Eisberg
an.«
»Wir haben sie in die Kombüse gebracht«, erklärte Sandecker. »Dort können Sie sich auch gleich umziehen und eine Tasse heißen Kaffee trinken.«
Tidi hatte inzwischen wieder ihre eigene Bluse und ihre Hose angezogen. Sie kehrte Pitt den Rücken zu, als er den Taucheranzug abstreifte und in seine geckenhaft bunten Kleider stieg.
Er lächelte, während sie sich mit dem Herd beschäftigte. »Haben Sie sie für mich warmgehalten?« fragte er.
»Ihre Schwulenklamotten?« Sie drehte sich um und funkelte ihn an. Eine leichte Röte flog über ihr Gesicht. »Ich war so dumm! Ich hätte daran denken sollen, daß Sie mindestens fünfzehn Zentimeter größer und sechzig Pfund schwerer sind als ich. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes in dem Zeug geschwommen. Mir war, als ob ich ein Zelt anhätte. Der kalte Wind pfiff mir wie ein Hurrikan zu den Hosenbeinen hinein und beim Kragen und bei den Ärmeln wieder heraus.«
»Ich hoffe aufrichtig, daß Sie sich keinen Schaden geholt haben.«
Sandecker mischte sich ein. Er stellte die Kisten auf den Tisch und nahm die Deckel ab. »Da sind sie. Mitsamt Möbeln und Vorhängen.«
Pitt musterte die erste Kiste und sagte: »Nichts deutet darauf hin, daß das Wasser ihnen geschadet hat.«
»Sie sind wasserdicht«, erklärte Sandecker. »Jede Kiste war so sorgfältig verpackt, daß selbst der Absturz sie völlig unbeschädigt gelassen hat.«
Die Modelle waren wirklich Meisterwerke. Der Admiral hatte völlig recht. Sie waren bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Jeder Ziegel, jede Fensterscheibe hatte genau die richtige Größe und saß am richtigen Platz. Pitt hob das Dach ab. Er hatte schon früher im Museum Modellbauten gesehen, aber noch nie welche, die mit solcher Sorgfalt angefertigt worden waren. Nichts war übersehen worden. Sogar die Gemälde an der Wand stimmten in Farbe und Ton. Die Möbel zeigten eine winzige Maserung. Bei den Telephonen auf den Tischen konnte man die Hörer abnehmen. Doch die Krönung des Ganzen waren die Badezimmer. Man konnte sogar das Toilettenpapier abreißen. Das erste Miniaturhaus besaß vier Stockwerke und ein Kellergeschoß. Pitt hob vorsichtig eine Etage nach der anderen ab, studierte die Innenräume und setzte sie dann ebenso vorsichtig wieder aufeinander. Dann untersuchte er das zweite Modell. »Ich kenne dieses Haus«, bemerkte er leise. Sandecker sah auf: »Sind Sie sicher?«
»Völlig. Es ist rosa. Ein Bauwerk aus rosa Marmor vergißt man nie. Es ist etwa sechs Jahre her, daß ich dieses Haus betreten habe. Mein Vater war im Auftrag der Regierung als Wirtschaftsgutachter unterwegs und konferierte mit den Finanzministern der lateinamerikanischen Staaten. Ich hatte dreißig Tage Urlaub genommen und begleitete ihn als Assistent und Pilot. Ich erinnere mich genau, und besonders die schwarzäugige kleine Sekretärin habe ich nicht vergessen.«
»Verschonen Sie uns mit Ihren erotischen Abenteuern«, fiel ihm Sandecker ungeduldig ins Wort. »Wo liegt das Haus?«
»In El Salvador. Dieses Modell ist eine vollkommene Nachbildung des Regierungspalastes der Dominikanischen Republik.« Er deutete auf das andere Modell. »Und nach dem Grundriß zu urteilen, stellt das da das Regierungsgebäude eines anderen mittel- oder südamerikanischen Landes dar.«
»Großartig«, bemerkte Sandecker ohne sonderliche Begeisterung. »Wir haben es mit einem Mann zu tun, der Regierungsgebäude en miniature sammelt.«
»Das bringt uns nicht viel weiter.« Pitt nippte an seiner Tasse Kaffee, die ihm Tidi gereicht hatte. »Was wir wissen, ist, daß der schwarze Düsenjäger in zwei Missionen unterwegs war.«
Sandecker sah Pitt nachdenklich an. »Sie meinen, er war gerade dabei, diese Modelle abzuliefern, als er den Kurs änderte, um Sie und Hunnewell abzuschießen?«
»Genau. Einer von Rondheims Fischkuttern hat möglicherweise gesehen, wie wir Island anflogen, und hat den Jäger über Funk umgeleitet.«
»Wieso Rondheim? Ich sehe nicht, weshalb er in diese Geschichte verwickelt sein sollte.«
»Ich weiß auch nicht, ob ich recht habe.« Pitt zuckte die Achseln. »Möglicherweise täusche ich mich in Rondheim und er wirkt auf mich wie der Butler in einem alten Kriminalfilm. Alles weist auf ihn als den Hauptverdächtigen hin. Aber am Schluß stellt sich unser freundlicher Butler als ein verkleideter Polizeibeamter heraus und der Täter ist jemand, an den man zuallerletzt gedacht hätte.«
»Ich kann mir aber nicht helfen: Rondheim als verkleideter Bulle ist
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