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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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deiner Geburt schwarze Zwillinge zur Welt – leider Totgeburten.«
    »Schwarz?
Wer war denn der Vater?«
    »Angeblich
ein durchreisender Handelsvertreter für afrikanische Kunst.«
    »Dann stammt
von ihm wohl auch die Holzskulptur mit dem überlangen Geschlechtsteil zwischen den
Zähnen?«
    »Alle Kunstwerke
aus dem Kongo im Kaminzimmer.«
    »Und wie
hat unser Alter auf Mutters schwarze Kinder reagiert?«
    »Er sagte,
in einer Welt, in der die weiße Rasse dominiere, bedauere er es, dass er nicht mehr
für einen gerechten Ausgleich zwischen den Völkern tun könne.«
    SO WAR MEIN
ALTER! FARBEN BEDEUTETEN IHM ALLES! Er hatte ein gelbes Plastikohr. Er malte wie
Vincent van Gogh und Jackson Pollock. Und er hätte sogar schwarze oder gelb-grün-gestreifte
Kinder akzeptiert.
    »Aber irgendetwas
könnte faul sein an der Geschichte«, gab Anja zu bedenken. »Ich glaube, dass unsere
Eltern uns belügen. Vielleicht erfinden sie ja nur solche haarsträubenden Geschichten,
um von einer anderen haarsträubenden Geschichte abzulenken.«
    »Von welcher
denn?«, fragte ich.
    »Ich war
noch sehr klein, vielleicht drei Jahre alt. Trotzdem erinnere ich mich ganz deutlich,
dass es weiße Kinder waren, keine schwarzen. Jemand öffnete die Tür und ich sah
die beiden im Arm der Hebamme. Sie legte sie auf dem Wickeltisch ab, weil sie tot
geboren waren.«
    Anscheinend
wusste Anja noch nichts von Einsteins Samenspende und wozu der Stickstoffbehälter
in unserem Keller diente.
    »Was ist
los?«, fragte sie. »Warum schaust du mich so komisch an?«
    »Oh«, sagte
ich. »Diese beiden Kinder waren nur der erste Versuch. Der nächste, geglückte, war
dann ich.«
     
    Während der zweiten Untersuchung
wurden meine Hirnströme mit 256 Elektroden aufgezeichnet. Durch das Zeug auf meinem
Kopf sah ich aus wie eine Krake, die in ein Galvanisierwerk geraten war. An den
Apparaten schlugen Zeiger aus und manchmal zischte und krachte es wie bei Kurzschlüssen.
    Ich sollte
an nichts Besonderes denken und einfach nur mit geschlossenen Augen dasitzen. Es
war ziemlich langweilig. Anfangs bemühte ich mich, nicht einzuschlafen, um keine
ungewollten Delta- oder Thetawellen zu erzeugen. Etwas später war ich wieder hellwach
und ging einfach nur meinen Gedanken nach.
    Danach sollte
ich im Kernspintomografen wieder die gleichen merkwürdigen Fingerbewegungen ausführen.
Diesmal ging es um Rechenaufgaben.
    »Bitte,
Daumen und Zeigefinger der rechten Hand berühren und halten …«
    »Daumen
und Zeigefinger öffnen…«
    »Jetzt Daumen
und Zeigefinger der linken Hand berühren und halten …«
    »Daumen
und Zeigefinger öffnen…«
    »Wie viel
ist 12 mal 12?«, fragte die Assistentin mit den erotischen Achselhöhlen.
    »Soll das
eine Fangfrage sein?«
    »Nein, wir
brauchen genaue Signale ihrer Gehirntätigkeit.«
    »144.«
    »Und 144
mal 144?«
    »20736«
    »20736 mal
20736?«
    »429981696«.
    »429981696
mal 429981696?«
    »184884258895036416.«
    »Haben Sie
die Ergebnisse auswendig gelernt?«
    »Nein, warum
sollte ich?«
    »Können
Sie uns auch die Summe von 429981696 mal 429981693 sagen?«
    »Sie meinen
drei Stellen weniger am Ende der zweiten Zahl? Das wären dann nur 184884257605091328.«
    »Und 184884258895036416
mal 184884258895036416?«
    »Wie viele
Stellen brauchen Sie?«
    »Mindestens
30.«
    »34182189187166852111368841966125.«
    »Bemerkenswert
… so was schafft nicht mal ein Taschenrechner.«
    »Was sehen
Sie dabei auf dem Bildschirm?«, fragte ich.
    »Dass Sie
erotische Gefühle haben …«
    »Aber nicht
wegen der Zahlen. Es liegt an Ihrer Bluse.«
    »Was ist
mit meiner Bluse?«
    »Kann ich
Ihnen das heute Abend bei einem Glas Rotwein erklären?«
    »Nach meinen
Unterlagen sind Sie erst 14 Jahre alt?«
    »Ich werde
bald 15.«
    »Außerdem
habe ich einen Freund.«
    »Ihre Bluse
ist durchsichtig …«
    »Oh, das
war wohl nicht sehr geschickt von mir.« Sie raffte ihren Kittel zusammen. »Das gute
Stück hat mir meine halb blinde Großmutter geschenkt.«
    »Meine Großmutter
näht mir Hemden. Ich kann mich also gut in Ihre Situation versetzen. Und wenn Sie
Ihren Freund mitbringen?«
    »Das hätte
mir gerade noch gefehlt …«
    Ich sagte
mir, dass Frauen besser nicht zu ihrem Glück gezwungen werden sollten. In der Hirnforschung
gibt es Untersuchungen, wonach Informationen, die sich momentan nicht in die eigene
Lebenssituation einordnen lassen, einfach am sogenannten Motivationszentrum vorbeirauschen.
Die Bedeutungen der Worte dringen gar nicht bis zum

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