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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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musste. Sieben Kronen im Münzfach. Ein Zehner und ein Fünfer im Geheimfach, Geld, das sie gespart hatte, um einen Grundstock für ein schwarz-weißes Kleid mit Op-Art-Muster zu haben. Wozu auch immer sie das brauchte. Plus eine Bahnfahrkarte, ein kleines Stückchen festen Kartons, das sie von Norrköping nach Landskrona bringen sollte. Vielleicht konnte sie damit auch von Nässjö aus fahren. Das Problem war nur, dass sie nicht wusste, wie man von hier zu Fuß zum Bahnhof kam. Sie hatte keine Ahnung. Und genauso wenig wusste sie, ob überhaupt noch Züge in den Süden fuhren. Schließlich war Walpurgisnacht, vielleicht verkehrten da gar keine Züge …
    Sie drehte sich um und schaute zum Bus. Hasse war aufgetaucht und hatte den Gepäckraum an der Seite geöffnet, war dabei, einen großen Verstärker auf einen Rollwagen zu hieven. Ein erwachsener Mann half ihm. Susanne wusste nicht, wer das war. Keiner von ihnen schaute in ihre Richtung. Sie arbeiteten beide konzentriert, schleppten und hievten. Der Regen hatte zugelegt, und Hasses Jacke war bereits nass auf dem Rücken.
    Susanne seufzte, rückte ihre Kapuze zurecht und ging zur Freilichtbühne. Sie ballte die Fäuste in der Tasche, als sie den Fuß auf die erste Stufe setzte, ging äußerst langsam die fünf Stufen hinauf zu der Tür, die zu dem Raum hinter der Bühne führte.
    Es gab nur einen Umkleideraum, und in ihm saßen sie alle zusammen. Björn vor dem Spiegel, mit dem gleichen ausweichenden Blick, den er schon den ganzen Tag aufgesetzt hatte. Eva auf einem Stuhl neben ihm, ihm halb den Rücken zukehrend, ihr Lächeln auf Tommy gerichtet. Der saß auf dem an der Wand festgeschraubten Tisch, der die ganze Stirnseite entlanglief, und ließ seine rote Gitarre auf dem Schoß ruhen, während er rauchte. Niclas stand hinter Björns Rücken und betrachtete sich im Spiegel, hob vorsichtig seine Mähne und schüttelte dann den Kopf, um zu sehen, wie das Haar fiel. Bosse hatte sich auf einem Holzstuhl zurückgelehnt und nahm noch einen Schluck Bier. Peo strich mit der Hand über seine Drumsticks und ließ den Blick zur Tür schweifen. Und dort, genau neben Susanne, stand Robban, an die Wand gelehnt, während er den Verschluss von seiner kleinen Flasche abschraubte.
    »Na so was«, sagte er. »Hier kommt die Schwester, die gar keine Schwester ist. Oder wie das noch mal war.«
    Susanne versuchte zu lächeln, aber das ging nicht so gut. Die Mundwinkel zitterten, und einen Moment lang schauten sie alle an, sahen und begriffen, dass sie mit den Tränen kämpfte. Björn schaute verwundert drein, Bosse und Niclas beugten sich ein wenig vor, als wollten sie besser sehen, Peo sperrte überrascht den Mund auf, Robban zog die Augenbrauen hoch, und Tommy warf Eva einen Blick zu und zügelte ein Grinsen. Und Eva selbst hob langsam den Kopf und warf Susanne einen äußerst kühlen Blick zu, einen Blick, der sie zur Salzsäule erstarren ließ. Untersteh dich , sagte er mehr als deutlich. Untersteh dich!
    Der Leiter des Freizeitparks war ihre Rettung. Er legte ihr plötzlich eine Hand auf die Schulter, und instinktiv trat sie einen Schritt zurück, machte sich hinter seinem Rücken unsichtbar. Er stellte sich auf die Türschwelle und räusperte sich, als wollte er eine Rede halten, um dann in breitem småländischem Dialekt zu verkünden:
    »Also, Jungs, wenn ihr pinkeln müsst, dann macht das jetzt, und beeilt euch. Denn hier haben wir nämlich keine Toiletten, die liegen in dem Haus unten am Hang. Und in zehn Minuten öffnen wir die Tore, wenn ihr also nicht niedergetrampelt werden wollt, dann beeilt euch jetzt.«
    Er wippte ein wenig auf der Schwelle, steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute sich um. Björn war bereits aufgestanden, Tommy legte ganz vorsichtig seine Gitarre auf den festgeschraubten Tisch. Der Veranstaltungsleiter nickte ihnen zu und schloss:
    »So viel dazu.«

Endlich zu Hause.
    Elsie lehnte sich leicht an die Rückenlehne ihres Stuhls, schaute sich in der Funkkabine um und legte die Hände auf den Schreibtisch. Ließ sie einfach dort liegen, weiß und entspannt, während sie aus dem Fenster schaute. Graue Dämmerung. Graues Meer. Grauer Himmel. Und Dänemark ein Stück entfernt, ein schwarzes Dänemark, das bereits seine Lichter angezündet hatte.
    Begrüßte man den Frühling auch in Dänemark? Vielleicht. Sie wusste es nicht, und eigentlich interessierte es sie auch nicht. Sie wollte nur hier sitzen und noch eine Weile aufs Meer hinausschauen. Sich

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