Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
grösser wird. Wenn Sie einen Teller zu Boden fallen lassen, wird dieser in kleine Teile zersplittern. Auch wenn Sie ziemlich lange warten, wird sich der Teller nie wieder aus eigener Kraft zusammensetzen. Zu diesem Gesetz konnte bisher nie ein Widerspruch beobachtet werden und tatsächlich wäre ein solcher sehr folgenreich, denn dann könnten Ausgrabungen und Fossilien rein zufällig entstanden sein und verlören ihre geschichtliche Bedeutung. Gemäss dem thermodynamischen Gesetz sind Vorgänge in der Natur aber durchaus umkehrbar und somit auch ein rückwärts geleiteter Gang der Zeit. Nicht ganz so sicher ist die Situation bei der schwachen und starken Kraft, zweier Grundkräfte der Natur, da hierbei der Zufall über den Zerfall von Atomen zu entscheiden scheint, wodurch sich dieser allenfalls nicht umkehren lässt. Im Kapitel zum Ausblick ins dritte Jahrtausend werden wir das zweite Gesetz der Thermodynamik auf die Frage anwenden, ob die Erde und das Leben zufällig hätten entstehen können.
Einen Blick in die Vergangenheit werfen können wir schon heute. Dazu genügt es, am Abend den Sternenhimmel zu betrachten. Das Licht einiger Sterne ist hunderte oder tausende Jahre unterwegs, bis es auf der Erde angelangt. Es ist möglich, dass einige der Sterne, die wir am Firmament beobachten, gar nicht mehr existieren. Falls unsere Sonne in einer Supernova explodierte, würden wir diesen kosmischen Super Gau erst rund acht Minuten später auf der Erde registrieren. Das Licht jedes Sterns liefert uns Informationen über das Universum der Vergangenheit. Mit den besten Teleskopen können wir zwar einen immer tieferen Blick ins Universum wagen. Wir können allerdings niemals mit Sicherheit sagen, ob es die weit entfernt entdeckten Galaxien und Sternensystem überhaupt noch gibt. Wenn die Sonnen im Zentrum der Milchstrasse im Jahr 2012 in ein Schwarzes Loch stürzten, könnten wir diese kosmische Vernichtung erst in etwa 27‘000 Jahren beobachten. So lange braucht das Licht, bis es auf der Erde eintrifft.
Die Lichtgeschwindigkeit wird übrigens nicht überschritten, wenn sich ein Raumschiff A und ein Raumschiff B jeweils mit 99 Prozent der Lichtgeschwindigkeit in entgegengesetzte Richtung bewegen. In der Relativitätstheorie können Geschwindigkeiten nämlich nicht einfach klassisch addiert werden. Auch bei kleinen Geschwindigkeiten ist es genau genommen ein Fehler, die Geschwindigkeiten einfach zu addieren. Zwei Autos, die sich mit jeweils 100 Stundenkilometern in die entgegengesetzte Richtung bewegen, entfernen sich nicht mit exakt 200 Stundenkilometern voneinander (wobei die Abweichung bei so geringen Geschwindigkeiten nur minim ist). Zur Bestimmung der effektiven Geschwindigkeit muss bei hohen Tempi eine relativistische Formel angewendet werden. Entsprechend fliegen zwei Teilchen, die sich mit fast Lichtgeschwindigkeit in entgegengesetzte Richtung bewegen, immer noch mit Unterlichtgeschwindigkeit.
Wir kennen aufgrund der Allgemeinen Relativitätstheorie gewisse Möglichkeiten, mit denen wir Menschen zumindest theoretisch in die Zukunft befördern können. Wir kennen aber keinen gangbaren Weg, um diesen Prozess rückgängig zu machen, Menschen also in die Vergangenheit zu bewegen, auch wenn der Weg in die Vergangenheit durch die heute bekannten Naturgesetze nicht prinzipiell versperrt ist. Möglicherweise ist die Vergangenheit aber endgültig und die Natur verbietet deshalb Reisen in die Vergangenheit, um Anomalien und Paradoxa zu verhindern. Das würde auch bedeuten, dass die Zeit eine Einbahnstrasse ist, ohne Möglichkeit zur Umkehr. Vielleicht haben wir das Wesen der Zeit aber auch nur noch nicht hinreichend verstanden. Dieser Auffassung wäre vielleicht auch Kurt Gödel, der eine etwas andere Theorie über Zeitreisen aufgestellt hat. Zum grossen Leidwesen Albert Einsteins.
2.2.9 Gödels Formel: Die Zeit am Ende des Universums
Kurt Gödel war ein einflussreicher und markanter Zeitgenosse Einsteins. Er liebte die Mathematik und interessierte sich für die Physik, insbesondere die Relativitätstheorie. Er stellte die Mathematik auf den Kopf, in dem er im Jahr 1931 einen Satz formulierte, der seine eigene Nichtbeweisbarkeit bewies. Er verabscheute die Öffentlichkeit, war ein stiller und zurückgezogener Denker, der sich stets korrekt im Anzug mit fein säuberlich gekämmten Haaren präsentierte. Ganz anders Einstein, der auf Socken verzichtete („die schaffen sowieso nur Löcher“), die Auseinandersetzung mit der
Weitere Kostenlose Bücher