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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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Rücksitzes fallen. Na und ich dachte Typen von dem Kaliber vertrügen mehr Alkohol, meint Kalle. Interessanter Gedanke, denn, wenn meine Beobachtungen nicht all zu lückenhaft waren, dann hat der Kerl wirklich nicht sehr viel getrunken. PaL, Problem anderer Leute, beendet Advokat die Grübelei.
     
    Die schwarze Limousine fährt an, ich mit Abstand unauffällig hinterher, ohne Licht zunächst. Als der Wagen vor mir nach rechts auf die Straße abbiegt, erhalten wir Gesellschaft. Ein flaches Geschoss klemmt sich hinter die Limousine. Im fahlen Licht einer Lampe erkenne ich das Gesicht des damals Vollentspiegelten, der nun im düsteren Rotterdam auf die Sonnenbrille verzichtet hat. Die despektierliche Behandlung mit dem Post-It trage ich ihm ein wenig nach. Als Dritter reihe ich mich in den kleinen Konvoi, hinter die Corvette. Ob die mit einem ordentlichen, vom Finanzamt geprüften Gehalt erstanden wurde? Das ist doch jetzt Wurscht, meint der sonst so überkorrekte Anwalt. Bleib dran! Die Autos vor mir ziehen das Tempo an. Mit 80 Sachen brausen wir durch die Nacht. Aus der Ferne nähern sich die Silhouetten der Hafenkräne. Vollbremsung. Hohho. Ob sie mich entdeckt haben? Zum Glück war mein Abstand groß genug, so dass ich in eine Seitenstraße einbiegen konnte. Ich halte, den Wagen und die Luft an. Die Motoren der anderen blubbern. Soll ich oder soll ich nicht? Wieder diese hinderliche Unentschlossenheit. Ich platze fast vor Neugier, mein Bein zappelt unkontrolliert auf und ab vor Anspannung – sag’s ruhig, meint Kalle, du hast Angst. Nee, Junge, hab ich nicht. Leise steige ich aus und schleiche um eine Haus-ecke. Die beiden Autos stehen hintereinander in einer schmalen Straße. Links eine Reihe dunkler Fassaden, rechts das sachte Schwappen eines alten Kahns im Wasser. Der Mann aus Siegen ist aus der Corvette ausgestiegen, der ›Man in Black‹ hat seinerseits den Amischlitten verlassen, geht herum, öffnet die hintere Tür und bleibt im Schutz derselben. Der Mann aus Siegen nähert sich der Karosse von hinten, macht einen schnellen knappen Schritt hin zur geöffneten Tür, reißt etwas schwarz Glänzendes ein wenig empor, nicht übertrieben hektisch, eher ganz cool und es ploppt unspektakulär in Richtung Rücksitz. Mein Herzschlag ist lauter, als der Schuss mit Schalldämpfer und das Pochen legt noch um einige Takte zu. Ich halte wieder die Luft an. Bloß kein Geräusch verursachen, sonst kommst du an die Reihe. Angewurzelt beobachte ich die Männer an der Mauer, die Straße und Gewässer trennt. Ob das die Waffe war, die mir der Typ auf dem Parkdeck präsentiert hat? Bestimmt war sie das. Der hat den Mann eiskalt erschossen, niedergestreckt, mitten ins Herz oder in den Kopf, wahrscheinlich tödlich verletzt, formuliere ich das Unfassbare. Tötungsdelikt zum Nachteil von Glätzchen, murmelt der Anwalt gebannt. Tot war er schnell und einfach, doch ihn jetzt über die Mauer zu wuchten bedarf es Kraft und Anstrengung, vor allem eine gute Koordination zwischen den Entsorgern.
     
    Diese beiden haben noch nicht oft gemeinsam eine Leiche verschwinden lassen, wird offensichtlich. Sie sind sich nicht mal einig, wer oben und wer unten anfassen soll, nachdem sie den schweren Kerl an den Füßen aus dem Wagen gezogen haben und der mit dem glänzenden, kahlen Kopf auf das ebenso glänzende, feuchte Betonpflaster aufgeschlagen ist. Der bewaffnete Grenzgänger übernimmt die Leitung des Unternehmens und dirigiert den Stiefelträger ans Kopfende. Er selbst nimmt die leichten und handlicheren Beine des Toten in die Hand. Nicht eben kollegial, hebt er doch zuerst die Beine an, bevor der andere auch nur seine Arme unter die der leblosen Hülle geschoben hat. Jetzt muss er tüchtig aus dem Kreuz stemmen. Blacky schnauft, vor Wut gewiss so sehr wie vor Anstrengung. Jetzt hat er ihn. Wie einen steifen großen Berberteppich schleppen die beiden den Mann zur Mauer, ein Stückchen weiter die Straße hinab, wo sich ein Durchlass befindet, hinter dem wahrscheinlich eine Treppe zum Wasser führt. Mit einer Kopfbewegung dirigiert der Killer den rückwärts stolpernden Handlanger dorthin. Das Grüppchen verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich höre ein Platsch. Das war’s endgültig für den Mann, der eben noch, umständlich das Wörtchen Problem umschiffend, von einer Unpässlichkeit gesprochen hat. Andere haben die Lösung durch seinen Kopf hinweg entschieden. Die Kugel war gefallen – der hat es hinter sich.
     
    Bleib hier nicht

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