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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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neben sie legte, öffnete ihre Lippen nur ein wenig, als seine Zunge ihre suchte, aber als er pflichtschuldigst nach ihrer Brust griff, entwand sie sich ihm, zog seine Hand weg, schmiegte sich dann aber wieder dicht an ihn und ließ sich immer und immer wieder küssen. Schließlich blieb sie auf dem Rücken liegen und schaute zum Gebälk hoch. Seufzte leise.
    »Das glaubt mir keiner«, sagte sie dann. »Ich wünschte, ich hätte einen Fotoapparat dabei.«
    Sie zog sich hoch, stützte sich auf die Ellbogen, schaute zuerst auf ihre Uhr, dann auf ihn.
    »Morgen bringe ich einen Fotoapparat mit.«
    Dann stand sie auf und zupfte ihre Jacke zurecht. Ging zur Tür. Drehte sich um und hob die Hand zum Gruß. Öffnete die Tür und huschte hinaus. Zog sie hinter sich zu und war weg. Und er blieb allein zurück.
    Die Kerze flackerte noch ein paarmal, schwarze Schatten huschten über die Wände, dann erlosch sie. Björn blieb einige Minuten lang reglos liegen, starrte ins Dunkel, spürte, wie sich jeder einzelne Muskel in seinem Körper anspannte. Der Regen tickte auf das Dach. Der Wind atmete draußen. Irgendwo in weiter Ferne bellte ein Hund.
    Ein Hund?
    Jagte die Polizei ihn mit Hunden? Er setzte sich auf und lauschte erneut. Nichts. Doch, Hundegebell. Weit entfernt war tatsächlich Hundegebell zu hören.
    War Robban gestorben? Einen Atemzug lang huschte ein Bild vorbei, das Bild von Robbans blutigem Gesicht, und Björn schloss schnell die Augen, zog sich in sein eigenes Dunkel zurück. Das konnte nicht wahr sein. Aber …
    All das Blut, sagte die Stimme in seinem Kopf.
    Björn erwiderte nichts. Öffnete nur die Augen und schaute in das andere Dunkel. Das äußere.
    Mörder, sagte die Stimme.
    Björn tastete nach der Streichholzschachtel, ließ seine Finger über die trockene Erde gleiten, strich mit der Handfläche über einen Stein. Einen kalten Stein.
    Ein Fehltritt und ein Mörder. Genau das bist du.
    Endlich. Er zog die Streichhölzer heran, fummelte ein wenig, bekam aber schließlich doch eines angezündet. Die Kerze war bis auf den Docht heruntergebrannt, und er hörte sich selbst laut seufzen. Das Streichholz erlosch. Er zwinkerte ein paarmal mit den Augenlidern. Es hatte keinen Sinn. Die Dunkelheit um ihn herum war noch tiefer geworden.
    »Mörder«, hörte er sich selbst sagen. »Fehltritt.«
    Er ballte die Fäuste und öffnete sie gleich wieder. Stand auf. Blieb einen Moment lang schwankend stehen, bevor ihm einfiel, dass er ja noch mehr Streichhölzer hatte. Strich ein weiteres an, schaute sich um und ging zur Tür.
    Er sah sich gezwungen abzuhauen. Zu verschwinden.
    Die Tür knarrte beim Öffnen. Er schaute zum Himmel auf. Genau über ihm funkelte ein einsamer Stern. Er holte tief Luft, überschritt die Schwelle und ging hinaus in die Dunkelheit.

Es hatte aufgehört zu regnen. Susanne stand vor dem Polizeirevier in Nässjö und schaute zum Himmel auf. Ein Stern. Zumindest sah sie einen Stern. Und das war wohl das einzig Gute, was man von diesem Abend sagen konnte.
    Eva stand schluchzend hinter ihr. Lehnte wahrscheinlich ihren blonden Kopf an Tommys Brust und tastete nach seiner Hand. Posierte.
    »Nur noch ein Foto«, sagte der Pressefotograf. Es war ein junger Typ, fast im gleichen Alter wie die Jungs aus der Band. Neben ihm stand die Journalistin, ein ebenso junges Mädchen mit kurzem Rock und zerzaustem Haar, und sah etwas verwirrt aus. Susanne trat ein paar Schritte zur Seite, drehte sich dann halb um, sodass sie Tommy und Eva sehen konnte, achtete aber genau darauf, selbst nicht mit aufs Bild zu kommen. Nicht, dass das etwas ausgemacht hätte, denn weder der Fotograf noch die Journalistin schauten in ihre Richtung. Sie wussten gar nicht, wer sie war.
    Es wurde nicht noch ein Foto. Es wurden vier.
    »Was hat die Polizei gesagt?«, fragte die Reporterin.
    Tommy zuckte mit den Schultern.
    »Dass sie nach ihm suchen natürlich. Und ihn einlochen, wenn sie ihn finden. Diesen verdammten Idioten!«
    Eva schluchzte auf. Sie zog den Rotz nicht hoch. Schluchzte nur. Ihre Stimme klang zerbrechlich, als sie erklärte:
    »Es war meine Schuld. Er war so unglücklich …«
    Die Reporterin hob ihren Block, witterte eine Neuigkeit:
    »Dann bist du seine Freundin? Björn Hallgrens Freundin?«
    Eva drückte sich noch fester an Tommy, flüsterte fast:
    »Ja. Aber ich habe heute Schluss gemacht. Weil ich jemanden kennengelernt …«
    Die Journalistin trat einen Schritt vor:
    »Erzähl!«
    Der Fotograf hob wieder die Kamera.

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