Einzelkaempfer
Flaschen und schiebt mir ein Tablett leerer Schampus-Schalen hin. Es läuft wie geschmiert, ohne zu kleckern. Meinem Boss geht das natürlich zu langsam, er nimmt mir die Flasche weg und jagt mich mit dem Tablett zu den Damen. Diese bedanken sich maximal mit einem milden, gesenkten Blick. Hanna schreitet an der Seite des Hausherrn Richtung Bar. Welche Rolle spielt sie, fragt sich nicht nur Kalle. Ich sammle Gläser ein und leere Aschenbecher. »Jammer, zij is getrouwd«, schnappe ich links an der Bar auf, wo zwei Herren Hanna taxieren. Was sie sich traut? Was soll dass heißen? Enttarnt? GETRAUT, sagt der Advokat. Trauung, verheiratet. Hanna ist verheiratet. Ja, jetzt verstehe ich auch das erste Wort: Jammer.
Ich wende mich ab und beginne zu spülen. Was hast du denn gedacht? Ja, ja, hast ja Recht, Winkeladvokat ohne Zartgefühl. Unsanft werde ich in die Seite geknufft. Hanna. Verheiratet, mit wem wohl? Mit wem wohl ... Mann du stehst ja schwer auf dem Schlauch. Sieh dich doch um, schau sie dir an, wie sie sich hier bewegt – mit dem Mann der Luxusklasse. Sie lächelt mich an und flüstert, ich solle in die Garderobe kommen, gleich. Soll ich? Du bist nicht hier um Freunde oder die Frau des Lebens zu finden, werde ich gemaßregelt. Es geht um deinen faltigen Hintern und ob du ihn je wieder willentlich irgendwohin platzieren wirst. Hey, mäßige dich Anwalt, faltig ist der nicht. Drei Minuten nachdem Hanna, ganz Hausherrin, die Treppe empor geschritten ist, folge ich ihr.
Sie lehnt an der Frisierkommode, der Tiegel Haarwachs ist noch offen. »Hör genau zu: Wir müssen uns aufteilen, denn ich denke, dass der Kurier, der morgen etwas abliefern soll, hier ist, aber ich weiß nicht genau, wer das ist. Ich werde nachher hier bleiben und du folgst dem Mann mit der Glatze.« Sie gibt mir einen Wagenschlüssel und ein Handy. »Blauer Mercedes in der linken Garage vorm Haus. Die 1, dann bist du mit mir verbunden.« Sie will schon wieder hinaus, ich halte sie am Arm zurück. Es knistert, als wir dicht voreinander stehen – getraut – und ich erzähle ihr von meinen Beobachtungen. Sie lächelt. »Wir sind sooo nah dran.« Ihre Locken kitzeln meine Stirn. Ihr Duft verklumpt mein Gehirn. Getraut! Ich trau mich aber nicht. Das wäre jetzt nicht angemessen ... sie zu küssen.
»Sonja«, hallt ein Ruf und weg ist sie. Unten wird klassische Musik aufgelegt. Da habe ich keine Ahnung von, Bildungslücke. Ich gehöre nicht hier her. Melancholisch klingt sie. Wie passend. Dein Auftrag, peitscht mich der Advokat aus dem Kabuff.
31
Hoffentlich fährt der Glatzköpfige gleich. Habe keine Lust mehr Lippenstift von Gläsern zu polieren. Ich mag keinen Lippenstift. Selbst fahren wird er nicht können, er ist betrunken. Völlig apathisch scheint er wie in den Sessel gegossen, mit ihm verwachsen. Hanna, wie eine Fee schwebt sie zwischen den Gästen. Mike schiebt mir einen Whisky herüber. Nein, danke. Ich trinke nicht. Das hatte ich mir Silvester geschworen und die widrigen Umstände zwangen mich erst vor einigen Stunden den Schwur mit Absinth zu brechen ... brechen. Zum Glück musste ich nicht brechen. Ein bisschen flau ist mir immer noch. Auch ums Herz. Hanna, getraut. Vergiss es, nein, sei doch froh, du wolltest doch eh nie mehr was anfangen mit dem durchtriebenen anderen Geschlecht, erinnere ich mich an meine Vorgabe von dem Abend als Marie die Wohnungsschlüssel durch den Briefschlitz warf. Konzentrier dich auf deinen Job, rüttle ich mich aus der Erinnerung. Der Kahle erhebt sich schwankend. Ole, der Panzerschrank, will ihn stützen, doch der Mann mit der Glatze versucht ihn weg zu schieben. Was ihm nicht gelingt. Ich werfe das Handtuch. Endlich. Mist, eigentlich müsste ich noch mal dringend, nein, nicht was Sie jetzt denken. Ich habe gelernt und bin dann zur Toilette gegangen, als auch der Kahle ging. Natürlich nicht genau gleichzeitig, danach. Ich müsste den Atze-Pass von Ad holen. Mein einziges Beweismittel für die Geschichte. Doch mir bleibt keine Zeit. Während Ole dem Kahlköpfigen, der sich den Kummer leidvoll heruntergespült hat, in den Mantel hilft, verschwinde ich in die Garage und klemme mich hinters Steuer des blauen Mercedes. Durch das geöffnete Tor sehe ich eine große Limousine amerikanischer Bauart vors Portal fahren. Der gestiefelte ›Man in Black‹ steigt aus und öffnet den Schlag. Schwer lässt sich der Mann, der sich vor Stunden um das Wort Problem herumgedrückt hat, in die Polster des
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