waffe. Im Inneren aber war sie eine echte Ynissul.
»Yniss führt meine Seele, Tual lenkt meine Hände. Wir tun, was wir tun müssen.«
»Du genießt es, nicht wahr?«, beharrte die iad . »Auf die gleiche Art wie alle TaiGethen. Ihr tötet, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«
Katyett runzelte die Stirn. »Ich genieße die Schönheit des Regenwaldes und die Ehre, eine TaiGethen zu sein. Das Töten genieße ich nicht, nein. Allerdings lassen uns die Feinde keine andere Wahl, und sie werden erfahren, dass ich das Töten vielleicht nicht mag, aber dennoch sehr, sehr gut beherrsche. «
Die beiden iads lächelten einander einen Moment an. Katyett küsste sie auf die Augen und trottete wieder nach vorne, um den Treck anzuführen. Fast lautlos bewegte sie sich durch das dichte Unterholz. Regen setzte ein. Ein schwerer Schauer. Über ihr polterte der Donner.
»Das ist aber wirklich ein ungünstiger Augenblick, Gyal.«
Ihre Tai halfen, wo sie konnten, wehrten Fragen ab und baten um Geduld. Katyett eilte an ihnen allen vorbei zu Pakiir, der neben Olmaat kniete. Mit einem Pfiff beorderte Katyett Merrat zu sich, die in der Nähe wartete. Sie benutzten die Sprache der TaiGethen, die teilweise aus der alten Sprache und teilweise aus dem Klicken und Zungenschnalzen bestand, das sie bei den Geschöpfen Tuals entlehnt hatten.
»Es reicht jetzt«, sagte sie. »Schaut euch nur die Schäden an, die sie angerichtet haben«, sagte Katyett. »Merrat, wie sieht es im Ultan aus?«
»Sie haben uns nicht verfolgt, sondern sind alle in die Stadt zurückgekehrt.«
Katyett nickte. »Gut. Sind wir sicher, dass unsere Freunde sich verdrückt haben?«
Pakiir kicherte. »Es hat kaum zweihundert Schritte gedauert. «
»Gut. Und der erste cascarg , der im Ultan all die Fragen gestellt hat?«
Merrat zog die Augenbrauen hoch, und Katyett nickte noch einmal.
»Gut. Alles in Ordnung. Sagt mir, was ihr denkt. Können wir jetzt diese wandelnde Katastrophe abbiegen lassen und zum Übergangslager marschieren?«
»Auf jeden Fall«, meinte Pakiir.
»Ich denke, sie haben genug gelitten«, stimmte Olmaat zu.
»Das finde ich auch«, erklärte Merrat.
Katyett lächelte. »Eine Weile müssen sie schon noch durchhalten. Wir biegen also gemächlich nach links ab, ja?«
»Du bist eine grausame Herrin.« Olmaat hustete heftig, was er wohl für ein Lachen hielt.
»Beruhige dich, mein Bruder. Natürlich will ich nicht grausam sein. Besonders die iads brauchen Sicherheit. Wir wollen keine Zeit verschwenden, aber wir dürfen niemandem verraten, was nun geschieht. Noch nicht. Achtet darauf, ob noch weitere Spione beseitigt werden müssen, ehe wir dort ankommen.«
»Wie weit ist es noch?«, fragte Olmaat.
»Seit dem Aufbruch aus dem Ultan haben wir uns sowieso schon in einem weiten Bogen bewegt«, erklärte Merrat. »Ich würde sagen, es sind noch vierhundert Schritte.«
Olmaat lächelte gequält, die getrocknete Salbe bekam Risse.
»Soll ich die Führung übernehmen?«
Helias wartete, bis Llyron und ihr Gefolge den Markplatz verließen und im Wandbildviertel verschwanden, ehe er Pelyn überhaupt anblickte. Man hatte sie auf den Boden gelegt, und die Tuali waren in fast völligem Schweigen um sie herumgelaufen wie ein Rudel Tiere, das auf den ersten Angriff des Anführers wartet. Die Stille war beunruhigend. Pelyn hatte zu sprechen versucht, doch kräftige Tritte und Knuffe mit Stäben und Keulen hatten sie zum Schweigen gebracht.
Als die Räder der Kutschen nicht mehr zu hören waren, trat Helias in den Kreis und baute sich mit einer Klinge in der Hand vor Pelyns Füßen auf. Er betrachtete sie, und sie erwiderte äußerlich ungerührt seinen Blick.
Wer zaudert, wird untergehen.
Helias hatte unter dem Zusammenbruch der Elfengesellschaft in Ysundeneth offenbar nicht sehr gelitten. Seine Kleidung war sauber und völlig unbeschädigt, er hatte sich ordentlich rasiert, die Haare gewaschen und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der auf der linken Schulter lag. Die Gerüchte über eine angebliche Wasserknappheit strafte er Lügen. Vielleicht kontrollierten die Tuali bereits die Brunnen und Zuleitungen. Höchstwahrscheinlich sogar.
Pelyn versuchte, in ihm den ula zu entdecken, den sie so gut kannte, und der sie oft so nachdrücklich unterstützt hatte. Bald nach
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