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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Takaars Flucht und der Schließung des Tors waren die Al-Arynaar an die Stelle der zivilen Ordnungshüter getreten. In manchen Stadtvierteln waren sie natürlich nicht sehr beliebt. Helias hatte jedoch zu ihnen gestanden.
    Jetzt galten die Al-Arynaar allerdings als das Machtinstrument eines geächteten Helden. Die Polizei einer Gesellschaft, die nicht länger existierte. Helias besaß ein feines Gespür für die Stimmung des Volks und die Richtung, aus welcher der Wind wehte. In diesem Augenblick entdeckte Pelyn in seinen Augen vor allem Verachtung, weil seine neuen Jünger genau dies von ihm erwarteten. Pelyn fragte sich allerdings, ob noch mehr dahintersteckte.
    »Das ist aber eine interessante Überraschung. Pelyn, cascarg des Shorth, wie es scheint. Ich bin aber nicht sicher, ob ich das glauben soll. Andererseits gibt es Dinge, an die ich inbrünstig glaube.«
    Helias schob die Klinge unter eines der Seile, mit denen sie gefesselt war. Das Seil war nicht besonders dick oder kräftig. Helias zog die Klinge hoch, und das Seil zerriss unter dem Jubel der versammelten Tuali.
    »Ich glaube an das Recht der Tuali, innerhalb des Elfenvolks über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, ungehindert von irgendeinem Ynissul.«
    Er setzte die Klinge an und schnitt das zweite Seil durch.
    »Ich glaube, dass jeder, der die Ynissul in ihrem Bemühen unterstützt hat, die Vorherrschaft über die Elfen zu gewinnen, nichts anderes verdient als den ewigen Hass der Linie, in der er geboren wurde.«
    Das dritte Seil zerfiel.
    »Ich glaube, Takaars Harmonie war ein Schwindel, der ein ganzes Jahrtausend lang angehalten hat. Ein Vorwand für die Unterwerfung aller anderen Linien durch die Ynissul und ein Deckmäntelchen für die Fortsetzung der Herrschaft unter der mörderischen Faust der TaiGethen und Al-Arynaar. «
    Er zerschnitt das letzte Seil.
    »Und ich glaube, dass jene Tuali-Frauen, die ein Ynissul-Kind in sich tragen, nicht nur efra sind, sondern auch den Tod verdient haben.«
    Heulend stimmte ihm die Meute zu. Die Elfen rückten näher und verdeckten das bleiche Licht der Morgendämmerung, das gerade eben die nächtliche Dunkelheit durchbrach. Helias hockte sich dicht neben Pelyns Kopf und beugte sich weit vor. Sie roch seinen Schweiß und die Alkoholfahne. In dem Mantel war ihr schrecklich heiß, und Helias’ Mundgeruch trug nicht dazu bei, die zunehmende Übelkeit zu vertreiben. Sie hatte nicht einmal Angst, sondern war eher frustriert. Das Einzige, was sie fürchtete, war, dass man sie nicht reden lassen würde. Das wäre eine Katastrophe für alle, die sie umringten und nach ihrem Blut lechzten.
    »Ich weiß, was du bist«, zischelte er ihr ins Ohr. »Ich weiß auch, was ich deiner Ansicht nach bin. Aber ganz so dumm bin ich nicht, und was du uns erzählen könntest, sollen meine Brüder und Schwestern nicht hören.«
    Aus der Nähe konnte Pelyn sein Gesicht nicht scharf sehen, doch das gehässige Grinsen erkannte sie.
    »Was denn?«, sagte er. »Meinst du denn nicht, ein ula sollte zuerst für sich selbst sorgen? Nun komm schon.«
    »Du warst schon immer eine falsche Schlange, Helias.«
    »Damit kann ich leben. Das Gleiche gilt leider nicht für dich.«
    Pelyn würde sterben. Die Gewissheit quälte sie, und sie ließ den Kopf auf den Boden sinken. Helias hockte sich auf die Knie, steckte das Kurzschwert in die Scheide und zog ein Messer.
    »Dann wollen wir mal sehen, was in dieser Hülle steckt, und uns an einer unbekleideten Al-Arynaar erfreuen.« Lüstern betrachtete Helias sie. »Ich kenne die alten Regeln des Einpflanzens, und du hast dich immer vor mir verborgen. Wirklich schade, meine Hübsche, wirklich schade.«
    Helias fuhr mit dem Messer unter dem Mantel entlang und trennte mühelos die Nähte auf, damit der Stoff zur Seite fiel.
    Pelyn lächelte. »Hoppla«, sagte sie. »Du solltest wirklich genauer auf das achten, was du befreist.«
    Blitzschnell richtete sie sich auf und drosch ihm mit großer Genugtuung die Faust unter das Kinn.

EINUNDZWANZIG
     

Der General, dem du dienst, kann dein Leben in der Schlacht nicht retten. Das können nur diejenigen, die neben dir stehen.
     
    T akaar betastete noch einmal den glatt rasierten Kopf, der nur ein paar Kratzer abbekommen hatte. Dann das Kinn. Auch das war glatt. Jetzt fror er am Kopf. Er fragte sich, ob die Haare überhaupt nachwachsen würden. In der Zwischenzeit musste er sich irgendeine Art von Hut basteln, weil ihm nun sogar ein starker Regen auf dem Kopf wehtat.

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