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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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rumstehen, Alter! Gleich geht’s weiter, ab zum Auto, jappst der junge Freizeit-Detektiv völlig aufgeputscht. Die beiden Männer gehen geschwind zu ihren Wagen zurück und preschen los. Ich muss zurücksetzen und hetze hinterher, keinen Blick für die bizarren Schatten der Nacht. Gedankenkarussell. Ob dem Kahlen noch zu helfen war? Ob ich Hanna anrufen soll? Ob ich lieber die Polizei anrufen soll? Ob du dich mal lieber konzentrieren sollst, ruft der Advokat und verhindert eine Karambolage mit dem Bordstein. Okay ... Ohmmmmm, höre ich Marie brummen, die ich eines Tages mit verknoteten Beinen auf dem Dielenboden im warmen Licht des frühen Abends sitzend vorfand. Auf meine Frage, ob sie nicht ihre Schicht antreten müsse, sagte sie nur, dass der Akkord beim Verpacken von Schleifscheiben ihr Chi blockiere, aber es in ruhigen Bahnen fließen solle. Sie bekam die Kündigung. Ihr Chi floss dann wieder, das Geld auf meinem Konto auch. Es floss ab für ihre Kredite, wie zum Beispiel für die beleuchtete Vitrine, ich erwähnte sie bereits. Bist du jetzt total beknackt, dich jetzt mit so was zu befassen, schreit Kalle fast hysterisch.
     
    Heiner, was machst du? Brems! Du musst blinken. Bleib dran. Wen ruf ich denn jetzt an? Niemand. Bleib dran. Später ... gut dass der Advokat seine Professionalität, seinen Anwaltsverstand einsetzt. Er hat den nötigen Abstand und ist in der Lage klare Ansagen zu erteilen. Ich bin ganz konfus, fühle mich auch so. Ein Toter. Habe noch nie einen Toten gesehen, so in echt. Meine Oma, klar, die schon. Das war aber irgendwie etwas anderes. Nicht von jetzt auf gleich. Sie starb während eines ganzen Jahres. Erst Teile des Gehirns, wunde Stellen wuchsen zu fauligen Löchern ... das Herz pumpte und pumpte trotz allem unermüdlich träges Blut durch bläuliche Kanäle, die durch die transparente, pergamentene Haut wie auf einer Straßenkarte sichtbar wurden, bis der Muskel nach fast 365 Tagen und Nächten erlösend erlahmte ... oh Mann, auf einen trüben Gedanke folgt der nächste ... dann war sie erlöst, am Ende ... Hey, wenn du nicht bald aufpasst, bist du schneller an dem Deinen, wie gewünscht. Der kleine Trupp mit mir als Nachhut, passiert eine Kreuzung. Hier war ich doch schon mal. Das ist doch die Ampel, an der ein Mädchen starr und stumm stand. Ich blicke mich um. Sie steht immer noch da, eher schon wieder. Diesmal auf der anderen Seite. Dreh jetzt nicht durch. Du verlierst sonst den Anschluss. Ja, ja. Die Halle. Das wird es sein. Sie werden zu der Halle fahren, in der sie den Porsche entladen haben. So kommt es mir vor, als wir einige Kreuzungen weiter um eine Ecke biegen und ich das erste große Hallentor sehe. Wir fahren weiter. Die beiden lenken ihre Karossen um die Halle herum in einen Hinterhof, ich fahre weiter, leise, ohne Licht lasse ich den Wagen in eine Parkbucht rollen. Autotüren schlagen. Beeilung. Wenn ich sehen will, wohin sie entschwinden, muss ich mich sputen. Handy nicht vergessen. Ich hoffe, es ist nur auf Rütteln eingestellt. Man kennt ja die Szenen aus unzähligen Filmen. Detektiv mit gehetztem Blick schleicht sich an und plötzlich – nein, als Zuschauer ist es einem Gewissheit, nicht plötzlich – pünktlich, in Hörweite der beschatteten Objekte rappelt das Mobilteil. Und es ist immer der gleiche Ton, in fast jedem Film klingeln die Handys in derselben Melodie. Wie gerne würde ich das checken, doch ich muss eilen. Als ich in den Hof komme, höre ich nur noch eine leises Quietschen und ein sanftes Klapp. Kurz darauf geht gegenüber eine Beleuchtung an. Ein Treppenhaus erstrahlt in grünlichem Licht. Ich sehe die Schatten der Männer hinaufgehen. Sie verschwinden hinter einer Tür, das Licht geht aus und in der dahinter liegenden Wohnung an. Vorhänge werden zugezogen. Was tun? Unschlüssig stehe ich in der Kälte. Ich friere in dem dünnen weißen Hemd, die alberne Bauchbinde wärmt nicht. Ich schleiche zur Tür hinüber. Verschlossen. Klar. Leider habe ich nicht so ein Dietrichmäppchen bei mir. Selbst wenn, hätte ich keine Ahnung, wie man damit ein Schloss knackt. Ein Schlosser kriegt das Schloss nicht auf. Ich überhöre Kalles Frotzelei. Das Licht hinter den Vorhängen wird gelöscht. Auch Mörder müssen schlafen?
     
    Was muss man alles schon angestellt haben, um dann schlafen zu können? Ich entscheide mich dafür, mich erst einmal ein wenig hier umzusehen, dann zum Wagen zu gehen, um Hanna meine Position durchzugeben. Halb von einer Plane verdeckt

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