Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
Zeitdilatation zu Nutzen machen. Zukunftsreisen wären zumindest prinzipiell möglich, auch wenn wir noch nicht über die Technologien verfügen, um einen Menschen nennenswert in die Zukunft zu befördern. Ob es überhaupt möglich ist, die Vergangenheit zu bereisen oder zu beeinflussen, ist bisher ungeklärt. Es gibt jedoch Indizien die für die Existenz von Tachyonen sprechen, speziellen Teilchen, die immer mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen und sich daher rückwärts in der Zeit bewegen.
2.2.8 Tachyonen und die Vergangenheit
Die ersten Zeitreisen in die Zukunft sind bereits Vergangenheit. Fernab der Medienpräsenz machten sich kleine Teilchen daran, in Teilchenbeschleunigern in die Zukunft zu fliegen. Doch nicht nur Myonen und andere Elementarteilchen, auch Menschen sind bereits in die Zukunft gereist. Ohne dass irgendeine Klatschpresse darüber berichtet hätte. Sergei Konstantinowitsch Krikaljow ist der Mensch, der am weitesten in die Zukunft gereist ist. Der russische Staatsbürger wurde am 27. August 1958 in Leningrad geboren. Im April 1989 ernannte ihn die bröckelnde UdSSR zu einem „Held der Sowjetunion“. Drei Jahre später beförderte ihn der russische Präsident Boris Jelzin gar zum „Helden der russischen Föderation“. Krikaljow nahm an sechs Raumflügen teil und weilte über 800 Tage in der Erdumlaufbahn. Durch die hohe Geschwindigkeit der Raumstation reiste er im Vergleich zur stationären Erdbevölkerung etwa eine fünfzigstel Sekunde in die Zukunft.
Die Menschheit kennt die prinzipiellen Wege, um in die Zukunft zu reisen. Einsteins Relativitätstheorie liefert die Lösung, um durch die Geschichte zu wirbeln. Zumindest für eine passive Form der Zeitreise. Ein mit annähernder Lichtgeschwindigkeit fliegendes Raumschiff wird nach dem Regelwerk Einsteins in die Zukunft befördert. Das Raumschiff braucht dazu keinen fiktiven Zeittunnel, wie man ihn aus Filmen kennt, sondern nutzt den Effekt der Zeitdilatation aus. An Bord vergeht demzufolge die Zeit langsamer als auf der Erde. Die Besatzung altert deshalb weniger schnell. Auf der Erde geht die Geschichte aber ganz gewöhnlich weiter. Naturkatstrophen hinterlassen zerstörte Landschaften. Wirtschaftskrisen vernichten Arbeitsplätze und Wohlstand. Kriege entfachen. Menschen leben und sterben. Generationen kommen und gehen. Das Raumschiff nimmt keine Abkürzung durch die Raumzeit, sondern wartet, bis die gewünschte Zeit auf der Erde verstrichen ist. Bei hoher Geschwindigkeit oder in Anwesenheit starker Gravitationsfelder reicht eine Wartezeit wie vor dem Bahnschalter. Einige wenige Minuten. Auf der Erde werden dann einige Jahrzehnte vergangen sein, währenddessen die Raumschiffbesatzung nur unmerklich gealtert ist.
Doch was geschieht, wenn die Expedition zu einem fernen Stern führt und die Besatzung plötzlich den Entschluss fasst, die Übung abzubrechen und zu ihren Liebsten nach Hause zurückzukehren? Inzwischen werden auf der Erde Jahre oder Jahrzehnte vergangen sein und die Angehörigen einen vielleicht nicht einmal mehr erkennen. Ganz abgesehen von den wenigen gemeinsamen Erinnerungen und Momenten, die sie nach der Rückkehr teilen können. Kann die Raumschiffbesatzung jemals wieder ins Jahr 2012 zurückkehren? Kann sie den Effekt der Zeitdilatation umkehren? Ist die Zeitdimension eine „One-Way“-Strasse oder besteht die Möglichkeit, den Spiess umzudrehen und ein Retour-Ticket zu ergattern? Kann eine Zeitreise rückgängig gemacht werden?
Die Allgemeine Relativitätstheorie ist der Ausgangspunkt, um Mutmassungen über Zeitphänomene herleiten, belegen oder widerlegen zu können. Auch hundert Jahre nach deren Veröffentlichung hat die Wissenschaft keinen Weg gefunden, der diesbezüglich an Einsteins Relativitätstheorie vorbei führen würde. Einstein hatte schon früh entdeckt, dass die Relativitätstheorie Zeitreisen ermöglicht. Zumindest theoretisch. Doch was theoretisch möglich ist, ist in der Praxis meistens nur eine Frage der Zeit. Da aus Zeitreisen aber unbändige Kausalitätsverletzungen entstehen könnten, vermutete Einstein einen unbekannten Mechanismus, der Zeitreisen in die Vergangenheit prinzipiell verhindert. Grundsätzlich gelangt man in die Vergangenheit, in dem man die Lichtgeschwindigkeit überschreitet. Eine beschleunigte Bewegung verlangsamt die Zeit bis zum Punkt, an dem die Lichtgeschwindigkeit erreicht wird. Das ist zwar für massebehaftete Teilchen eigentlich unmöglich, da für jede weitere Beschleunigung
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