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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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Hallgren?«
    Auf dem Asphalt vor der Telefonzelle lief eine Bachstelze spazieren, deren Schwanzfeder wippte. Elsie drückte sich den Hörer fester ans Ohr und richtete sich unschlüssig auf.
    »Ja. Natürlich bin ich das …«
    Die Frau von der Reederei brach in Gelächter aus.
    »Manchmal glaubt man ja wirklich, dass es einen Gott gibt.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, Entschuldigung. Ich wollte nicht … Es ist nur so, dass wir gerade über Sie gesprochen haben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, wir haben versucht, Ihre Telefonnummer herauszufinden.«
    »Ich habe noch kein Telefon.«
    »Aber das macht jetzt ja nichts mehr. Denn jetzt haben Sie angerufen. Gerade als wir Sie anrufen wollten. Die Funkerin auf der Anastasia ist nämlich krank geworden. Und sie will noch heute Abend abmustern. In Malmö. Können Sie ihren Posten übernehmen?«
    »Was? Ich weiß nicht …«
    Die Frau hörte gar nicht zu.
    »Warten Sie. Hier kommt Arne.«
    Einen Moment lang blieb es still. Elsie schloss die Augen. Gab es einen Gott? Vielleicht ja doch. Denn jetzt würde sie verschwinden können. Noch heute würde sie wegfahren können.
    »Elsie!«
    Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. Und den vertrauten Göteborgdialekt.
    »Arne«, sagte sie und sah, wie die Bachstelze draußen plötzlich anhielt, eine Sekunde lang reglos dastand, bevor sie die Flügel ausbreitete und aufflog.
    »Stimmt es, ihr braucht eine Funkerin?«

»Da sind sie!«
    Evas Stimme bebte leicht, schwankte zwischen dem üblichen Enthusiasmus und einer Art von Furcht. Susanne warf ihr einen schnellen Blick zu. Was war mit ihr los? Aber sie kommentierte das natürlich nicht, zeigte nur eine einigermaßen erwartungsvolle Miene und sah in Evas Blickrichtung. Björn sagte natürlich auch nichts, saß mit geschlossenen Augen da und stellte sich schlafend, schlief aber nicht, das wusste Susanne. Das war an seinem Atmen zu erkennen. Puff, puff, puff. Viel zu schnell. Als wäre er wütend, als glaubte er, er könnte jemanden umbringen, nur indem er die Augen aufschlug und ihn ansah. Wenn sie gewusst hätte, dass er so schlecht gelaunt sein würde, sie wäre niemals mit auf Tournee gekommen. Nie im Leben.
    Er war bereits abweisend und unfreundlich gewesen, als der rote Bandbus vor der Schule von Landskrona vorfuhr. Hatte sich geweigert, herauszukommen und all den Mädchen, die dort warteten, Autogramme zu geben. Allesamt ihre Schulfreundinnen, aber das war ihm natürlich gleichgültig gewesen! Er hatte nur durchs Fenster gestiert und dann eine Gardine vorgezogen, damit er nicht mehr zu sehen war. Hatte sie und Eva kaum begrüßt. Direkt feindlich dreingeschaut, als Eva sich näherte, war weder aufgestanden noch hatte er sie umarmt oder geküsst. Nur einsilbig geantwortet, als sie gefragt hatte, welchen Weg sie nehmen würden. Zuerst zum Flughafen Ängelholm. Weil der Rest der Band dort landete. Und ja, es war eilig. Verdammt eilig, wenn sie sich jetzt also endlich hinsetzen könnten …
    Selbst Hasse, der Roadie, der den Bus fuhr, merkte, wie mürrisch er klang, und versuchte das zu übertünchen, indem er ein paar ziemlich alberne Herrenwitze erzählte. Was Eva die Gelegenheit gab, sich weiter vorn im Bus hinzusetzen und ihn mit ihrem Lachen zu bezirzen. Was natürlich ausgezeichnet lief, und jetzt saß sie dort in der ersten Reihe und starrte kurzsichtig aus dem Fenster. Und da kamen sie auch wirklich. Bosse, Peo und Niclas bildeten ein Trüppchen, das sich lachend und johlend näherte. Tommy ein paar Schritte dahinter. Er lachte und johlte nicht, sah tatsächlich fast genauso sauer aus wie Björn, aber nur einen Moment lang. Dann wandte er sich plötzlich lächelnd nach rechts, streckte seinen Arm aus und klopfte einem Jungen neben sich auf den Rücken. Es war ein kleiner Typ, ziemlich mager, aber mit genau der passenden modischen Kleidung. Hemdkrause. Schwarze Seemannsjacke. Rot karierte Hose mit so weitem Schlag, dass sie bei jedem Schritt zur Seite wippte und den Blick auf ein Paar schwarze Schuhe mit viereckiger Schnalle freigab. Susanne hatte solche Schuhe im Bildjournal gesehen, ihr fiel aber nicht mehr ein, wie sie hießen. Man konnte sie nicht in Schweden kaufen. Nur in London.
    Hasse drückte auf einen Knopf, sodass die Tür aufglitt, stand dann auf und sprang fast hinaus. Er kannte diesen Jungen offenbar auch, denn er breitete die Arme aus, als wollte er ihn umarmen, senkte dann jedoch den linken und gab ihm eine Art Zwischending zwischen Umarmung und Schulterklopfen. Die

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