Eisberg
Sie Hunnewell und mich eigentlich über den ganzen Nordatlantik gehetzt, nur um einen Eisberg aufzuspüren, von dem Sie sämtliche Erkennungsmerkmale entfernt hatten? Warum haben Sie Hunnewell damit geködert, die
Lax
zu finden, und diese dann wohlüberlegt zu verstecken versucht?«
Kippmann sah Pitt gleichmütig an. »Ihretwegen, Major, haben sich meine Leute fast den Hintern abgefroren, als sie, bei eisigen Temperaturen, die Farbmarkierung der Coast Guard von dem Eisberg abkratzen mußten. Und warum? Weil Sie unserem Terminplan zwei Tage voraus waren.«
»Sie waren gerade dabei, die
Lax
Zentimeter für Zentimeter zu untersuchen, als Hunnewell und ich auf der Bildfläche erschienen. So war es doch?«
»Ganz genau«, erwiderte Kippmann. »Niemand hatte damit gerechnet, daß Sie, noch bevor der schlimmste Sturm der ganzen Jahreszeit abgeklungen war, mit einem Hubschrauber über den Atlantik fliegen würden.«
»Dann waren Ihre Männer also da …« Pitt brach ab, sah Kippmann prüfend an und fuhr dann leise fort: »Ihre Agenten hielten sich also die ganze Zeit über, während Hunnewell und ich in der
Lax
herumkrochen, auf dem Berg versteckt?«
Kippmann zuckte die Achseln. »Sie gaben uns ja keine Gelegenheit, sie dort abzuziehen.«
Pitt erhob sich halb von seinem Sofa. »Sie wollen damit also sagen, daß Ihre Leute einfach dabeistanden und nichts taten, als Hunnewell und ich beinahe ins Meer rutschten? Daß sie uns mit keinem Seil und keiner ermunternden Silbe zu Hilfe kamen?«
»In unserem Beruf dürfen wir keine Skrupel kennen.« Kippmann lächelte müde. »Wir tun so etwas nicht gern, aber uns bleibt nichts anderes übrig. Das gehört nun einmal zu dem Spiel, das wir spielen.«
»Sie spielen ein Spiel?« fragte Pitt. »Ein schmutziges Intrigenspiel? Sie machen sich einen Sport daraus, den Leuten klarzumachen, eine Krähe hackt der anderen doch ein Auge aus? Ein ekelhaftes, widerliches Geschäft!«
»Es ist ein Teufelskreis, mein Freund«, entgegnete Kippmann hart. »Wir haben nicht damit angefangen. Amerika ist stets für die Sache des Guten eingetreten. Aber Sie können kein Saubermann bleiben, wenn der Gegner mit allen faulen Tricks arbeitet, die es nur gibt.«
»Zugegeben, wir sind ein Volk von Idioten, die glauben, daß das Gute immer über das Böse siegt. Aber wohin kommen wir damit? Nach Disneyland?«
»Ich werde darauf noch zu gegebener Zeit kommen«, antwortete Kippmann kühl. »Zurück zu unserem eigentlichen Problem. Nach dem, was Sie und die anderen im Krankenhaus erzählt haben, wird Eremit Ltd. in etwa neun Stunden und fünfundvierzig Minuten aktiv werden. Der erste Schritt wird sein, den Regierungschef desjenigen lateinamerikanischen Landes zu ermorden, das man in seine Gewalt bringen will. So ist es doch richtig?«
»Das hat Kelly gesagt.« Pitt nickte bestätigend. »Mit Bolivien soll der Anfang gemacht werden.«
»Sie sollten nicht alles glauben, was Sie hören, Major. Kelly hat Bolivien nur als Beispiel genannt. Mit Bolivien würden er und seine Gruppe sich ohne Zweifel übernehmen. Und Kelly ist viel zu sehr Geschäftsmann, um sich in ein Abenteuer zu stürzen, bei dem er nicht zu neunzig Prozent sicher ist, daß es glückt.«
»Ein halbes Dutzend Länder kämen dafür in Frage«, meinte Sandecker. »Wie, zum Teufel, wollen Sie herausfinden, welches gemeint ist?«
»Wir haben ebenfalls Computer«, antwortete Kippmann. In seiner Stimme lag ein zufriedener Unterton. »Laut unserer Datenverarbeitung kommen nur vier Länder ernsthaft in Frage. Major Pitt war so freundlich, die Auswahl auf zwei Länder zu beschränken.«
»Ich komme nicht mehr mit«, erklärte Pitt. »Wie konnte ich …«
»Die Modelle, die Sie aus dem Meer gefischt haben«, schnitt ihm Kippmann rasch das Wort ab. »Eines ist die genaue Nachbildung des Regierungsgebäudes der Dominikanischen Republik. Das andere stellt den Regierungssitz von Französisch-Guayana dar.«
»Damit stehen die Chancen bestenfalls fünfzig zu fünfzig«, warf Sandecker ein.
»Nicht ganz«, entgegnete Kippmann. »Die NIA ist der Meinung, daß Kelly und seine Leute auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen versuchen.«
»Beide Länder auf einmal?« Sandecker sah Kippmann fragend an. »Das können Sie doch nicht im Ernst annehmen?«
»Wir sind ernsthaft dieser Meinung.«
»Wie kann Kelly denn mit einem Erfolg rechnen, wenn er einen Zweifrontenkrieg führt?« fragte Pitt.
»Die Dominikanische Republik und Französisch-Guayana
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