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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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Betrachtungen zur Allgemeinen Relativitätstheorie« aufgestellt habe, wo übrigens das zahlenmäßige Ergebnis, das ich Ihnen heute mitteile, nicht zu finden ist. Ob die Zahlen so oder so ausfallen, ist unerheblich, wichtig ist vielmehr nur die allgemeine Erkenntnis, daß die Welt als ein nach seinen räumlichen Erstreckungen geschlossenes Kontinuum angesehen werden kann. Und dann ist auch das eine nicht zu vergessen. Wenn ich Ihrem Wunsche nach einer leichtfaßlichen Anschaulichkeit nachgab, so konnte es sich nur um eine Notbrücke für die Phantasie handeln.
    Ich : Die aber zahlreichen Menschen hochwillkommen sein wird, all denen, die an Ihre schwierigen Kosmologischen Betrachtungen nicht herankönnen. Obendrein hat die von Ihnen soeben genannte Zahl etwas Überwältigendes. Ja, ich möchte sagen: in einem gewissen Betracht kommt mir ein Durchmesser von 100 Millionen Lichtjahren unendlicher vor als das einfache per definitionem aufgestellte »Unendlich«, bei dem sich Unsereiner so gar nichts vorzustellen vermag. Man wird da förmlich zu Gedankenschwelgereien angeregt, besonders einer, dem schon die immense Zahl an sich einen Genuß gewährt. Aber Sie wollten mir doch noch das Ergebnis betreffs der Masse mitteilen?
    Und da erfuhr ich: die Schwere der gesamten Welt, des Einstein-Universums beträgt, in Gramm ausgedrückt, 10 in der 54sten Potenz. Das wirkt zunächst wie eine Enttäuschung. Aber die Sache hört sich doch anders an, wenn man sich vergegenwärtigt, was diese bescheidene 54 als Potenzgröße zu bedeuten hat. Sie besagt nämlich, daß die Weltschwere nach Kilogramm stark in die Größenordnung der Oktillionen hineingeht. Nun wiegt unser Erdball sechs Quatrillionen Kilogramm. Mithin verhält sich das Gewicht des Einstein-Universums zu dem der Erde, ungefähr so, wie der ganze Erdplanet zu einem Kilogramm. Die Erde wiederum verhält sich zur Sonnenmasse wie 1 zu 324000. Man müßte also mindestens eine Trillion – Milliarde mal Milliarde – von Sonnen zusammentun, um die Schwere des Einstein-Universums zu erreichen. Und was die Längenausdehnung betrifft, so denke man an die Milchstraße mit ihren äußersten Sternen, die sich in der unfaßbaren Entfernung von Lichtjahrtausenden befinden. Solche Milchstraßen, der Länge nach 10 000mal aneinandergelegt, erreichen erst den Durchmesser dieses Universums, das sonach an kubischem Inhalt die astronomisch erforschbare Welt um das tausendmilliardenfache übertrifft.
    Also ein sehr geräumiges Universum. Und doch nicht geräumig genug, um allen Anforderungen standzuhalten, mit denen es auf kombinatorischem Wege bestürmt werden könnte. Eine dieser Kombinationen richtet sich auf das sogenannte »Universalbuch«, das auf ein Gedankenexperiment von Leibniz zurückgeht. Stellt man sich sämtliche druckbaren Bücher vor, von denen sich jedes irgendwie, sei es auch nur in einem einzigen Zeichen, von allen anderen unterscheidet, so müßten sie zusammen die Summe alles in Sinn und Unsinn Ausdrückbaren enthalten, alles jemals im Wach- und Traumdenken Realisierbare; also unter anderem den Inbegriff aller Weltgeschichte, aller Literatur, der Wissenschaft seit Beginn bis zum Ende der Welt. Trifft man die Voraussetzung, daß mit 100 verschiedenen Druckerzeichen (Buchstaben, Ziffern, Interpunktionen, Spatien usw.) operiert werden soll, und daß jedes Buch eine Million Zeichenstellen besitzt, so würde sich jedes Einzelbuch noch im ganz handlichen Format halten. Und die Anzahl sämtlicher Bücher wäre, mathematisch genau, 10 zur 2 Millionten Potenz.
    Diese höchst instruktive und vollendet erschöpfende Universalbibliothek ist so bändereich, daß sie in einer Kiste vom Ausmaß der gesamten Fixsternwelt nicht untergebracht werden kann. Und man muß leider hinzufügen: auch das soeben mit Einsteins Hilfe beschriebene Total-Universum mit seinem Durchmesser von 100 Millionen Lichtjahren wäre viel zu klein, um jene Bücherei aufzunehmen.
    Immerhin, sagte ich, bietet Ihr Universum etwas unfaßbar Großes, man könnte sagen: eine in Zahlen gefaßte Unendlichkeit. Denn ein Symptom der Unendlichkeit, die Grenzenlosigkeit jeder möglichen Bewegung gegenüber, bleibt doch auch in Ihrer Welt bestehen. Andererseits verkünden die Zahlen wiederum ein, wenn auch noch so ungeheures, so doch in mathematischem Sinne begrenztes Ausmaß. Und da meldet sich die alte Unruhe des Denkens, mit der niemals zu betäubenden Frage: Was liegt jenseits? Das absolute Nichts? oder doch noch ein

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