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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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stellte ihn routiniert auf das kleine Regal vor sich und drückte sich Grundierungscreme auf die Fingerspitzen. Oliv. Eine neue Farbe. Ein Glück, dass es Eva gab. Und ein Glück, dass sie so großzügig mit den Gratispröbchen aus dem Laden war. Susanne hätte es sich nie leisten können, Make-up und Lidschatten zu kaufen, Eyeliner und Wimperntusche, Lippenstift und Puder, aber sie musste das alles haben. Sie konnte doch nicht unter all den anderen Mädchen mit ihrem normalen Gesicht herumlaufen, sie war gezwungen, hübsch zu sein, hübsch, hübscher, am hübschesten, wo sie doch Björns Schwester war. Oder jedenfalls Cousine. Ungeschminkt im Alltag herumzulaufen, das hätte den Bann gebrochen, der ihn umgab, und damit auch sie, der manchmal sogar bei Birger und Inez zu erahnen war. Ganz zu schweigen von Elsie. Sie war vollkommen darin eingehüllt, er war wie ein Glitzermantel, der über ihren Schultern hing und die ganze Stadt dazu brachte, sich nach ihr umzudrehen und sie anzustarren. Was kein Wunder war. Schließlich war sie ja Björns Mutter. Seine leibliche Mutter, nicht nur ein Ersatz wie Inez.
    Susanne trat einen Schritt zurück, schüttelte leicht den Kopf und betrachtete ihr Spiegelbild. Rosa Lippen. Schwarz angemalte Augen, mit einem feinen Kleopatra-Strich, der zur Schläfe hin führte. Geglättete Haut, die leicht gelbbeige geworden war. Süß. Tatsächlich richtig süß. Sie klappte den Spiegel zusammen und schob die Gratisproben in die Tasche, drehte sich um und drückte die Tür der Telefonzelle auf. Blieb mit der Tür in der Hand stehen.
    Ingalill ging gerade vorbei. Eine Ingalill, deren Mund sich langsam zu einem höhnischen Grinsen öffnete, ein schwarzer Strich in ihrem weißen Gesicht. Eine Ingalill, die nicht grüßte, die nur ihren Blick über Susanne hinweghuschen ließ, bevor sie schnell einen Doppelschritt machte und versuchte, den Jungen einzuholen, der vorher neben ihr gegangen war, jetzt aber bereits zwei Schritte vor ihr lief.
    Henrik. Dieser Typ aus der Parallelklasse. Dieser schmuddelige Langweiler, der sich noch nie den Oberlippenflaum abrasiert hatte. Dieser …
    Jetzt hatte Ingalill ihn eingeholt. Jetzt lief sie mit großen Schritten an seiner Seite. Jetzt wandte sie sich ihm zu und ließ ihre Augen funkeln, sagte etwas und lächelte. Für den Bruchteil einer Sekunde warf sie Susanne einen Blick über die Schulter zu, bevor sie sich wieder vorbeugte und etwas flüsterte, ein Flüstern, das Henrik schnell den Kopf drehen und ihrem Blick folgen ließ, bevor er mit den Schultern zuckte und auflachte.
    Susanne blieb reglos vor der Telefonzelle stehen und schaute ihnen nach. Ingalill hatte die Haare gewaschen, ihre weißblonden Locken leuchteten wie ein Heiligenschein um ihren Kopf. Und jetzt lachte sie. Jetzt lachte sie richtig laut und schrill.

Ein Klacken der Tür. Und dann war sie weg. Alle drei waren endlich weg.
    Björn ließ sich auf den Stuhl zurücksinken, richtete seinen Blick auf die grauen Küchenschränke und ließ die Stille sich ausbreiten. Kein Auto fuhr draußen auf der Straße vorbei. Kein Radio spielte im Hintergrund Musik. Niemand lachte. Es war einfach nur still.
    Wenn er die Augen schloss, konnte er sich für eine oder zwei Sekunden einbilden, dass alles anders war, dass er ein ganz normaler Schüler des letzten Jahrgangs war, mit kurz geschnittenen Haaren, der in einer ganz normalen Küche saß, ein alltäglicher Typ, der bald eine Treppe hochgehen und sich seine Cordhose anziehen würde, einer, der allein bei dem Gedanken an eine Hose mit Schottenkaro peinlich berührt lachen würde, ein höchst normaler Gymnasiast, der bald, in knapp einem Monat, eine weiße Mütze als Belohnung für drei Jahre emsiger Mühe ernten würde und dann weitergehen würde zur …
    Er öffnete die Augen und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. Nun ja, wohin wäre er gegangen, wenn er tatsächlich dieser kurzhaarige Junge gewesen wäre, der immer seine Hausaufgaben gemacht hatte? Das beantwortete er sich selbst mit einem Schulterzucken. Keine Ahnung. Nicht die leiseste. Und so war es ja immer gewesen. Er hatte nie gewusst, was er wollte. Nur gewusst, was er nicht wollte.
    Und in diesem Augenblick wusste er genau, was er nicht wollte. Er wollte nicht nach oben gehen und duschen. Er wollte sich nicht seine Pophose mit Schottenkaro anziehen. Er wollte nicht seine Tasche packen. Er wollte nicht vom Tourneebus der Typhoons abgeholt werden. Er wollte nicht, dass Eva und Susanne im Bus

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