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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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schwarzen Augen, eine Eva, die alles sah, hörte und registrierte.
    »Ach«, sagte Robban. »Ist doch scheißegal. Jetzt gibt’s hier Party!«
    Und Sekunden später gab es wirklich eine Party. Robban ging nach vorn und gab Eva einen Handkuss, sie lachte, entzündete das Licht in ihrem Blick und ließ es zu, er ließ sich in dem Moment neben ihr auf den Sitz sinken, als Hasse startete und der Bus auf die Landstraße rollte. Tommy setzte sich auf den Sitz hinter ihr und stellte seinen tragbaren Plattenspieler an. Eva drehte sich augenblicklich halb um und ließ ihren Blick zwischen den beiden wandern, zuerst Robban, dann Tommy, dann wieder Robban. Mick Jaggers Stimme dröhnte. »I can’t get no …« Niclas und Bosse ließen sich auf der anderen Seite des Mittelgangs nieder und sangen mit, während sich Peo auf den Sitz neben Susanne plumpsen ließ und sie anlächelte, er lächelte so warm und intensiv, dass ihre Muskeln weich wurden und sie sein Lächeln einfach erwidern musste. Sie vergaß Björn und dachte erst wieder an ihn, als sie mehr als zehn Kilometer gefahren waren, da drehte sie sich mitten in einem Lachen um und sah, dass er noch genau wie vorher dasaß, mit geschlossenen Augen, die Arme vor der Brust verschränkt. Er machte nicht mit bei der Party.
    Aber sie. Susanne machte tatsächlich auf der Party der Typhoons mit. Und zwar zusammen mit Peo.

»Stillgestanden!«
    Robbans Stimme durchschnitt die Luft. Es wurde gekichert, gelacht und gegackert, aber Björn dachte gar nicht daran, die Augen zu öffnen und zu sehen, was da passierte, er wollte mit geschlossenen Augen sitzen bleiben, bis die anderen den Bus verlassen hatten.
    »Ganze Abteilung: Vorwärts, marsch!«
    Eva lachte am lautesten von allen. War natürlich am fröhlichsten. Und hilfsbedürftigsten.
    »O mein Gott, Hilfe!«
    Er konnte nichts dafür. Die Augen öffneten sich von allein. Er sah, wie Eva das Gleichgewicht verlor und schwankte, wie sie gegen Tommy fiel, der direkt hinter ihr stand, sah, wie sie nach seinem Arm griff und gleichzeitig Björn einen Blick zuwarf, einen eiskalten Blick, der klar besagte, dass sie sich von ihm so im Stich gelassen fühlte, dass sie das Recht zu haben meinte, wen auch immer zu verführen, und ganz besonders und allen voran seinen ärgsten Feind. Und Tommy schien nichts dagegen zu haben, ganz im Gegenteil, er streifte Evas Hand nur ab, um beide Arme um sie zu legen und sie fest an sich zu drücken. Ihr Rücken gegen seinen Bauch. Ihr Po gegen seinen Schritt. Kurz darauf wippte er mit dem Unterleib, rieb ihn fest gegen ihren Po und drehte sich dabei um, warf auch Björn einen Blick zu, aber nur ganz kurz, und lächelte dann Peo und Susanne zu, die hinter ihm standen.
    »Alles in Ordnung?«
    Susanne nickte, lächelte aber nicht. Peo legte ihr eine Hand auf die Schulter, nahm sie aber gleich wieder herunter.
    »Ruhe im Glied!«, rief Robban von der Tür her.
    Eva kicherte.
    »Im Gleichschritt, meine Herren!«, rief Robban. »Im Gleichschritt, marsch!«
    Björn schloss die Augen wieder.
    Die Tür musste offen stehen. Und draußen musste sich wohl eine Raststätte mit Tankstelle befinden. Oder eine Tankstelle mit Würstchenbude. Der schwere Duft von Pommes frites mischte sich mit den Benzinschwaden. Er hatte diesen Geruch schon immer gemocht, fand, es roch ein wenig wie der Traum von seinem Leben, wenn auch nicht wie das Leben, das er tatsächlich lebte. Aber er hatte absolut keinen Hunger. Wollte nichts essen. Wollte nichts trinken. Wollte nicht einmal die Augen öffnen.
    Aber er musste es. Trotz allem. Um nicht vollkommen vom Dunkel geschluckt zu werden.
    Er schaute sich um. Alles sah aus wie immer. Ein einziges Durcheinander. Überfüllte Aschenbecher. Eine Lederjacke auf dem Boden. Eine halb offene Tasche auf dem Tisch ganz hinten, diesem Tisch, den Karl-Erik unbedingt in den Bus eingebaut haben wollte, an dem aber nie jemand saß. Zeitungen und Coca-Cola-Flaschen, Pullover und leere Chipstüten überall auf den roten Sitzen verstreut. Plus Tommys tragbarer Plattenspieler natürlich. Eine kaputte Papiertüte mit signierten Plakaten auf der Gepäckablage. Sie war umgekippt, und die Plakate hatten Eselsohren gekriegt, fast alle waren an den Rändern eingerissen. Eine leere Flasche Whisky lag dahinter.
    Björn blieb eine Zeit lang reglos sitzen, dann stand er langsam auf und reckte sich. Draußen auf dem halb leeren Parkplatz lief die ganze Band immer noch in kunstvollen Kreisen und Kringeln herum. Robban führte

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