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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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in der Physik. Licht ist nur ein Phänomen
begrenzter Geschwindigkeit. Aber der eigentliche Kontakt findet augenblicklich statt
…«

29
     
    Nach diesen orakelhaften Andeutungen
machte ich mich schleunigst aus dem Staube …
    Entweder
wimmelte es hier von Engeln oder ich hatte einen an der Pfanne. Das Ding besaß zwar
keine Flügel, aber womöglich hatte es ja trotzdem recht?
    Die beiden
Zwergpinscher rannten mir bis zur Wegkreuzung nach. Der eine bekam kläffend meinen
Hosenumschlag zu fassen, ehe ich zur North Meadow abbog.
    Ich versetzte
ihm einen Tritt, worauf er heulend durch die Luft flog und sich in Nichts auflöste

    Danach blieb
ich erst wieder stehen, als ich die 97th erreicht hatte. Obwohl ich völlig außer
Atem war, rief ich sofort Doktor Trousson an. Ich erklärte ihm, dass ich wieder
Stimmen hörte und seltsame Begegnungen hätte.
    »Immer noch?«,
fragte er. »Das sollte eigentlich längst nachgelassen haben. Aber wenn es Sie beruhigt,
gebe ich Ihnen eine Überweisung zum Facharzt für Psychiatrie.«
    »Ich glaube,
es ist besser für meine seelische Gesundheit, wenn ich mich noch mal durchchecken
lasse.«
    Doktor Brown
war kroatischer Abstammung (eigentlich hieß er Browsi ć ), und praktizierte
in einer Dachgartenwohnung, die fast bis aufs Haar der von Holly Chappell glich,
nur dass sie fünf Straßen weiter lag. Das machte mich sofort misstrauisch. Es hätte
mich nicht gewundert, wenn auch die gleiche geblümte Couch in seinem Behandlungszimmer
gestanden hätte. An den Wänden hingen Kopien von Chagall, und das war immerhin ein
Unterschied. Auch Hollys Möbel waren nirgends zu entdecken. Vermutlich stellt sich
kein normaler Mensch vor, wie erleichtert man über ein paar billige Chagall-Drucke
aus dem Kaufhaus und eine schwarze Ledercouch sein kann. ABER ICH WAR NUN EINMAL
KEIN NORMALER MENSCH MEHR! ICH WAR VERRÜCKT! Ich war dem Erzengel Gabriel begegnet.
    »Ich kann
nichts Auffälliges bei Ihnen entdecken«, sagte Doktor Brown nach der ersten Untersuchung.
Er hatte mir Blut abgenommen und ein paar Tests gemacht, in denen ich Fragen ankreuzen
musste. Und dann einen großen Farbtest. Und danach noch einen Test mit Gesichtern.
    »Wollen
Sie Ihre Mitmenschen kontrollieren und suchen Sie dabei nach Bestätigung Ihrer Grandiosität,
weil Sie sich sonst leer und wertlos fühlen?«, fragte er.
    »Sie meinen,
ob ich Narzisst bin? Weil ich von der Norm abweiche? 2222 mal 2222 ist 4937284 –
und man darf auch darüber reden, wenn jemand das nicht im Kopf ausrechnen kann,
oder?«
    »Mag sein.
Geringes Selbstwertgefühl? Überzogene Bewertung der eigenen Wichtigkeit? Ständiger
unerfüllbarer Wunsch nach Bewunderung?«
    »Nein.«
    »Was bedeutet
›Nein‹? Sie wollen nicht bewundert werden? Halten Sie sich denn nicht für einen
der größten Theoretiker der Gegenwart?«
    Anscheinend
hatte er meine Titelgeschichte im TIME Magazine gelesen.
     
    STARKER HANG ZUM NARZISSMUS!
     
    notierte Doktor Browsi ć -Brown in
so riesigen Lettern auf meinem Diagnoseblatt, dass ich es auch noch auf dem Kopf
stehend aus dem Nebenzimmer hätte entziffern können.
    »Wie attraktiv
finden Sie meine Sprechstundenhilfe?«
    »Ich sollte
mich nicht zu frauenfeindlichen Kommentaren hinreißen lassen.«
    »Nur in
Stichworten. Was fällt Ihnen ein?«
    »Nasser
Aufnehmer. Um Wasserhahn gewickelt.«
    »Das ist
ein tiefenpsychologisch außerordentlich aufschlussreiches Bild. Es sagt auch viel
über Ihren gegenwärtigen seelischen Zustand aus.«
    »Andererseits,
wenn ich sehe, wie verführerisch sie ihre Beine übereinanderschlägt …«
    »Worauf
es ankommt, ist der erste Eindruck.«
    Am Ende
der Untersuchung reichte er mir ein paar farblose Tropfen in einem Glas Wasser,
und als ich das Zeug getrunken hatte, bat er mich, meine Gefühle zu beschreiben.
    »Sie sind
auch nicht viel kränker als ich oder meine Mitarbeiter, von Ihrer übersteigerten
Selbsteinschätzung mal abgesehen. Nun ja, wir haben ein paar Marker in Ihrem Blut
gefunden, die von Ihrem exzessiven Lebenswandel herrühren. Offenbar nehmen Sie nicht
nur Drogen ein, sondern auch ein haitianisches Aphrodisiakum. In Anbetracht Ihres
jugendlichen Alters – oder gerade deswegen – verkraftet Ihr Körper alle diese Gifte
bemerkenswert gut.«
    »Anderseits
habe ich manchmal Visionen …«
    »Visionen,
welcher Art?«
    » Komm
mit , sagte der Esel . Etwas Besseres als den Tod findest du überall. «
    »Das ist
keine Vision, sondern nur gewöhnliches Stimmenhören. Außerdem hört

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