Einzelkaempfer
bestückten. Es könnte aber auch was mit Falschgeld zu tun haben. Was hat es mit dem gleichsam geschmuggelten Glas und dessen Inhalt auf sich? Kalle zuckt immer noch mit den Schultern. Das wird noch zum Tick, hör auf damit, muss ich ihn und mich ermahnen, als ich feststelle, dass meine linke Schulter mechanisch hoch und runter fährt. Geschichtslehrer Krauskopf, der erste Mensch mit auffallend ausgeprägten Marotten, der mir begegnet ist, taucht aus meiner Erinnerung auf, klein, mickrig, getrockneten Speichel in den Mundwinkeln. Den haben sie in die Klapse einliefern müssen, als es für die Schule nicht länger tragbar war, dass er am Ende stündlich nach dem Gong, einen Schüler mit sich unter das Pult riss und schrie: Alles volle Deckung!
Hau ab, rief mir mein Kumpel zu, den haben sie damals beim Klingelmännchen nicht erwischt, nur mich krallte der Metzgermeister noch am Kragen, er wolle es meinen Eltern sagen, was er dann doch nicht tat. Weg hier. Bewegungsmäßig bin ich etwas eingeschränkt, doch muss es möglich sein, das Spülungsrohr zu überwinden. Eingehend betrachte ich die Befestigung an der Schüssel, bah, ist da ein Siff. Klempner, das ist ein Beruf mit Zukunft, sagte mein Cousin immer, der diese Laufbahn trotz hervorragender Schulnoten eingeschlagen hatte. Hast du mal versucht einen Klempner zu kriegen wenn du ihn dringend brauchst? Siehste! Heute hat er ein großes Bädereinrichtungshaus und seine Hände braucht er nur noch zum Geld zählen. Meine freie greift in Spinnweben und Moder. Die Ecke hat nie ein Putzlappen gesehen, hier gibt’s nichts zum Drehen. Festgesteckt ohne Spiel nach hinten, um das Rohr rauszudrücken. Ich klettere auf den Deckel. Der Spülkasten hängt fast unter der Decke. Nutze die Schlosserlogik: Was passiert wenn ... erst mal Zulauf abdrehen. Geht nicht, festgerostet. Wenn ich nicht baden gehen will, brauche ich einen geeigneten Gegenstand, um den Schwimmer oben zu halten, damit der Kasten nicht wieder voll läuft. Ich murkse eine halbe Ewigkeit an der Abdeckung herum, bis ich sie vorsichtig abnehmen kann. Ein Blick auf die Kastentechnik bleibt mir verwehrt, es hängt zu hoch, also taste ich – brrrr, ist das schlüpfrig. Schwarzer und grüner, stinkender Schleim glibbert zwischen meinen Fingern der bewegbaren linken Hand. Next stepps, wie der Marketingdozent immer sagte: Kasten leeren, Zulauf verhindern, Rohr herausdrehen oder brechen, Freiheit, ab durch die Mitte, so mein Plan. Mit Bedacht, Herr Himmel, nicht mit aller Macht, so mein Lehrmeister. Lage prüfen. Der Kasten ist mäßig fest verankert, die Verbindung zur Wasserleitung könnte einem Herausbrechen des Rohrs standhalten, denn ohne Rohrzange bekomme ich die Sache nicht los. Runter vom Deckel. Im Spiegelschrank finde ich eine alte Zahnbürste, mit Schwingkopf, die muss es tun. Wieder rauf auf den Deckel, das Billigbaumarktmodell verzieht sich, aber hält. Abspülen, Dr. Best horizontal unter den Schwimmerarm klemmen. Die Bürste liegt auf den Kastenrändern, biegt sich etwas, aber hält, der Wasserzulauf wäre gestoppt.
Ich stöhne, an der Tür kratzt es. »Adolf, hier ist besetzt«, rufe ich dem Hund zu, der lässt ein kraftloses Wuff hören. Meine gefesselte Hand hält den Kasten, mit der anderen ruckle ich am Rohr, verdammt, das muss doch irgendwie da raus gehen. Gar mächtig ist des Schlossers Kraft, wenn er mit Verlängerung schafft, tönt der Meister. Aushebeln, auch auf die Gefahr, dass hier alles zu Bruch geht. Wie auf Kommando gibt der Deckel zuerst nach. Ich strauchle und krache seitwärts mit den Schulterblättern gegen das Waschbecken, das eine unsanfte Landung auf meinem Allerwertesten verhindert. Die Füße im Klo, das Kreuz im Becken. Die Handschelle ritzt mir in die Haut. Die Dr. Best hält noch. Ich schnappe mir die abgenudelte Klobürste, steige wieder rauf auf den Rand, meine nassen Füße finden kaum Halt, packe die wahrlich viel benutzte Bürste beim Kopf, stecke ihren dürren Hals hinter das Rohr, setze den Hebel unterhalb des Kastens an, ziehe mit links, Wut, purer Verzweiflung und brachialer Gewalt, bis der Hals bricht. Die Bürste ist entzwei. Das Rohr hält, Dr. Best hält, ich halt nicht mehr und stauche mir mein Knie an der Schüssel, zurück auf dem Fliesenboden der Tatsachen. So wird das nichts. Tritt doch in den Knick, vielleicht löst sich dann das Rohr, oben oder unten ... spekuliert der Advokat, du könntest auch hier bleiben, und abwarten ... kann ich auch noch, wenn
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