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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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klar wie das Wasser.«
    »Er sprach von Gott«, murmelte Pitt.
    »Er hatte Glück. Aber ich spüre, daß ich ebenfalls Glück haben werde, wenn für mich einmal die Zeit gekommen ist, auf dem Friedhof zu ruhen, der nur hundert Schritt von meinem Geburtsort entfernt ist, unter so vielen Menschen, die ich geliebt und um die ich mich gesorgt habe.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihre Neigung teilen, mein Leben lang an ein- und demselben Ort zu bleiben, Doktor. Aber vor Urzeiten habe ich einen Zigeuner als Vorfahren gehabt. Ich habe seinen Wandertrieb geerbt. Drei Jahre sind die längste Zeit, die ich je an einem Ort verbracht habe.«
    »Es wäre eine interessante Frage, wer von uns beiden glücklicher ist.«
    Pitt zuckte die Achseln. »Wer kann das sagen? Jeder von uns folgt dem Schlag eines anderen Trommlers.«
    »In Island«, erklärte Jonsson, »folgt man dem Köder des Fischers.«
    »Sie haben Ihre wahre Bestimmung verfehlt, Doktor. Sie hätten Dichter werden sollen.«
    »Ah, ich bin Dichter!« lachte Jonsson. »Jedes Dorf besitzt mindestens vier oder fünf. Sie werden weit und breit suchen müssen, ehe Sie ein Land finden, in dem die Literatur in höherem Ansehen steht als bei uns in Island. Über 500.000 Bücher werden Jahr für Jahr an 200.000 Leute verkauft – das ist unsere Gesamtbevölkerung.«
    Er brach ab, als sich die Tür öffnete und zwei Männer eintraten. Sie standen ruhig, eindrucksvoll und sehr offiziell in ihren Polizeiuniformen da. Einer nickte dem Doktor grüßend zu, und plötzlich durchschaute Pitt den Auftritt. »Sie hätten mir nicht zu verschweigen brauchen, Dr. Jonsson, daß Sie die Polizei gerufen haben. Ich habe vor niemandem etwas zu verbergen.«
    »Ich wollte Sie nicht kränken. Aber Dr. Hunnewells Arm war ganz offensichtlich von Gewehrkugeln zerschmettert worden. Ich habe genug verwundete Jäger behandelt, um so etwas auf den ersten Blick zu sehen. Das Gesetz ist unerbittlich, wie in Ihrem Land wohl auch. Ich muß alle Schußwunden melden.«
    Pitt gefiel das nicht besonders, aber er hatte keine Wahl. Die beiden muskulösen Polizisten, die vor ihm standen, würden ihm kaum die Geschichte von einem geheimnisvollen schwarzen Düsenjäger abkaufen, der die
Ulysses
angegriffen und mit Kugeln durchsiebt hatte, bevor er mitten in der Luft gerammt worden war. Die Verbindung zwischen dem Wrack im Eisberg und dem Düsenjäger lag freilich auf der Hand. Pitt war aber inzwischen sicher, daß das, was als eine einfache Suchaktion nach einem vermißten Schiff begonnen hatte, sich als eine unfreiwillige Einmischung in eine komplizierte, weltweite Verschwörung entpuppen würde.
    Er war müde – müde vom Lügen und krank von dem ganzen gottverdammten Kram. Nur ein Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest: Hunnewell war tot, und irgend jemand mußte dafür bezahlen.
    »Waren Sie der Pilot des abgestürzten Hubschraubers, Sir?« fragte einer der Polizisten. Er sprach mit einem unüberhörbaren englischen Akzent und bemühte sich sichtlich um Höflichkeit; aber das »Sir« klang gezwungen.
    »Ja«, war alles, was Pitt herausbrachte.
    Der Polizist schien überrascht über Pitts knappe Antwort. Er war blond, hatte schmutzige Fingernägel und trug eine Uniform, aus der seine Handgelenke und seine Knöchel hervorschauten. »Ihr Name und der Name des Verstorbenen?«
    »Pitt, Major Dirk Pitt, von der Air Force der Vereinigten Staaten. Der Mann im Sarg war Dr. William Hunnewell von der National Underwater and Marine Agency.« Pitt fand es seltsam, daß keiner der beiden Polizisten einen Versuch machte, seine Aussagen zu notieren.
    »Ihr Ziel? Zweifellos das Fluggelände von Keflavik?«
    »Nein, der Hubschrauberlandeplatz in Reykjavik.« In den Augen des blonden Polizisten blitzte Überraschung auf. Er hatte sich sofort wieder in der Gewalt, doch Pitt war es nicht entgangen. Der Fragesteller wandte sich seinem Kollegen zu, einem dunklen, stämmigen Typ mit Brille, und sagte etwas auf isländisch. Er sah zu dem Landrover hinaus, sein Blick wurde finster, dann wandte er sich wieder Pitt zu.
    »Können Sie mir Ihren Startplatz nennen, Sir?«
    »Grönland. Leider kann ich Ihnen im Augenblick nicht den Namen der Stadt angeben. Er hat zwanzig Buchstaben und ist für einen Amerikaner unmöglich auszusprechen. Dr. Hunnewell und ich befanden uns auf einem Erkundungsflug für unsere Regierung. Wir sollten Eisberge im Ostgrönlandstrom kartographisch registrieren. Wir hatten vor, die Straße von Dänemark zu überqueren,

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