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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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der Küchentür auf, die Hände tief in den Taschen seines weinroten Morgenmantels vergraben, und blinzelte sie überrascht an.
    »Du hier?«
    Elsie rückte ihre Handtasche zurecht, die über ihrer Schulter hing, und versuchte zu lächeln.
    »Ja.«
    Einen Moment lang schwiegen beide, lange genug, dass Elsie die unausgesprochene Frage hören konnte. Was hast du hier zu suchen? Björn war derjenige, der sich zuerst besann, etwas funkelte in seinem Blick, aber er verbarg es schnell, zog den offenen Morgenmantel zu und knotete den Gürtel, versuchte sie dann einigermaßen höflich und wohlerzogen anzusehen. Als wäre sie eine Fremde.
    »Möchtest du einen Kaffee?«
    Elsie nickte, sagte aber nichts. Björn schob die Hände wieder in die Taschen seines Morgenmantels und ging zurück in die Küche. Elsie folgte ihm geräuschlos. Meine Schritte sind nicht zu hören, dachte sie. Ich hätte mir vielleicht ein Paar Schuhe mitbringen sollen, Schuhe mit festen Sohlen, anstatt hier so auf Strumpfsocken herumzuschleichen …
    Inez’ Küche war so ordentlich aufgeräumt wie immer, obwohl das Frühstücksgeschirr in der Spüle stand. Die Pelargonien prunkten in Reih und Glied auf der Fensterbank, eine Zinnschale mit roten Äpfeln stand auf einer frisch gebügelten Leinenserviette auf dem Küchentisch. Und hinten an der Pinnwand hing wie üblich Björns Tourneeprogramm neben Susannes Stundenplan und einer alten Ansichtskarte, die sie selbst einmal aus Jamaika geschickt hatte. Elsie räusperte sich leise.
    »Ich wollte mich nur verabschieden«, sagte sie.
    Björn drehte sich nicht um. Er war vollauf damit beschäftigt, Kaffeewasser in den Kessel laufen zu lassen.
    »Fährst du wieder zur See?«
    Seine Stimme klang wie immer, und dennoch irgendwie anders. Sie hatte etwas Neues an sich, aber sie kam nicht drauf, was es war. Sie zog einen Stuhl unterm Küchentisch hervor und setzte sich.
    »Nein. Noch nicht. Aber du gehst doch auf Tournee.«
    Er stellte den Kessel auf den Herd, hatte ihr immer noch den Rücken zugekehrt.
    »Ja, schon. Aber das sind ja nur drei Tage.«
    »Aber anschließend kommst du doch sicher nicht wieder her?«
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben in der nächsten Woche ein paar Auftritte in Stockholm. Und dann fangen wir an, für die nächste Platte zu proben. Willst du etwas essen?«
    »Nein, danke.«
    Wieder wurde es still. Elsie beugte sich vor und zupfte ein wenig an einem kleinen Riemen ihrer Tasche, er musste irgendwann feucht geworden sein, denn jetzt war er steif und bog sich nach außen. In dem Versuch, ihn wieder gerade zu bekommen, rollte sie ihn fest in die andere Richtung ein. Plötzlich schlug Björn mit so viel Kraft eine Schranktür zu, dass sie aufschaute, den Riemen immer noch fest zwischen Daumen und Zeigefinger gepresst.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Irgendwo draußen krächzte eine Krähe, aber ansonsten war es still. Björn antwortete nicht, obwohl er sie doch gehört haben musste. Er drehte ihr nur den Rücken zu und war mit dem Kaffee beschäftigt. Elsie wiederholte die Frage, aber dieses Mal in ängstlicherem Tonfall:
    »Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?«
    Er drehte sich um, und einen kurzen Moment sahen sie einander in die Augen. Björns Blick war dunkel und leuchtend, die Gesichtshaut glatt und elfenbeinweiß, und sein glänzendes Haar berührte den Bademantelkragen. Wie hübsch er ist, dachte Elsie schnell. War Jörgen auch so hübsch? Eilig blinzelte sie diesen Gedanken fort.
    »Danke«, sagte er. »Alles ist ganz hervorragend.«
    Der neue Ton in seiner Stimme war jetzt ausgeprägter. Er kehrte ihr wieder den Rücken zu und holte eine Kaffeetasse, stellte sie dann mit einer so energischen Geste vor sie hin, dass die Tasse auf der Untertasse klirrte. Sie saß reglos da und wartete, dass er auch für sich eine Tasse holen würde, doch das tat er nicht, griff nur nach der Kaffeekanne und schenkte ihr ein, während er fragte:
    »Milch?«
    Sie schüttelte den Kopf. Björn stand einen Moment lang reglos an ihrer Seite, die Kaffeekanne in der Hand, drehte sich dann um und stellte sie auf den Herd zurück. Er lehnte sich gegen die Spüle und verschränkte die Arme vor der Brust. Sah sie eine Weile mit schmalen Augen an, bevor er plötzlich das Kinn hob und fragte:
    »Wolltest du irgendetwas?«
    Jetzt erkannte sie, was das Neue in seiner Stimme war. Kälte. Distanz. Misstrauen. Elsie wich seinem Blick aus. Ihre Stimme klang fast weinerlich, als sie sie endlich unter Kontrolle bekam:
    »Willst

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