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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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China:
    »Blassblaugrüne
Schale ( ruyao fenqingpen ) aus der Song-Dynastie. Vase in Form eines archaischen
Jade-cong ( guanyao congshi ping ) aus der Südlichen Song-Dynastie. Kopfstütze
in Form eines liegenden Kindes ( dingyao ying’erzhen ) aus der Jin-Dynastie.
Mondweiße Vase in Form eines Weingefäßes mit vorspringenden Graten ( junyao yuebaizun )
aus der Zeit der Dynastien Jin und Yuan (1279 – 1368). Schale ( longquanyao zheyanxi )
aus der Südlichen Song-Dynastie. Schwarze Teeschale mit Blattmotiv ( Jizhou yao
heiyouye wenwan ) aus der Yuan-Dynastie.«
    In der »Museumsphase«
war mir jeder Kontakt mit seinen Reichtümern untersagt. Dann wurde ich meist in
meine Bibliothek verbannt, neben der sich auch sein Kellerlabor befand.
    Inmitten
des kahlen Raumes – durch den Lattenrost der Kellertür deutlich zu erkennen – stand
ein seltsamer graugrüner Metallbehälter, offenbar mit flüssigem Stickstoff befüllt
und stark heruntergekühlt, den elektrischen Anschlüssen nach zu urteilen.
    Ich hatte
keine Ahnung, wozu das Ding diente. Nur ein einziges Mal – nämlich als P. senior
vergaß, die Lattenrosttür abzuschließen – hatte ich Gelegenheit, mir die Stickstoffflasche
genauer anzusehen. Auf dem Metall befand sich ein gelber Aufkleber:
     
    EIGENTUM DES PRINCETON MEDICAL
    CENTER, NEW JERSEY.
     
    Darunter klebte ein Versandzettel
der US Airways für einen Flug von New York, LaGuardia Airport nach Frankfurt, 15.
März 1993.
    Der Behälter
war also von New York nach Frankfurt geflogen worden. Adressat war ein gewisser
Edwin Klein, Dresden, den ich nicht kannte. Wozu brauchte mein angeblicher Erzeuger
eine Flasche mit flüssigem Stickstoff aus den USA?
    Überhaupt
ließ Pottkämper sich immer etwas Neues einfallen. Wenn er sich nicht schon aus reinem
Selbsterhaltungstrieb mit seinen Sammlungen chinesischen Porzellans oder afrikanischer
Kunst beschäftigte, malte oder mir pädagogische Briefe schrieb oder aus seinen Börsenberichten
deklamierte, dann drohte er nämlich tatsächlich in Depressionen zu verfallen, wie
er dem Sozialamt weiszumachen versuchte. Er konnte einfach nicht still sitzen.
    »Warum kassierst
du eigentlich staatliche Hilfe, wenn du so vermögend bist?«, fragte ich, als er
begann, die Kuppeldecke unseres Esszimmers im Stil der Sixtinischen Kapelle auszumalen.
    »Na, dreimal
darfst du raten, Klugscheißer …«
    »Weil dich
dann das Finanzamt in Ruhe lässt?«
    Beim Stichwort
»Finanzamt« begann sein gelbes Plastikohr nervös zu zucken. Der Ärmste sah regelrecht
leidend aus. Er hätte sich besser nach meiner Geburt erhängen sollen, um sich unnötigen
Ärger zu ersparen. Obwohl mir Pottkämper manchmal durchaus Respekt abnötigte.
    Ein Mensch,
der es fertig bringt, sich ein Ohr abzuschneiden, muss schon eine gewisse innere
Freiheit und Autonomie besitzen, eine Unabhängigkeit von der Meinung anderer, die
unsere normalen menschlichen Fähigkeiten weit überschreitet. Überhaupt sind Männer
in der Familie meist das kleinere Übel. Das eigentliche Problem kommt erst durch
das weibliche Geschlecht in die Welt. Wie schon unser seliger Chief Blackfoot sagte:
    Vertraue
jenen, die Nester bauen, aber misstraue jedem, der Eier legt.
    »Glaub mir,
Albert, eigentlich sollte es nur Geschlechtsumwandlungen in eine Richtung geben
– vom Weib zum Mann«, pflegte Großmutter über ihre Geschlechtsgenossinnen zu sagen,
wenn Anja und meine Mutter ihr wieder mal zu sehr auf die Nerven gingen. »Das garantiert
uns mehr gesunden Menschenverstand. Deshalb gestattet der Koran ja auch, dass Männer
ihre Frauen züchtigen.«
    »Was denn,
Mohammed erlaubt es, Frauen zu verprügeln?«, erkundigte ich mich scheinheilig, als
hätte ich noch nie etwas von dieser famosen Regelung gehört. »Dann sollte ich möglichst
bald zum Islam übertreten.«
    »Setz lieber
deinen Verstand ein, Junge. Davon hast du doch genug. Draufhauen hinterlässt zu
viele Spuren.«
    »Vielleicht
kann dein Freund uns ein Mittel besorgen, durch das Anja eine Scheinschwangerschaft
bekommt? Er war doch Apotheker? Es brächte sie wieder auf den Boden der Tatsachen
zurück.«
    »Gute Idee.«
    »Mit Schwarzer
Tollkirsche – Atropa bella-donna. Aber nicht mehr als drei Beeren, weil wir
sonst die Mordkommission im Hause hätten.«
    Doch dieser
verschnarchte Apotheker im Ruhestand hatte anderes im Sinn, als durch die Berge
zu streifen und Unkraut zu sammeln. Anton pflückte lieber die zweiundneunzigjährige
Blume in unserer Dachkammer. Ich weiß

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