Eisberg
Arbeit.«
Kippmann lächelte verstohlen. »Eigentlich nicht. Von einer beachtenswerten Leistung hätte man sprechen können, wenn die Flugzeuge über den ganzen Erdball verstreut gewesen waren. Aber die Sache verhält sich so, daß sie alle schön nebeneinander aufgereiht nur zwölf Kilometer von hier am Orange County Airport stehen.«
»Dann muß Kellys Hauptquartier ja ganz in der Nähe sein.«
»In den Bergen hinter Laguna Beach, ein zwanzig Hektar großes Anwesen«, erklärte Kippmann und deutete nach Südwesten. »Eremit Ltd. hat übrigens mehr als dreihundert Beschäftigte auf seiner Lohnliste stehen, die glauben, sie arbeiten an einer wichtigen politischen Analyse für ihre eigene Regierung.«
»Wohin fahren wir jetzt?«
Kippmann winkte Pitt in den Wagen. »Nach Disneyland«, sagte er dabei ernst, »um einen Doppelmord zu verhindern.«
Sie benutzten den Santa Ana Freeway und schlängelten sich durch den lebhaften Morgenverkehr in Richtung Norden. Als sie die Ausfahrt nach Newport Beach passierten, mußte Pitt an die schöne Rothaarige denken, die er erst vor einigen Tagen am Strand kennengelernt hatte. Ob sie wohl noch immer im Newport Inn auf ihn wartete?
Kippmann holte zwei Fotos hervor und zeigte sie Pitt. »Das sind die Männer, die wir retten möchten.«
Pitt tippte auf das erste Foto. »Das ist Pablo Castile, der Präsident der Dominikanischen Republik.«
Kippmann nickte. »Ein hervorragender Wirtschaftsfachmann und einer der führenden Köpfe der lateinamerikanischen Konservativen. Seit seiner Ernennung zum Präsidenten führt er ein ehrgeiziges Reformprogramm durch. Zum erstenmal ist die Bevölkerung seines Landes von Zuversicht und Optimismus erfüllt. Unser Außenministerium sähe es gar nicht gern, wenn Kelly gerade in dem Augenblick eingriffe, in dem begründete Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung der Dominikanischen Republik besteht.«
Pitt deutete auf das zweite Foto: »Den kenne ich nicht.«
»Juan de Croix«, erwiderte Kippmann. »Ein sehr erfolgreicher Arzt ostindischer Abstammung. Der Leiter der People's Progressive Party – er hat vor sechs Monaten die Wahlen gewonnen und ist jetzt Präsident von Französisch-Guayana.«
»Wenn ich richtig unterrichtet bin, hat er einige Schwierigkeiten?«
»Richtig, er hat Probleme«, stimmte ihm Kippmann zu. »Französisch-Guayana ist weniger wohlhabend als Britisch- oder Holländisch-Guayana. Vor fünf Jahren entstand eine Unabhängigkeitsbewegung. Doch erst als eine Revolution drohte, gaben die Franzosen dem Land eine neue Verfassung und gestatteten die Abhaltung allgemeiner Wahlen. De Croix gewann natürlich haushoch und proklamierte sofort die Unabhängigkeit. Aber er hat es nicht leicht. In seinem Land grassieren alle Arten von Tropenkrankheiten, und es herrscht chronische Hungersnot. Ich beneide ihn nicht um sein Amt; niemand tut das.«
»De Croix' Regierung steht auf wackeligen Beinen«, meinte Pitt nachdenklich. »Doch was ist mit Castiles Kabinett? Sind seine Minister nicht stark genug, um seinen Tod politisch zu überleben?«
»Das Volk würde sie wahrscheinlich unterstützen. Doch auf die dominikanische Armee ist wenig Verlaß. Kelly hat offensichtlich die Generäle gekauft; es gäbe zweifellos einen Militärputsch.«
»Wie kommt es, daß sich beide Männer zur gleichen Zeit am selben Ort aufhalten?«
»Wenn Sie Zeitungen läsen, wüßten Sie, daß in San Francisco gerade ein Treffen der Regierungen der westlichen Hemisphäre zu Ende gegangen ist, zum Thema: Allianz für wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Fortschritt. De Croix, Castile und einige andere lateinamerikanische Regierungschefs machen auf ihrem Heimweg noch einen kleinen Abstecher zu touristischen Sehenswürdigkeiten. Ganz einfach.«
»Warum haben Sie sie nicht daran gehindert, den Park zu betreten?«
»Ich habe es versucht. Doch bevor unser Geheimdienst eingreifen konnte, war es schon zu spät. De Croix und Castile befinden sich seit zwei Stunden im Park, und beide weigern sich, ihn zu verlassen. Wir können nur hoffen, daß sich Rondheims Killer an ihren Zeitplan halten.«
»Sie kalkulieren ein bißchen sehr knapp, scheint mir«, meinte Pitt nachdenklich.
Kippmann zuckte gleichgültig die Achseln. »Manche Dinge hat man im Griff, und bei anderen kann man nur zusehen und beten.«
Der Wagen bog von der Autobahn in den Harbour Boulevard ein und hielt kurz darauf vor der Einfahrt für die Angestellten von Disneyland. Während der Fahrer seinen
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